Calle. Zum zweiten Mal sind die drei Sanitech-Installateure ins Ahrtal gefahren. Was sie dort erleben und sehen, ist auch heute noch schockierend.

„Sie glauben nicht, wie es da unten aussieht, wenn sie es nicht selbst gesehen haben“ - Ein Satz, den man seit der verheerenden Flutkatastrophe im Juli von vielen Menschen gehört hat, die im Ahrtal leben, arbeiten oder Hilfe leisten. So auch von Ralph Großmann, der die Firma Sanitech Installations GmbH in Calle am Waller Bach führt.

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Örtliche Firmen benötigen Unterstützung

Er und seine beiden Kollegen, Eckhard Kirsch und Markus Rother, sind in diesem Jahr bereits zwei Mal in die Region Bad Neuenahr-Ahrweiler gefahren und haben dort die Schumacher GmbH, einen mittelständischen Sanitär-Familienbetrieb, unterstützt. Was sie dort erlebt und gesehen haben, lässt die drei gestandenen Männer schockiert zurück. „Autohändler, Metzgereien, neue Fertighäuser, es wurde einfach alles zerstört. Und die Firmen vor Ort kommen einfach nicht mehr hinterher. Die sind alle seit Juli im Dauereinsatz und benötigen Hilfe von außerhalb“, erklärt Ralph Großmann.

Eindrücke aus dem Ahrtal. Hier hilft die Firma Sanitech aus Meschede.
Eindrücke aus dem Ahrtal. Hier hilft die Firma Sanitech aus Meschede. © Unbekannt | privat

Der Entschluss im Ahrtal zu helfen, war daher schnell gefasst und über die Handwerkskammer hat dann schließlich die Vermittlung in die Region Bad Neuenahr-Ahrweiler und zur Schumacher GmbH stattgefunden. „Bei der Kammer sind Firmen gelistet, die Unterstützung benötigen und so ist es dazu gekommen, dass wir in der Woche um Allerheiligen zum ersten Mal ins Ahrtal gefahren sind, um mit anzupacken“, so Großmann. Und im Dezember ging es bereits ein zweites Mal für eine ganze Woche in die Region. Die größte Aufgabe sei es aktuell, denjenigen, deren Häuser noch bewohnbar sind, bei der Installation von Heizungsanlagen zu helfen, um für warme Räume und natürlich Warmwasser zu sorgen.

Zustand der Häuser größtenteils katastrophal

Denn noch immer sind tausende Flutopfer ohne Gas- und Stromanschluss. „Es sieht wirklich aus wie nach einem Bombenanschlag und es sind etwa 40.000 Menschen ohne Strom. Und das mitten im Winter“, sagt Markus Rother, Auszubildender bei Sanitech, sichtlich betroffen. Zwar seien die Straßen inzwischen wieder recht gut geräumt, der Zustand der betroffenen Häuser aber auch Monate nach der Flut noch katastrophal. „Es bietet sich wirklich ein schlimmes Bild, auf etwa 2,50 Meter ist an den meisten Häusern der Putz abgekloppt, weil das Wasser mindestens so hoch stand. Ganze Dörfer sind einfach leer, weil man dort aktuell nicht wohnen kann und die Menschen sind bei Freunden und Bekannten untergekommen“, berichtet Eckhard Kirsch.

Eigene Aufträge wurden umgeplant

Um zumindest einigen Betroffenen um die Feiertage wieder ein warmes Zuhause zu bieten, hat Ralph Großmann seine Aufträge in Meschede und Umgebung dementsprechend eingeplant und für Notfälle Vertretungen organisiert. „Wir arbeiten dann vor den Einsätzen im Ahrtal hier natürlich alles ab und für wirkliche Notfälle steht jemand für unsere Kundinnen und Kunden zur Verfügung. Ich muss aber auch sagen, dass die alle größtes Verständnis dafür gezeigt haben, dass wir mal eine Woche nicht zur Verfügung stehen“, erklärt der Sanitech-Geschäftsführer.

Auch Monate nach der Flut sind viele Häuser oder ganze Dörfer noch unbewohnbar.
Auch Monate nach der Flut sind viele Häuser oder ganze Dörfer noch unbewohnbar. © Unbekannt | privat

Vor Ort sind er und seine beiden Angestellten dann jeweils für eine Woche in einem Hotel untergebracht, leben inmitten derer, die es schwer getroffen hat. Da komme zum einen die unfassbare Dankbarkeit der Bewohner immer wieder zum Ausdruck, aber auch das unglaubliche Leid, das die Ahrtaler erfahren mussten. „Wir sagen immer, dass es gut ist, dass wir zu dritt dort waren. Sonst würde einem hier wahrscheinlich keiner glauben, was man berichtet“, sagt Eckhard Kirsch.

Nächster Einsatz für Januar geplant

Da seien zum Beispiel die extrem traurigen Geschichten derer, die ihre Angehörigen auf schlimmste Art und Weise durch die Flut verloren haben. Und natürlich bestimmen auch die existenziellen Sorgen, die jeden Betroffenen umtreiben würden, den Alltag im Ahrtal: „Die Menschen berichten davon, dass die Versicherungen trödeln und an Soforthilfe sind bei denen, mit denen wir in Kontakt waren, nur zwischen 2000 und 3000 Euro angekommen“, berichtet Ralph Großmann.

Um das Leid im Flutgebiet erneut ein kleines bisschen zu lindern, werden er, Eckhard Kirsch und Markus Rother im Januar erneut die Arbeit im Sauerland für eine Woche ruhen lassen und im Ahrtal mit anpacken. Denn wer, wie die drei Sauerländer, einmal mit eigenen Augen gesehen hat, wie schlimm es die Region und ihre Bewohner erwischt hat, werde oft zum Wiederholungs-Helfer: „Es wird noch viel Zeit brauchen, bis dort wieder alle Häuser, die noch stehen, bewohnbar sind. Ich will nicht ausschließen, dass wir auch noch öfter hinfahren werden, um beim Wiederaufbau zu helfen“, so Großmann.