Eversberg. Warum die Eversberger sauer auf den Ruhrverband und die Stadt Meschede sind und was das Klima damit möglicherweise zu tun hat.

Es stinkt den Eversbergern und zwar gewaltig: Drei Mal am Tag riecht es nach faulen Eiern, Gülle und Fäkalien. Die Anwohner der Mittelstraße in Meschede-Eversberg beschweren sich darüber seit 2016 - mal bei der Stadt, mal beim Ruhrverband. Doch geändert hat sich nichts. Nun haben sie die Nase voll.

Das sagen die Anwohner

„Wenn die Leute morgens aufstehen und zur Toilette gehen, mittags und abends ist der Gestank enorm“, sagt Joachim Lapsin, einer der Anwohner. In den Sommermonaten sei es besonders widerlich, „dann riecht man es auf der ganzen Straße.“ Besonders betroffen sind auch die Geschäftsleute: Eine Bäckerei, ein Blumengeschäft, ein Friseurladen und die Gastwirtschaft Dollen Hof liegen direkt im Dunstkreis der drei Kanaldeckel an der Kreuzung Dollenschlucht und Mittelstraße, wo der Geruch als besonders penetrant wahrgenommen wird.

„Dabei soll man wegen Corona doch ständig lüften, doch das geht hier nicht“, schimpft Markus Dahmen, Inhaber der Blumendeele. Doch auch alle anderen Anwohner kennen das Problem. „Wenn der Schwall rüberkommt, dann nutzt es auch nichts mehr, schnell das Fenster zu schließen“, sagt Julia Möller. „Denn dann bleibt der Gestank erst recht in der Wohnung.“

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Was die Anwohner ärgert: Seit 2016, nach der Sanierung der Straße, beschweren sie sich. „Den Gestank gab es schon vorher“, sagt Wilhelm Kotthoff, „aber damals hatten wir gehofft, dass es mit der Sanierung, die uns ja zum Teil auch fünfstellige Beträge gekostet hat, besser wird.“ Wurde es aber nicht. Im Gegenteil, so scheint es. Hinzu kam, dass im Ort erzählt wurde, man habe beim Bau der Straße Geruchsfilter vergessen. Joachim Lapsin unterstreicht das: Ein Mitarbeiter der ausführenden Firma habe ihm das damals berichtet.

Das sagt der Ruhrverband

Britta Balt, Pressesprecherin des Ruhrverbands, kann das allerdings nicht bestätigen. Sie erläutert das Problem: Das Pumpwerk am Friedhofsweg hebt das Abwasser über eine Druckrohrleitung bis zur Freigefälleleitung an, die unter der Mittelstraße verläuft. Je nach Bedarf springt dieses Pumpwerk an. Da der Querschnitt der Druckrohrleitung relativ großzügig bemessen sei, um auch Starkregen aufzunehmen, könne es dort zu einer gewissen Verweildauer des Abwassers und damit zu einer Geruchsentwicklung kommen. „Sie verfügt aber über eine Spül- bzw. Molchstation, mit deren Hilfe der geruchsfördernde Biofilm in gewissen Abständen aus der Leitung entfernt werden kann.“ Die Leitung wurde bereits 2010 verlegt und mit dem Neubau der Straße nicht verändert.

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Balt wundert sich, dass die Anwohner der Geruch seit 2016 vermehrt ärgert und vermutet, „dass es durch den Klimawandel zu immer längeren Phasen ohne oder mit nur geringen Niederschlagsmengen kommt und die Anwohner dies eher zufällig vermehrt seit den Umbauarbeiten 2016 registrieren, ohne dass es einen ursächlichen Zusammenhang gibt.“

Die Maßnahmen

Der Ruhrverband habe bereits nach den ersten Beschwerden den Pumpenzyklus angepasst, so dass die Pumpe auch schon bei geringeren Abwassermengen „anspringt“. Man wolle nun prüfen, ob der Zyklus noch weiter reduziert werden kann. Das werde allerdings „zu einem erhöhten Stromverbrauch, einem schnelleren Verschleiß und damit auch höheren Kosten“ führen, warnt Balt.

Zusätzlich soll noch in diesem Jahr eine technische Einrichtung in Betrieb gehen, die Frischluft in die Druckrohrleitung bläst. Auch dies sei mit einem entsprechend höheren Stromverbrauch verbunden, könne aber ebenfalls die Gerüche mindern.

Die Kommunikation

Die Anwohner sind über jede Maßnahme froh, die den Gestank reduziert. „Vielleicht kann man auch einfach über eine mechanische Lösung nachdenken“, schlägt Wilhelm Kotthoff vor „und die Löcher im Kanaldeckel verschließen.“ Die Frischluftzufuhr könne der Kanal ja auch über ein Filtersystem nur von der Straßenseite ziehen.

Letztlich jedoch wollen die Anwohner vor allem über die weiteren Maßnahmen auf dem Laufenden gehalten werden. Die bisherige Kommunikation sei schlicht mangelhaft. In Zeiten von E-Mail sei Information keine unüberwindbare Hürde. „Das Beste wäre ein Ortstermin mit dem Ruhrverband“, fordert Monika Dolle.

>>>HINTERGRUND

Bei allen Themen zum Kanalnetz ist die Stadt Meschede nicht mehr Ansprechpartnerin.

Sie hat die Nutzungsrechte an den Ruhrverband übertragen.

Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger hatten sich zuletzt auch an Bürgermeister Christoph Weber gewandt. Dieser hatte mitgeteilt, dass er die Beschwerden und Informationen an den Ruhrverband weitergeben wird, was, wie Pressesprecher Jörg Fröhling mitteilt, auch passiert sei.