Meschede. Endlich wieder reisen! Busunternehmer aus Meschede, Eslohe, Schmallenberg und Arnsberg erklären, was möglich ist und wo es noch Probleme gibt.
„Wir stehen in den Startlöchern!“ - die vier Gesellschafter vom Busteam Sauerland aus Meschede wollen und können wieder Busreisen anbieten. Und das Schöne: „Auch unsere Kunden kommen wieder“, freut sich Beate Kersting, von Kersting-Reisen in Eslohe.
Im vergangenen Herbst hatte sich der Mescheder Anbieter von Katalog-Busreisen gerade nach dem ersten Lockdown wieder aufgerappelt, als die zweite Coronawelle anrollte und alles wieder schließen musste. Jetzt aber wollen sie durchstarten: „Wir und unsere Fahrer sind bereit und auch unsere Haupt-Kundschaft, die Gruppe der über 60-Jährigen, sitzt auf heißen Kohlen“, erklärt Christian Plöger, Busteam-Geschäftsführer. Die Angst vor einer Infektion sei deutlich gesunken, die meisten Kunden schon doppelt geimpft. Dazu garantieren die Unternehmer Virus-Sicherheit - neben Hygiene-, Masken- und Abstandsregeln - die Busse werden nur zu 60 Prozent ausgelastet - gibt es eine „100-fache“ Luftumwälzung in der Stunde: „Nicht wie im Flieger“, betont Friedel Knipschild von Hunau-Reisen in Bödefeld. „Bei uns wird echte Frischluft zugeführt – und das schon immer.“
Was Probleme bereitet
Doch es gibt immer noch einige Erschwernisse: „Die rechtlichen Bestimmungen sind der reinste Flickenteppich“, ärgert sich Plöger. „Jedes Bundesland hat eigene Regeln, jedes Hotel, jedes Museum verlangt andere Voraussetzungen.“ Dabei geht es vor allem um Tests und Masken. Gerade die Testpflicht – selbst für Geimpfte und Genesene – macht es den Veranstaltern schwer. Viele Theater bestehen auf einen Test, der höchstens 24 Stunden alt ist. „Das ist bei touristischen Reisen fast nicht zu leisten, vor allem, wenn die Tour am frühen Montagmorgen im Sauerland startet“, ergänzt Knipschild. Hochsee-Reedereien verlangten beispielsweise einen PCR-Test. Der müsse dann zwar erst im Terminal gemacht werden. „Doch was passiert, wenn der dann dort vor Ort positiv ausfällt? Individualreisende können sich darauf einstellen, die fahren dann wieder nach Hause.“ Aber bei einer Busreise sei das ja kaum möglich. Dazu kommt: All‘ diese Regeln sind nicht langfristig planbar: „Sie ändern sich von Tag zu Tag.“
Individualreisen
Diese Probleme sehen auch die Kunden und das hat Auswirkungen auf die Reiseziele. Fahrten in die Metropolen oder Rundreisen im Ausland sind Ladenhüter. „Gebucht wird die klassische Urlaubsreise, bei der wir die Kunden abholen und sie dann zu ihrem Urlaubsziel bringen - am liebsten ein Hotel in Deutschland, an der See, im Allgäu oder in der Lüneburger Heide“, berichtet Sabine Knipschild von Knipschild-Reisen in Meschede. Nach einer Woche geht es wieder gemeinsam zurück. „Und die Kunden wissen: Selbst, wenn es einen Quarantäne-Fall geben sollte, kümmern wir uns darum, dass alle wieder wohlbehalten nach Hause kommen.“ Dabei sähen viele Kunden nicht auf den Cent, beobachtet Christian Plöger. „Viele waren ja im letzten Jahr gar nicht verreist. Das Geld wird jetzt auch für höherpreisige Reisen ausgegeben.“ Auch Flussfahrten in Deutschland starten wieder - zuletzt eine Fahrt von Berlin nach Kiel, bei der ein Bödefelder Reisebus die Route für Landausflüge begleitet. 120 Personen, eine feste Gruppe“, sagt Friedel Knipschild. „Es geht vorsichtig wieder los.“
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Gruppen- und Vereinsfahrten
Dagegen sind die meisten Vereine noch verhalten. „Wir versuchen aber immer den Kontakt zu halten“, sagt Martin Franke von der Henneke-Touristik. Den Musikvereinen fehle zum Beispiel schlicht das Geld für eine längere Fahrt, weiß Friedel Knipschild. „Die konnten ja auch nichts verdienen.“ Und Sabine Knipschild beobachtet, dass in den meisten Familien jetzt erstmal der Urlaub mit der Familie ansteht, bevor man weitere Vereinsausflüge plant. „Was gut läuft, sind Tagestouren im Sauerland mit dem Berge-Bus. Die Leute wollen raus.“ Auch die kfd zeigt sich reiselustig: „Die Esloher Frauen haben die 2020 ausgefallenen Touren in den September und den Advent verschoben. Und alle sind weiter dabei“, freut sich Beate Kersting. Gleichzeitig appelliert sie - auch im Namen ihrer Kollegen: „Wer als Verein jetzt kurzfristig eine Reise planen will, sollte uns ansprechen: Die Chancen stehen sehr gut.“
Die Hilfen
Insgesamt sind die Busunternehmen froh, dass viele Kunden sie auch in der Krise unterstützt haben. „Wir haben versucht, fair und transparent zu sein“, betont Plöger. Das zahle sich jetzt aus. So habe das Busteam kaum Gutscheine ausgegeben. „Alle, die ihr Geld zurückhaben wollten, haben es bekommen“, betont Plöger. Trotzdem habe manch einer das Geld stehengelassen. „Auch das hat geholfen.“ Ansonsten gab es Unterstützung vom Bund für Busse, nicht eingesetzt wurden und das Kurzarbeitergeld für die Mitarbeiter. Die meisten blieben ihren Chefs treu. Manch einer wechselte von der Langstrecke in den nicht so beliebten Stadtverkehr. „Als jetzt einer unserer Reisebusfahrer seine erste Route nach dem Lockdown in den Händen hielt – eine Klassenfahrt - leuchteten seine Augen“, berichtet Beate Kersting: „Endlich wieder fahren!“
Hintergrund
Zum Busteam Sauerland gehören seit 2003 die Unternehmen Knipschild-Reisen in Meschede, Kersting-Reisen in Eslohe, Hunau-Reisen in Bödefeld und Henneke-Touristik in Arnsberg.
Ingesamt besteht eine mehr als 30-jährige Kooperation zwischen den Busunternehmen.
Die eigene Gesellschaft bietet als einziges Sauerländer Unternehmen Katalog-Busreisen für Individualreisende an. Geschäftsführer ist Christian Plöger.
Das Busteam verfügt zusammen über 73 Busse und rund 120 Mitarbeiter. Knipschild, Kersting und Henneke fahren hauptsächlich ÖPNV und Gruppenreisen. Hunau Reisen hat den Schwerpunkt auf Fernbus- und Reiseverkehr.
Gruppen- und Vereinsreisen werden in der Regel über die einzelnen Unternehmen gebucht.