Meschede. Dem Bauhof in Meschede wird ein Transporter gestohlen - jetzt kann die Polizei den Fall aufklären. Dahinter stecken viele weitere Straftaten.

Gelegenheit macht Diebe - der Spruch hat sich in Meschede bei einem ungewöhnlichen Autodiebstahl bewahrheitet. Inzwischen ist der mutmaßliche Täter gefasst: Er scheint für viele weitere Straftaten verantwortlich zu sein, darunter weitere Autodiebstähle.

„Was will man mit so einem Fahrzeug, außer für Bauhofzwecke?“, das fragt sich nicht nur Jörg Fröhling, Sprecher der Stadt Meschede, nach dem Diebstahl mit dem alles begann: „Das fragen sich hier alle bei der Stadt.“

So lassen sich die Tage bislang rekonstruieren

Denn ausgerechnet ein Fahrzeug des Mescheder Bauhofes klaut am Freitag, 15. Oktober, ein bis dahin unbekannter Mann – ein Mitarbeiter hat den Wagen um 6.50 Uhr im Bereich der öffentlichen Toilettenanlage am Mescheder Bahnhof geparkt, um die Mülleimer zu leeren. Dabei lässt er den Zündschlüssel im Schloss stecken. Plötzlich steigt ein Unbekannter in den kleinen Transporter ein – und fährt in Richtung Coventry-Brücke weg.

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Es gibt eine ungefähre Beschreibung von dem Mann: 55 bis 60 Jahre alt, kräftige Figur, 1,80 Meter groß etwa, mit einer gelb-grünen Tarnjacke und einer dunklen Hose gekleidet. Ausgesucht hat er sich für den Diebstahl einen weißen Transporter, Marke Piaggio, Modell „Porter“ mit offener Ladefläche und einem Kennzeichen der Stadtverwaltung.

Wer denkt, das wäre nur ein spontaner, dummer Jux und das auffällige Fahrzeug würde an der nächsten Ecke abgestellt und rasch wiedergefunden werden, der wird sich täuschen. Die Polizei in Meschede hat inzwischen die nächsten Tage ein wenig rekonstruieren können - nämlich anhand von weiteren Straftaten.

Noch am gleichen Tag begeht demnach der Autodieb mit dem Stadt-Fahrzeug im Raum Bödefeld eine Nötigung im Straßenverkehr. Dann ist kein Sprit mehr da: Am 18. Oktober wird mit dem Bauhofwagen in Eslohe ein Betrug an einer Tankstelle begangen – der Fahrer fährt weg, ohne den Sprit zu bezahlen. Das gleiche wiederholt sich dann danach an einer Tankstelle in Hessen.

Entdeckt in Groß Oesingen in Niedersachsen

Und dann wird das Mescheder Bauhoffahrzeug schließlich von der Polizei entdeckt – in Groß Oesingen. Das ist eine kleine Gemeinde in Niedersachsen, östlich von Celle gelegen. Das Fahrzeug war zur Fahndung ausgeschrieben worden. Allerdings: Keine Spur von dem Täter. Denn der hat sich offenbar wieder auf den Weg zurück in den Hochsauerlandkreis gemacht – dabei hat er in Groß Oesingen wiederum ein Auto gestohlen, diesmal einen VW Caddy.

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Dann fehlen erst einmal zwei Tage. Denn auf sich aufmerksam macht der Mann dann erst wieder am Samstag, 23. Oktober: Um 7.20 Uhr wird der Polizei in Meschede ein Autodiebstahl in Bestwig gemeldet. Eine halbe Stunde später entdecken Polizisten der Wache Winterberg dieses gestohlene Auto im Bereich von Niedersfeld. Dem Fahrer werden Anhaltezeichen gegeben, die missachtet er aber: Er beschleunigt stattdessen und fährt weiter in Richtung Olsberg. Dort sind ihm aber schon Polizeikräfte aus der Wache Meschede entgegen gekommen und können ihn in Olsberg anhalten. Der Mann wehrt sich bei der Festnahme, er wird leicht verletzt.

Tatverdächtiger ist 57 Jahre alt

Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen 57 Jahre alten Mann, gebürtig aus Schmallenberg. Er war zuletzt in Bielefeld gemeldet. Gegen ihn laufen jetzt diverse Ermittlungsverfahren, nicht nur wegen der Autodiebstähle und Tankbetrügereien, sondern auch wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte und wegen verbotenem Kraftfahrzeugrennen (der Flucht vor dem Streifenwagen). Eine Fahrerlaubnis besitzt der Mann auch nicht.

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Der Mescheder Bauhof muss vorerst weiter auf sein Fahrzeug verzichten. Der Transporter wird als Beweismittel behandelt und steht bei der für Groß Oesingen zuständigen Polizeiinspektion Gifhorn in Niedersachsen.

>>>HINTERGRUND<<<

Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft war 2020 der Land Rover Velar das am häufigsten gestohlene Automodell in Deutschland: Mit 15,5 gestohlenen Exemplaren von je 1000 Wagen. Die Schadenssumme beträgt dabei im Schnitt 52.200 Euro.

Den zweiten Platz in der Statistik belegt der BMX X6, Dritter ist der Kia Stinger.