Meschede. Ja, es liegen auch Geimpfte mit Corona auf Intensivstationen. Aber: Wie viele sind es? Und warum? Und wie viele Ungeimpfte? Eine Analyse im HSK.

In der Corona-Pandemie gibt es für jede Behauptung die passende Bestätigung - und sei sie noch so unwahrscheinlich. Das Internet liefert - je nach Blickwinkel - für jede These die mehr oder weniger geeignete Studie. Ein häufiger Streitpunkt: Wer liegt eigentlich in den Kliniken mit einer Corona-Infektion? Sind es tatsächlich mehr Ungeimpfte? Oder doch mehr Geimpfte?

Bemerkenswert an der Recherche zu diesem Thema ist: Nicht alle Gesundheitsämtern liegen Daten zum Impfstatus der stationären Patientinnen und Patienten vor. Der Hochsauerlandkreis in Meschede beispielsweise kann keine Auskunft darüber geben. Über Erhebungen verfügt dagegen das Klinikum Hochsauerland. Hier werden die meisten Corona-Patienten in der Region behandelt.

Zunächst der Blick auf die Intensivstation. Sie stehen im Fokus, wenn es um eine mögliche Überlastung des Gesundheitssystems und damit um Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens durch die Politik geht: Die überwiegende Mehrzahl - etwa 70 Prozent - der auf der Intensivstation behandelten Covid-Patienten ist laut Klinikum Hochsauerland nicht geimpft.

Versagt die Impfung also bei fast jedem Dritten erheblich? Nein - dass auch Geimpfte auf einer Intensivstation versorgt werden müssen, hängt oftmals mit hohem Lebensalter und Vorerkrankungen zusammen. Und jetzt es wird mathematisch: Der Hochsauerlandkreis verzeichnet eine sehr hohe Impfquote von mehr als 80 Prozent der Bevölkerung. Das bedeutet: Die zahlenmäßig sehr viel kleinere Gruppe der weniger als 20 Prozent Ungeimpften belegt mit 70 Prozent einen Großteil der Intensivbetten.

Pressesprecher des Klinikums Hochsauerland: Richard Bornkeßel. 
Pressesprecher des Klinikums Hochsauerland: Richard Bornkeßel.  © Unbekannt | Klinikum Hochsauerland

Diese Berechnung ist auch wichtig bei den Statistiken auf der normalen Station: Hier beträgt die Verteilung im Klinikum Hochsauerland zwischen Geimpften und Ungeimpften 50:50, also etwa die Hälfte. „Tendenziell sind die behandelten ungeimpften Patienten eher jünger, während die geimpften Patienten tendenziell älter sind und die Corona-Infektion dabei zum Teil nicht ursächlich für den Krankenhausaufenthalt ist“, berichtet Pressesprecher Richard Bornkeßel.

Jeder wird getestet

Während Ungeimpfte also zumeist wegen ihrer Erkrankung ins Klinikum Hochsauerland eingeliefert werden, wird die Infektion bei Ungeimpften oftmals beiläufig festgestellt. Hintergrund: Jeder, der aufgenommen wird, wird zur Sicherheit auf das Coronavirus getestet. Ein Patient mit einem Infarkt oder Bruch beispielsweise, würde in die Statistik eingehen, wenn sein Test positiv ausfiele, selbst wenn er keine Corona-Beschwerden zeigt. Bei Geimpften kommt dieses Phänomen weitaus häufiger vor - sie sind ja in der Überzahl.

Das Robert-Koch-Institut verweist in einem Merkblatt darauf, dass sich der Anteil der Ungeimpften in den Kliniken - nicht absolut, aber relativ - immer weiter erhöhen wird, je mehr Menschen eine Impfung erhalten haben. Gemeint ist damit: Wenn 100 Prozent der Menschen geimpft wären, wären auch 100 Prozent der Corona-Patienten in den Kliniken Geimpfte.

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Das RKI rechnet es so vor (siehe Grafiken): „Bei einer niedrigen Impfquote ist die absolute Anzahl von Covid-19-Patientinnen und -Patienten im Krankenhaus hoch. Der relative Anteil vollständig Geimpfter an allen Covid-19-Patienten und Patientinnen ist niedrig.“ Aber: „Bei einer hohen Impfquote ist die absolute Anzahl von Covid-19-Patientinnen und -Patienten im Krankenhaus niedrig. Der relative Anteil vollständig Geimpfter an allen COVID-19-Patienten und Patientinnen ist hoch.“

Die Behörde bittet darum keine falschen Schlüsse aus einer prozentualen Belegung zu ziehen: „Eine Impfung ist der beste Schutz vor schweren Erkrankungen. Je mehr Personen geimpft sind, desto weniger Patientinnen und Patienten müssen insgesamt mit einer Covid-19-Infektion im Krankenhaus behandelt werden.“

>>> Alle Daten zu Corona in Meschede, Eslohe, Bestwig und Schmallenberg gibt es hier.