Meschede/Hochsauerlandkreis. Die Statistik ist klar: Nur wenige Menschen starben im HSK in den vergangenen Jahren an Grippe. Man sollte die Krankheit aber nicht unterschätzen.
211 Menschen sind bislang im Hochsauerlandkreis an oder in Verbindung mit dem Coronavirus gestorben. Wie gefährlich ist im Vergleich dazu die Grippe? Ist sie tödlicher? Eindeutig nein – so müsste die Antwort lauten, wenn man die Zahlen der Todesursachen für den HSK zugrunde legt: In der Datenbank des Statistischen Landesamtes sind diese Zahlen einzusehen. Für das Jahr 2019 ist nur ein offizieller Grippe-Toter gemeldet, 2018 und 2017 waren es zwei, 2015 und 2014 jeweils einer, 2016 und in den Jahren 2010 bis 2013 gab es gar keine Todesfälle durch Grippe.
Dr. Peter Kleeschulte warnt als Leiter des Kreisgesundheitsamtes davor, die Grippe zu unterschätzen: „Die Zahlen spiegeln nicht die wahre Lage wider. Die Angaben sind nur die Spitze des Eisberges, wenn überhaupt.“ Grippewellen seien daten- und zahlenmäßig schwer zu erheben, bei den Zahlen müsse man sehr vorsichtig sein.
Der Totenschein gibt Influenza an
Denn die Zahlen würden nur wiedergeben, wenn auf dem Totenschein tatsächlich auch Influenza angegeben wurde. Allerdings: Nur in den seltensten Fällen kann das aber als sichere, ausschließliche Todesursache bescheinigt werden. Die Todesursachen-Statistik, so Kleeschulte, gebe die Wirklichkeit „nicht ansatzweise“ wieder. Häufig wird keine gezielte Labordiagnostik bezüglich Grippe gemacht. Typisch seien eben ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen – die dann unter anderem auch mit Grippe-Symptomen wie Fieber und Husten eingeliefert würden: „Wer zum Beispiel mit Herzinfarkt und mit Fieber ins Krankenhaus kommt, bei dem steht natürlich die Herz-Symptomatik im Vordergrund. Es wäre unwahrscheinlich, dass nachher als unmittelbare Todesursache Influenza angegeben würde.“
211 Menschen starben im HSK an Corona
Das ähnelt der Situation bei Corona: 211 Menschen im HSK werden als Todesfälle im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in der Statistik geführt – sie starben an oder mit Corona. Letztlich ist aber auch hier oft schwierig, die unmittelbare Todesursache zu ermitteln.
Die Dunkelziffer bei der Grippe sei hoch. Die vom Robert-Koch-Institut geschätzten Todesfälle für die Grippewelle 2012/13 lagen bei 20.000. Auf der anderen Seite hätten sich aber vermutlich 20 Prozent der Bevölkerung infiziert: „Dann kann man sich vorstellen, wie hoch die Zahlen eigentlich sind.“ Eine Grippesaison reicht immer von Anfang Oktober bis Ende April – die Datenbank-Zahl zum Beispiel aus dem Jahr 2018 mit zwei Grippetoten sei da nicht aussagekräftig: „Wie soll man denn eine solche Zahl interpretieren? Es werden sicherlich mehr als zwei Tote sein.“