Oberkirchen/Westtönnen. Eine Schmallenbergerin ist Vorsitzende des JU-Bezirks. Was sie zum Mitgliederentscheid, zu Merz und zu Frauen in der CDU sagt.

Beim Südwestfalentag der Jungen Union in Westönnen ist jetzt die 31-jährige Franziska Schütte-Sökeland aus Oberkirchen mit 100 Prozent der Stimmen als Vorsitzende des JU-Bezirks bestätigt worden. Sie wird damit dem 3500 Mitglieder starken Verband für zwei weitere Jahre vorstehen.

Glückwunsch! 100 Prozent Zustimmung, das ist ein tolles Ergebnis, das sich mancher Mann an der Spitze der CDU in den letzten Monaten gewünscht hätte.

Franziska Schütte-Sökeland: Ich freue mich, dass die Vorstandsarbeit des ganzen Teams offenbar so überzeugt hat, dass die Delegierten mich mit so hoher Zustimmung nun erneut gewählt haben.

Das ist ganz anders als bei der CDU. Die plant nach dem Desaster der Bundestagswahl die inhaltliche und personelle Neuaufstellung. Hat die JU Südwestfalen da einen Kandidaten oder eine Kandidatin im Blick?

Es gibt ja bisher noch keinen, der offiziell seinen Hut in den Ring geworfen hat und die JU Südwestfalen hat sich daher auch noch nicht festgelegt. Aber es ist sicher kein Geheimnis, dass Friedrich Merz viele Freunde bei der Jungen Union hat, gerade hier in Südwestfalen.

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Friedrich Merz wird im November 66 Jahre alt - der steht allein aufgrund seines Alters nicht gerade für frischen Wind und einen programmatischen Neuanfang.

Das sehe ich anders. Ich finde, dass gerade er besonders klar die Themen der jungen Generation vertritt und das hat eben wenig mit dem eigenen Alter zu tun. Ihm geht es - wie uns auch - um Generationengerechtigkeit und darum, unseren Lebensraum im Grünen mitzugestalten. Das beginnt bei der Reform des Rentensystems und endet nicht beim Klimaschutz. Friedrich Merz hat auch die Wirtschaft im Blick - ein wichtiges Thema, wenn man Zukunft gestalten will.

Franziska Schütte-Sökeland ist erneut zur Bezirksvorsitzenden der JU Südwestfalen gewählt worden.
Franziska Schütte-Sökeland ist erneut zur Bezirksvorsitzenden der JU Südwestfalen gewählt worden. © Privat

Bei der Bundestagswahl haben sich viele junge Wähler für die FDP entschieden. Hatte Christian Lindner die besseren Themen?

Vielleicht die bessere Ansprache: Junge Menschen in Südwestfalen wollen keine Bevormundung durch den Staat. Das ist ihnen wichtig.

Klima und Umwelt waren den jungen Wählern auch wichtig.

Das sind Themen, die wir als JU ganz konkret vor Ort behandeln, zuletzt beim Waldwirtschaftssymposium in Arnsberg. Jeder kann hier sehen, was der Klimawandel mit unserem Wald macht. Wir brauchen hier eine Unterstützung für die Waldbesitzer, insbesondere als Ausgleich für die CO2-Speicherfunktion des Waldes.

Mobilität?

Da brauchen wir neue, digitale Konzepte, insbesondere On-Demand-Angebote, mit denen man die letzte Strecke bis ins Dorf überwinden kann. Auch der zügige Ausbau des Radwegenetz gehört dazu, damit das Fahrrad auch bei uns im Sauerland, unterstützt durch den E-Bike-Boom, zu einem attraktiven Verkehrsmittel wird. Das ist - neben der Digitalisierung - wichtig, um das Leben auf dem Land auch für junge Menschen attraktiv zu gestalten.

Die CDU plant nun das Mitgliedervotum, um einen neuen Parteivorsitzenden zu finden. Was halten Sie davon?

Persönlich glaube ich, dass sich das repräsentative System bewährt hat. Im konkreten Fall aber, nachdem die letzten beiden Vorsitzenden gescheitert sind, scheint es mir ausnahmsweise notwendig die Mitglieder direkt zu befragen. Und wir als JU Südwestfalen werden natürlich versuchen, unsere CDU-Mitglieder zu mobilisieren, damit auch die jungen Stimmen Gehör finden. Ich hoffe allerdings, dass es nicht nur um einzelne Köpfe geht, sondern sich ein Team findet, hinter dem sich dann auch die ganze Partei versammeln kann. Und da gehören dann auf jeden Fall auch Frauen rein.

In der ersten Reihe stehen bisher keine Frauen. Sie sind da eine Ausnahme.

Wir haben mit Ursula von der Leyen eine Kommissionspräsidentin und hatten 16 Jahre lang eine Bundeskanzlerin… Aber was die Partei und die Parlamente angeht, stimmt das tatsächlich. Wir brauchen generell mehr aktive Frauen. Daran müssen wir dringend arbeiten. Für die meisten ist es immer noch schwerer als für Männer, Ehrenamt, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Mehr digitale oder hybride Formate sind da ein entscheidender Faktor. Übrigens: Die JU Südwestfalen hat schon seit 2017 im geschäftsführenden Vorstand mehr Frauen als Männer.

EU-Abgeordneter Peter Liese sprach ein Grußwort bei der Versammlung des JU-Bezirks in der Schützenhalle in Westönnen.  
EU-Abgeordneter Peter Liese sprach ein Grußwort bei der Versammlung des JU-Bezirks in der Schützenhalle in Westönnen.   © JU

>>> HINTERGRUND

Franziska Schütte-Sökeland ist 31 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei Kindern, die zweieinhalb und vier Jahre alt sind. Sie pendelt regelmäßig zwischen Sassenberg im Münsterland und Oberkirchen.

Die Juristin ist seit 2008 aktives Mitglied der Jungen Union und war zuletzt gesellschaftspolitische Sprecherin im Landesvorstand der JU NRW.

Ende Oktober 2020 wurde sie auf dem Bezirksparteitag der Jungen Union Südwestfalen zur ersten Frau an der Spitze des Bezirksvorstands gewählt und jetzt erneut bestätigt.

Die JU Südwestfalen vertritt rund 3500 Mitglieder im Alter zwischen 14 und 35 Jahren.