Meschede. Im Advent lüften wir an jedem Tag Geheimnisse. So auch dieses: Was steckt hinter der Fahrt ins Blaue, die das Busteam Sauerland anbietet?

Die Sache ist so geheim, dass man erst am Ziel erfährt, wofür man eigentlich Geld ausgegeben hat. Die Fahrten „ins Blaue“ der örtlichen Busunternehmer sind legendär. Doch für alle, die noch nie dabei waren, verrät Christian Plöger, Geschäftsführer des Busteam Sauerland in Meschede, was eigentlich dahintersteckt.

Wie geheim sind sie denn wirklich, die Fahrten ins Blauen?

Christian Plöger: Geheim, geheim. (lacht) Aber, im Ernst: Der Busfahrer stellt sich morgens im Bus vor, wünscht einen schönen Tag, setzt sich ans Steuer und fährt los. Und die Reisenden erfahren das Ziel erst, wenn der Bus stoppt. Zwischendurch wird natürlich schon spekuliert, wo es hingeht, sogar mit dem Handy verfolgen manche die Strecke. Aber selbst wenn man weiß, wo man gelandet ist, weiß man ja immer noch nicht, welches Programm einen erwartet. Und bei Mehrtagesfahrten zieht sich das auch über drei, vier Tage.

Wer lässt sich auf so eine Ungewissheit ein?

Viele unserer Gäste sind Wiederholungstäter, die sich einfach gern überraschen lassen. Der Altersschnitt ist wie bei allen Busreisen - eher 60plus. Die Fahrt zum Muttertag wird gern verschenkt, zum 1. Mai sind eher Clubs und Grüppchen unterwegs. Das gemeinsame Abenteuer mit der Frage, „Wo geht es denn nun hin?“, macht aus der Gruppe auch viel schneller eine eingeschworene Gemeinschaft als bei anderen Busreisen. Einer reißt da den anderen mit.

Funktioniert eine solche Fahrt ins Blaue nur mit einem örtlichen Busunternehmer.

Davon bin ich überzeugt. Überregionalen Anbieter versuchen zwar schon mal mit Kampfpreisen Fuß zu fassen, aber zu einer solchen Fahrt ins Blaue gehört eben auch viel Vertrauen. Man würde nicht jedem 60 bis 70 Euro auf den Tisch legen und sagen: „So jetzt ist Muttertag oder 1. Mai - unterhalte mich mal einen Tag gut.“

Geht das auch über mehrere Tage?

Das ist schon wegen des höheren Preises etwas schwieriger. Gut angenommen werden da immer unsere Fahrten über Ostern oder Silvester. Silvester ist es den Menschen meist nicht so wichtig, in welche Stadt es geht, wenn sie wissen, dass sie ein festliches Essen, Musik und Tanz - vielleicht ein Konzert - erwartet. Ostern reisen auch viele Alleinstehende, weil Freunde und Bekannte die Zeit mit der Familie verbringen. Hier finden sie dann Gleichgesinnte.

Rundreisen in die Ferne - wie hier nach Norwegen - sind im Moment nicht sehr gefragt. Das Busteam bietet vor allem Fahrten innerhalb von Deutschland an. Für die Fahrt ins Blaue gilt das noch mal besonders.
Rundreisen in die Ferne - wie hier nach Norwegen - sind im Moment nicht sehr gefragt. Das Busteam bietet vor allem Fahrten innerhalb von Deutschland an. Für die Fahrt ins Blaue gilt das noch mal besonders. © Privat | Busteam Sauerland

Und welche Ziele wählen Sie für die Fahrt ins Blaue aus?

Darunter sind Evergreens und Experimente. Zum Beispiel eine Fahrt ins Emsland, ist über den Katalog schwer zu verkaufen. Man kann aber auch dort ein spannendes Programm mit Moormuseum und Besuch der Torfstecher zusammenstellen. Wir waren auch mal in Kassel an den Kaskaden auf der Wilhelmshöhe. Das ist ja eigentlich ganz nah, aber da fahren die wenigsten sonst hin. Oder wir unternehmen Fahrten, die man kurzfristig planen muss, weil sich Veranstalter oder Hotels nicht - wie für die Katalogplanung notwendig - anderthalb Jahre im Voraus festlegen wollen. So waren wir zum Beispiel in Wuppertal und die Mitreisenden erhielten im Kaiserwagen der Schwebebahn eine Stadtführung mit Kaffee und Kuchen. Wir testen mit der Fahrt ins Blaue auch schon mal Ziele, die es dann, wenn sie gut angenommen werden, später in den Katalog schaffen.

Macht das auch Ihnen besonderen Spaß, so etwas zu planen?

Ja, auf jeden Fall. Das Schöne daran ist, dass die Planung kurzfristiger ist. Manchmal bekommt man ja übers Jahr Angebote auf den Tisch, die sonst keine Chance hätten, im Katalog zu landen. Bei der Fahrt ins Blaue plane ich oft erst vier Wochen im Voraus.

Und was sagen die Busfahrer?

Die genießen diese Fahrten auch. Zur Begrüßung gehört immer ein kleiner Sekt für die Mitreisenden und auch unterwegs wird oftmals noch ein Kaffee oder Schnaps ausgegeben. Während dann im Fonds alle schon spekulieren, wo es denn nun hingeht, machen sich die Fahrer gern einen Spaß daraus und fahren einfach mal zwei Abfahrten früher von der Autobahn und weiter über Land, um die Rätselnden zu verwirren. Oder sie fahren auch zwei, drei Mal im Kreisverkehr herum, und lassen raten, wo es jetzt gleich rausgeht

HINTERGRUND

Zum Busteam Sauerland gehören Knipschild-Reisen in Meschede, Kersting-Reisen in Eslohe, Hunau-Reisen in Bödefeld und Henneke-Touristik in Arnsberg.

Der nächste Katalog des Busteam Sauerland kommt auch 2022 wegen Corona erst im Frühjahr auf den Markt. Christian Plöger plant mit Hochdruck daran. Er betont: „Trotz der Pandemie und der aktuellen Einschränkungen lassen wir uns und unsere Gäste nicht hängen.“ Die Saison startet dann Ostern.