Schmallenberg. Stadtförster Siegfried Hunker blickt auf 27 Jahre Amtszeit in Schmallenberg zurück. Sein Kollege Christian Böker nimmt ab sofort seinen Platz ein.
„Ich weiß, dass ich alles hier in gute Hände abgebe und ich freue mich darauf, mich anderen Dingen zu widmen“, sagt Siegfried Hunker, der seit dem 1. November nicht mehr als Stadtförster von Schmallenberg tätig ist. Sein Kollege Christian Böker wird seinen Platz einnehmen. Ein Rückblick auf 27 Jahre Amtszeit in Schmallenberg und ein Ausblick in die Zukunft des Schmallenberger Stadtwaldes.
27 Jahre Stadtförster, da haben sie bestimmt viel erlebt. An welche Ereignisse und Zeiten denken Sie am liebsten zurück?
Siegfried Hunker Das ist schwer zu sagen, da gab es eine ganze Menge schöner Erlebnisse. In meiner Anfangszeit damals habe ich mitgeholfen, den Verkauf von Schmallenberger Holz zu bewerben. Wir gründeten den Förderverein „Forst und Holz“. Dann erinnere ich mich immer gern daran zurück, dass wir mal eine 32 Meter hohe Fichte gefällt haben, die dann der Weihnachtsbaum auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt wurde. Eine nicht so eine tolle Erinnerung ist der Sturm Kyrill im Jahr 2007. Das war ein einschneidendes Erlebnis. Aber besondere Freude hat mir immer die Zusammenarbeit mit den Schmallenberger Bürgerinnen und Bürgern gemacht.
Und wenn Sie an die Zukunft denken: Worauf wird in den nächsten Jahren besonders zu achten sein im Schmallenberger Stadtwald?
Siegfried Hunker Ich habe schon vor Jahren damit angefangen, unseren Wald zukunftsweisend auszurichten. Ich habe die Weichen so gestellt, dass wir mehr Mischbestände haben. Ich habe früh geschaut, welche Baumarten sich bei uns durchsetzen und ich denke, das wird auch in Zukunft ein wichtiger Punkt sein. Wir müssen uns breiter aufstellen, wenn der Borkenkäfer unsere Fichtenbestände angreift. Außerdem habe ich immer den Fokus der Holzvermarktung auf unsere Region gelegt. Ich finde es wichtig, dass wir auch in Zukunft unsere Sägewerke vor Ort versorgen.
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Thema Wald und Jagd: Sehen Sie bei diesem Thema Probleme? Wenn ja, wo und wie kann man ihnen entgegenwirken
Siegfried Hunker Wir haben mittlerweile 200 Hektar Kahlfläche im Schmallenberger Stadtwald. Die müssen aufgeforstet werden. Das geht aber nur mit angepassten Wildbeständen. Das Problem ist im Moment akut. Wir haben viel zu hohe Wildbestände. Deshalb haben wir auch die Pachtverträge angepasst.
Christian Böker Wir haben 2860 Hektar Wald. Dieser ist aufgeteilt in kleinere und größere verpachtete Jagdreviere. Die Pachtverträge sind alle sehr alt und nicht an den modernen Wald angepasst. Daher haben wir uns dazu entschieden, Änderungen vorzunehmen, die auf wissenschaftlichen und biologischen Erkenntnissen beruhen. Zum Beispiel zählt hier das Intervall-Jagen mit dazu. Das heißt, dass es Phasen gibt in denen viel und intensiv gejagt werden soll und dann aber auch verknüpft mit längeren Ruhephasen für das Wild.
Viele Waldwege sind durch den Abtransport von Borkenkäfer-Holz in Mitleidenschaft gezogen worden. Wann wird mit der Instandsetzung begonnen?
Christian BökerDa wir noch nicht absehen können, wann der Borkenkäfer-Befall unter Kontrolle ist und wir das Fichtenholz abgetragen haben, macht eine Instandsetzung nicht viel Sinn. Wir müssen tatsächlich abwarten. Wir schauen dennoch immer mal wieder, an welchen Stellen wir stark beschädigte Wege begradigen können. In den nächsten drei Jahren werden wir dann immer mehr finanzielle Mittel einsetzen, um die Wege wieder in einen guten Zustand zu bringen, das ist auch schon im Haushalt vermerkt.
Siegfried Hunker Was vielleicht auch mal zu erwähnen ist: Wir haben im Stadtwald 140 Kilometer Lkw-fähige Wege, die in Stand gehalten werden müssen. Das ist eine ganz schön lange Strecke.
Thema Borkenkäfer: Wie steht es um den Schmallenberger Stadtwald? Was ist Ihre Einschätzung?
Christian Böker Bis jetzt sind wir einigermaßen gut davon gekommen. Wir haben noch Fichten. Was aber im nächsten Jahr sein wird, kann jetzt noch keiner sagen. Wir tun auf jeden Fall unser Bestmögliches. Aber am Ende zählt, wie widerstandsfähig die Fichte ist. Im nächsten Jahr sind wir wieder Pilotregion zur Rettung der Fichte.
Herr Hunker, Sie kennen den Stadtwald besser als viele andere Leute, vielleicht sogar am besten? Was ist Ihre Lieblingsstelle?
Siegfried Hunker (lacht) Das ist keine einfache Frage. Da gibt es sehr viele schöne Stellen aber eine besondere Stelle fällt mir direkt ein. Es ist eine Bank, an der man vorbeikommen, wenn man vom Soldatengrab Richtung Bienenkopf in Bödefeld geht. Dort hat der Borkenkäfer volle Arbeit geleistet und deshalb hat man von der Bank aus jetzt einen tollen Blick. Ich setze mich gerne dorthin, verweile ein bisschen und schaue in die Ferne
Reicht es Ihnen jetzt mit dem Wald? Was haben Sie für Zukunftspläne?
Siegfried Hunker Ganz im Gegenteil. Ich freue mich sehr den Wald genießen zu können. In Zukunft werde ich mehr Zeit mit meinen Hobbys verbringen. Ich fahre gerne Ski, lese und wandere. Außerdem fahre ich gerne mit dem Paddelboot. Ich freue mich darauf, mehr Zeit zu haben.
Herr Böker, jetzt sind Sie erstmal mehr auf sich gestellt. Haben Sie Respekt vor dieser Aufgabe?
Christian Böker Respekt auf jeden Fall. Aber ich denke, dass ich ein gutes Team um mich habe mit dem wir alles meistern werden. Die Umstände im Wald ändern sich ja immer wieder, das macht unsere Arbeit auch so spannend.