Grevenstein. Die Veltins-Brauerei in Grevenstein bei Meschede denkt in die Zukunft voraus: Neue Produkte brauchen mehr Platz - und Veltins hat Pläne dafür.

Nach der Erweiterung ist vor der Erweiterung: Veltins plant langfristig schon in die 2030er-Jahre hinein. Dann allerdings wird die Brauerei auf Mescheder Stadtgebiet platzmäßig endgültig an ihre Grenzen stoßen. Erstmals wird sie deshalb auch über die Stadtgrenze hin-aus eine Fläche auf Sunderaner Gebiet in Anspruch nehmen. Muss Meschede dann auch die Gewerbesteuer teilen?

Nur zwei Flächen auf Mescheder Grund

Die Planung der Brauerei muss zwangsläufig langfristig sein: Denn dafür muss wiederum muss die Stadt Meschede sich aufwendig um die Änderung des Regionalplans bemühen. Darin ist festgelegt, welche Flächen wo für welche Zwecke vorhanden sind. Benötigt werden für die langfristige Erweiterung nämlich Flächen, die bislang noch nicht für Gewerbe bzw. Industrie zur Verfügung stehen. Und da wird es auf Mescheder Grund langsam eng.

Der Stadtentwicklungsausschuss genehmigte einstimmig, den Regionalplan für die letzten beiden möglichen Flächen zu ändern: 3,2 Hektar nördlich des jetzigen Geländes jenseits der Landstraße 839 nach Altenhellefeld sowie knapp ein Hektar nordöstlich der brauereieigenen Kläranlage. Das große Gebiet wird als künftige Verkehrs- und Lagerfläche benötigt, unter anderem damit Lkw-Fahrer ihre Lenk- und Ruhezeiten einhalten können, das kleine Gebiet dient als Reserve, um bei Bedarf die Kläranlage optimieren zu können.

Sunderaner Fläche im Besitz von Veltins

Bekannt wurde aber auch: Weitere fast 11 Hektar südwestlich der Landstraße sind ebenfalls bereits im Besitz der Familie Veltins – und diese liegen genau jenseits der Stadtgrenze auf Sunderaner Gebiet. Deshalb ändert auch die Stadt Sundern ihren Flächennutzungsplan und stellt ebenfalls den Antrag, dafür den Regionalplan zu ändern. Bislang ist das eine landwirtschaftliche Nutzfläche.

Steuer hängt von Lohnsumme ab

Die Veltins-Brauerei ist der größte Gewerbesteuerzahler in der Stadt Meschede. Was die Ausdehnung der Brauerei dann finanziell bedeutet, ist noch völlig offen.

Aus der Luft ist das Ausmaß der aktuellen Erweiterung zu sehen: Hier entsteht der neue Bereich für die künftige Flaschenabfüllung.
Aus der Luft ist das Ausmaß der aktuellen Erweiterung zu sehen: Hier entsteht der neue Bereich für die künftige Flaschenabfüllung. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Steuerrechtlich wird das ein so genannter „Zerlegungsfall“, wenn sich ein Unternehmen auf zwei Kommunen erstreckt. „Ich rechne zunächst mit keinen Auswirkungen“, sagt Meschedes Kämmerer Jürgen Bartholme. Entscheidend wird sein, was genau auf dem Sunderaner Gebiet entstehen würde: Das ist abhängig von den Lohnsummen, die dort anfallen. Für einen Parkplatz beispielsweise würde keine Gewerbesteuer anfallen, für eine Produktionsstätte schon.

„Wir sind tatsächlich an der Grenze angelangt“, sagt Brauereisprecher Uli Biene: Auf Mescheder Gebiet sei angesichts der schwierigen Topographie nicht mehr machbar. Schon die aktuelle Erweiterung muss in den Hang hinein umgesetzt werden. Die Brauerei setzt außerdem auf flächensparende Verfahren: Die Produktionsanlagen werden mehrstöckig gebaut, es werden Einschienenhängebahnen eingesetzt, außerdem Hochregallager gebaut.

Ende der 2020er Jahre, eher 2030

Die erneuten Erweiterungspläne würden aber, so Biene, frühestens Ende der 2020er, eher 2030 akut. Die Brauerei plane keine Kapazitätserhöhung, wolle sich aber durch die zunehmende Sorten-Vielfalt ihre Flexibilität erhalten: „Unser Wachstum kommt aus dem Pils-Bereich, aber auch aus der Vielzahl unserer Produkte. Sie machen das Handelsgeschäft komplexer.“

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Die Brauerei steht dadurch vor logistischen Herausforderungen: „Der Markt verlangt neue Produkte. Darauf muss man vorbereitet sein.“ Denn mehr Sorten bedeuten auch das Vorhalten unterschiedlichster Gebinde, die gepackt und gelagert werden müssten - vom Sixpack bis hin zum klassischen Kasten.

>>>HINTERGRUND<<<

Gegenwärtig läuft bei Veltins noch die Modernisierung und Erweiterung im Zuge des „Masterplans 2024“: 2024 soll diese Erneuerung zum 200-jährigen Bestehen der Brauerei beendet sein. 420 Millionen Euro werden bis dahin investiert.

Baulich abgeschlossen ist die Anlage des neuen Tankfeldes, das in den nächsten Wochen in Betrieb gehen soll, so Sprecher Uli Biene: Die neuen Tanks fassen 5000 Hektoliter.

Auch die Erweiterung der Verwaltung gehe in die Fertigstellung.

Für das ambitionierteste Vorhaben ist inzwischen das Baufeld entstanden: Für die neue Flaschenabfüllung musste der Felsen abgetragen werden, damit hier der nötige Platz entsteht. Ende des Jahres wird die Halle dafür gebaut, 2020/21 soll die Abfüllanlage in Betrieb gehen.