Meschede. Es ist schon länger ein Problem und nach Aussagen Mescheder Taxi-Unternehmer, ändert sich voraussichtlich leider wenig daran. Das hat einen Grund.
Dass es im Großraum Meschede nachts nicht leicht ist, ein Taxi zu bekommen, ist seit Jahren bekannt. Verändert hat sich dahingehend aber trotzdem nichts. Mescheder Taxifahrer sprechen offen darüber, wie es um die Verfügbarkeit in der Nacht steht und warum es voraussichtlich auch dabei bleiben wird.
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Zusammenschluss könnte nachts sinnvoll sein
Bei einer der letzten Berichterstattungen unserer Zeitung zu diesem Thema in Meschede wurde durch Taxi-Unternehmer Dieter Spancken der ewige Wunsch laut, dass sich die verbleibenden Betriebe doch zusammenschließen sollten, um in der Nacht eine Beförderung sicherzustellen. Doch dazu ist es bis heute nicht gekommen. „Eigentlich wäre das schon vor zehn Jahren sinnvoll gewesen, aber funktioniert hat es leider nie“, sagt Spancken, der sein Unternehmen hauptsächlich vom Chiemsee aus leitet, wo er und seine Frau inzwischen ausschließlich wohnen.
Ein Grund dafür sei, dass die Sorge vor der Konkurrenz noch immer eine Rolle spielen könnte, vermutet Maik Hoffmann vom Taxi Unternehmen Hoffmann und Hegener. „Letztlich ist es dann vielleicht schon so, dass der eine Angst hat, seine Stammkunden zu verlieren, wenn ein anderer diese durch ein Schichtsystem mit mehreren Unternehmen befördert“, sagt Hoffmann, der die typische Denkweise, dass der Taxiunternehmer des Taxiunternehmers Feind ist, als veraltet bewertet. Dieter Spancken hält es in den Abendstunden wochentags inzwischen aber durchaus so, dass er auf Taxi Hoffmann verweist, wenn er keinen Fahrer mehr im Einsatz hat. „Das Tagesgeschäft durch Dialyse- und Krankentransporte läuft hingegen sogar fast wieder besser als vor Corona, wenngleich die Nachfrage durch Privatkunden weiterhin sinkt. Unter der Woche ist nach 18 Uhr kaum kaum noch etwas los“, berichtet Dieter Spancken und kommt zum ernüchternden Fazit: „Vom dazu tun kann keiner leben.“
Entbindung der Betriebspflicht nur im Lockdown 20/21
Eine Betriebspflicht für Taxi-Unternehmer gibt es im Hochsauerlandkreis zwar nach wie vor, diese wurde nur im Dezember 2020 und Januar 2021 auf Wunsch bei einigen Betrieben ausgesetzt, wie das Straßenverkehrsamt auf Nachfrage dieser Zeitung erklärt. „Eine generelle Entbindung von der Betriebspflicht wurde im Hochsauerlandkreis nicht ausgesprochen“, heißt es. Trotzdem fahren bis auf Taxi Hoffmann und Hegener keine weiteren Unternehmen wochentags bis spät in den Abend oder gar die Nacht. „Ich interpretiere das auch so, dass nicht jeder Betrieb 365 Tage im Jahr 24/7 erreichbar sein muss, sondern zumindest ein Unternehmen im Umkreis“, erklärt Dieter Spancken.
Hoffmann und Hegener fahren nachts
Maik Hoffmann sowie sein Kollege Thomas Hegener, der in Bestwig fünf Taxen betreibt, halten unter der Woche immer ein Fahrzeug mit Fahrer bereit, „im Notfall könnten wir auch noch ein zweites oder sogar drittes Auto besetzen“, oftmals reiche das aber nicht aus, um ohne lange Wartezeiten allen Kundinnen und Kunden zu entsprechen, die in der Zentrale anrufen. So kann es vorkommen, dass man nach dem Restaurantbesuch in der Kernstadt 45 Minuten oder länger warten muss, wenn man sich spontan dazu entschließt, ein Taxi nutzen zu wollen, wie unsere Redaktion von Fahrgästen, die anonym bleiben möchten, erfahren hat.
Vor allem unter der Woche schwierig
Taxi-Unternehmerin Ingrid Völmecke, die seit 1976 im Geschäft ist, schildert, dass es für sie schlichtweg unmöglich ist, unter Woche für nächtliche Fahrten Mitarbeiter zu finden. Bei ihr sind insgesamt vier Festangestellte und vier Aushilfen beschäftigt, um 24/7 fahrbereit zu sein, genüge das aber nicht. „Am Wochenende fahren wir natürlich schon bis zwei oder auch mal drei Uhr, wenn dann aber eine Stunde niemand anruft, ist Schluss“, erklärt sie. Hoffmann und Hegener halten den Betrieb an den Wochenenden zwar durchgängig aufrecht, doch auch hier könne es immer mal wieder zu längeren Wartezeiten kommen. Die beiden sind mit ihren Taxen dann allein für ein riesiges Einzugsgebiet zuständig. „Es gibt natürlich immer die eine Primetime, in der besonders viele Anrufe eingehen und man noch mehr Taxen bräuchte. Aber nur für dieses Zeitfenster kann ich mir ja nicht noch ein Auto in Reserve hinstellen“, so Maik Hoffmann.
Grundsätzlich schätze er sich aber glücklich, überhaupt noch Mitarbeiter zu haben, die mit Engagement dabei sind und für die das Taxifahren eine Herzensangelegenheit ist. „Wir haben etwa 15 festangestellte Fahrer und noch einmal die gleiche Anzahl an Aushilfen, ohne die es nachts gar nicht funktionieren würde. Diejenigen, die nachts fahren, sind mit Herzblut dabei und denen liegt etwas daran, dass die Mescheder gut nach Hause kommen“, berichtet Hoffmann, dass ausgerechnet diese Mitarbeiter es nicht verdient hätten, wenn wieder einmal Kunden drei Taxiunternehmen parallel anrufen würden und der Fahrer letztlich niemand vorfindet. „Das macht es letztlich für alle schwieriger und die Wartezeiten nur noch länger. Wichtig wäre es auch, dass Hausnummern besser sichtbar gemacht werden, dann könnten wir noch weitere Zeit einsparen“, so der Taxi-Unternehmer.
Corona trägt zur Misere bei
Dass die Coronapandemie das Taxi-Nachtleben im Sauerland über Monate lahmgelegt hat und bis heute Volks- und Schützenfeste weitgehend ausfallen, mache das Geschäft in der Nacht nicht einfacher und schon gar nicht rentabler. Normalerweise würde man mit einer Mischkalkulation von Fahrten mit weiterer und kürzerer Anfahrt arbeiten, das sei jedoch noch immer nicht wieder realisierbar.