Meschede. Ein Drittel der geimpften Hochsauerländer braucht eine dritte Corona-Impfung. Das sind zehntausende Spritzen. Schaffen die Hausärzte das?

Die Hausärzte im Hochsauerlandkreis werden zehntausende Booster-Impfungen zum Schutz vor dem Coronavirus verabreichen müssen. Das geht aus einer Statistik für die heimische Region hervor. Nach Empfehlungen der Ständigen Impfkommission sollen bislang insbesondere über 70-Jährigen eine Auffrischung angeboten werden, außerdem chronisch Kranken, bestimmten Berufsgruppen sowie Menschen in Pflegeheimen. Und dann ist da noch der als „ungenügend“ eingestufte Impfstoff von Johnson & Johnson.

Impfdurchbrüche bei Johnson & Johnson

Dieser Wirkstoff war von manchen bewusst gewählt worden, weil nur eine einzige Spritze benötigt wird. Er wurde auch dort bevorzugt eingesetzt, wo Menschen für einen zweiten Termin schwerer zu erreichen waren. Inzwischen wird allen damit Immunisierten von der Ständigen Impfkommission allerdings eine zweite Impfung zur Auffrischung dringend empfohlen, dieses Mal mit Biontech oder Moderna. Grund: Die Zahl der so genannten Impfdurchbrüche sei bei Johnson & Johnson hoch und die Wirksamkeit gegen die Delta-Variante gering.

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Für knapp 3000 Menschen im Hochsauerlandkreis gilt diese Empfehlung. Johnson & Johnson ist in der Region allerdings nur in sehr geringem Umfang verwendet worden: Nur 2 Prozent der verabreichten Spritzen enthielten diesen Wirkstoff. Zum Vergleich: Spitzenreiter ist Biontech mit 76 Prozent, gefolgt von Astrazenca mit 14 Prozent und Moderna mit 8 Prozent.

Impfquote von mehr als 80 Prozent

Rund 180.000 Menschen sind insgesamt im Hochsauerlandkreis vollständig geimpft worden - mindestens. Denn diese Anzahl ist von der Kassenärztlichen Vereinigung erfasst worden. Hinzu kommen noch Impfungen, die Impfungen in den Krankenhäusern sowie über Betriebs- und Privatärzte erfolgt sind. Die tatsächliche Anzahl wird also noch höher sein. Zur Einordnung: Im Hochsauerlandkreis leben 240.000 Menschen; eine Impfung gegen Corona ist erst ab einem Alter von zwölf Jahren möglich. Die Impfquote in dieser Gruppe wurde mit mehr als 80 Prozent berechnet und gilt als überdurchschnittlich hoch.

Vanessa Pudlo, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe.
Vanessa Pudlo, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. © KVWL

Im Hochsauerlandkreis leben zugleich überdurchschnittlich viele ältere Menschen. Mehr als jeder dritte Geimpfte gehört zu der Generation ab 70 Jahren - für sie wird insbesondere die dritte Booster-Impfung gegen Corona empfohlen. Damit müssen mehr als 60.000 weitere Spritzen gesetzt werden, dieses Mal in den Praxen der Hausärzte, weil die Impfzentrum Ende September geschlossen worden waren. Wird diese große Menge zu einem Problem?

KVWL: gut terminierbar

„Die Arztpraxen können die Drittimpfungen gut terminieren und Stück für Stück abarbeiten. Die Booster-Impfungen sind für die niedergelassenen Ärzte gut machbar“, sagt Vanessa Pudlo, Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. „Die dritte Impfung sollte frühestens sechs Monate nach der zweiten Impfung erfolgen; außer bei Johnson und Johnson, hier ist auch eine zweite Impfung nach vier Wochen möglich. Zugleich baut sich der Impfschutz nur langsam und schrittweise ab, es besteht hier also kein Grund zu großer Eile.“

In den Praxen der niedergelassenen Ärzte im Hochsauerlandkreis sind bisher schon mehr als 4600 Booster-Impfungen vorgenommen worden. Anders als in den ersten Monaten der Pandemie steht dabei ausreichend Impfstoff zur Verfügung. Und: Die Hausärzte haben unterm Strich sogar mehr Impfungen gesetzt als das Impfzentrum des Hochsauerlandkreises in Olsberg: In der Bilanz steht es 165.584 zu 153.379.

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