Schmallenberg/Bad Fredeburg. Tina Haas ist nach Schmallenberg zurückgekehrt – Anja Tigges bleibt lieber fern. Zwei Frauen erzählen über ihre Verbindung zur Heimat.
Was zieht eine Familie wieder zurück in ihre Schmallenberger Sauerland-Heimat? Und wieso kann eine Familie nicht zurückkehren? Im Gespräch erzählen dieses Mal Tina Haas und Anja Tigges von ihren Verbindungen zur Stadt.
Zurückgekehrt
Tina Haas und ihr Mann sind im September 2010 von Schmallenberg nach Köln gezogen, da sie damals als Paar ohne Kinder gerne die Vorzüge des Stadtlebens, zum Beispiel mehr Möglichkeiten am Wochenende etwas zu unternehmen, mehr Kulturleben und gute öffentlichen Nahverkehr, kennenlernen wollten. Ihr Mann bekam schnell ein gutes Jobangebot und für Tina Haas war es in den Endzügen des Studiums egal, ob sie von Schmallenberg oder von Köln aus nach Siegen zur Uni pendelte.
„Zudem bot Köln für mich gute Aussichten für einen Referendariatsplatz“, sagt sie. Mittlerweile lebt Tina Haas wieder mit ihrem Mann und ihren Kindern in Bad Fredeburg. Sie sind zurückgekehrt. Doch was hat sie damals an in Köln an Schmallenberg vermisst? „Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich zunächst nicht viel vermisst habe. Wir haben unser Leben in der Stadt sehr genossen und die vielen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung genutzt, die sich dort boten“, sagt sie.
Im Sauerland ist es ruhiger
Mit der Familie stand sie in regem telefonischen Austausch. Nach einiger Zeit merkten sie nach einem Wochenende im Sauerland dann aber, wie „laut und unruhig“ das Leben ist und wie schlecht die Luft. Dinge, die sie zu Beginn gar nicht gestört haben. „In Fredeburg kann man bei geöffnetem Fenster schlafen und hört einfach nichts außer morgens Vogelgezwitscher.“
Als dann ihre Kinder geboren wurden, war klar, dass sie diese nicht in der Stadt großziehen wollten: „Wir sind beide auf dem Land aufgewachsen und wollten unseren Kindern dies auch ermöglichen. Wir waren uns aber auch darüber einig, dass für uns ohne Kinder die Vorteile der Stadt den Nachteilen überwiegen, so dass wir in Köln geblieben wären, wenn es mit dem Kinderwunsch nicht geklappt hätte.“
Umzug für eine schöne Kindheit auf dem Land
In Schmallenberg haben ihre Kinder jetzt die Möglichkeit, eine Kindheit zu verbringen, wie Tina Hass und ihr Mann sich sie für sie wünschen: in einem eigenen Haus mit genug Platz, einem großen Garten, in dem sie spielen können, mit Oma und Opa im Haus, die ihr Aufwachsen begleiten „und der wunderschönen Natur mit den vielfältigen Wandermöglichkeiten“. Aber nicht nur ihre Kinder genießen das Leben in Schmallenberg. Tina Haas und ihr Mann genießen die Möglichkeit, sich bei gutem Wetter in den Garten mit schöner Aussicht ins Grüne, und nicht nur auf den Balkon mit dem Blick vor die nächste Häuserwand setzen zu können.
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Ist die Familie jetzt mit ihrer Wohnungssituation zufrieden? „Ja, im Großen und Ganzen sind wir sehr zufrieden. Wir haben uns bewusst für diesen Wohnort entschieden und bereuen diese Entscheidung auch nicht.“ Aber es gebe auch Momente, in denen Tina Haas Köln und das Stadtleben vermisst. Wenn sie zum Beispiel im WhatsApp-Status von den kinderlosen Freunden aus Köln Bilder sieht, werde sie etwas wehmütig. „Doch man muss sich auch eingestehen, dass sich das, was man am meisten vermisst, auch in der Stadt mit Kindern grundlegend geändert hätte“, sagt Tina Haas und meint damit unter anderem die vielfältigen Ausgeh- und Freizeitmöglichkeiten.
Die Autobahn fehlt
Anja Tigges ist 33 Jahre alt und hat im Juli 2013 Schmallenberg verlassen: „Wegen der Liebe“. Ihr Partner Fabian kommt aus Siegen. Dort leben und arbeiten die beiden jetzt auch. Anja Tigges hat mittlerweile zwei Kinder bekommen und sich in Siegen ihr neues Leben aufgebaut. „Ich finde es toll, dass wir hier so eine gute Autobahnanbindung haben und so schnell von einem Ort in den nächsten kommen. Hier ist nichts mit ewig langen Landstraßen“, sagt die gebürtige Schmallenbergerin. Ihr Sohn muss regelmäßig in einer Klinik versorgt werden, auch das ist ein Minuspunkt für ihre Heimat, denn hier müsste sie lange Strecken für einen der regelmäßigen Krankenhausbesuche in Kauf nehmen. „Ich könnte mir generell vorstellen, wieder in die Heimat zurückzukehren. Aber mein Partner ist beruflich viel unterwegs. In Schmallenberg fehlt die Autobahnanbindung, das macht es für uns unattraktiver.“
Dennoch ist Anja Tigges gerne in der Heimat. Vor allem im Sommer käme sie immer zurück ins Schmallenberger Wellen-Freibad: „Dort habe ich meine Kindheit verbracht.“ Außerdem besucht sie regelmäßig ihre Familie und geht gerne wandern. Schmallenberg hätte durchaus einiges zu bieten und ein Umzug wäre eine Überlegung wert – wäre da nur die bessere Anbindung und ärztliche Versorgung für ihren Sohn garantiert.