Meschede. Der Liter Kraftstoff ist ohnehin extrem teuer: Wir haben nachgefragt, was dran ist an der These, dass die Preise in Meschede besonders hoch sind.

Die Benzin- und Dieselpreise in Meschede erscheinen stets hoch - noch ein wenig höher als sie seit den bundesweit gestiegen Kraftstoffpreisen ohnehin überall sind. Wir haben uns anlässlich der aktuellen Preisgestaltung, die je nach Tageszeit beim Liter Super auch mal jenseits der 1,70 liegt, auf Ursachen-Forschung begeben. Wieso ist der Sprit in Meschede immer etwas teurer als in den Nachbarstädten?

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Keine konkrete Antwort möglich

Die Antwort auf die Frage, die sich Taxifahrer, Berufspendler sowie jeder Autobesitzer an der Zapfsäule gleichermaßen stellen, ist simpel wie ernüchternd: Einen konkreten Grund, wieso der Liter Benzin in Meschede gerne auch mal zehn Cent mehr als woanders kostet, gibt es nicht. Das bestätigt Peter Kretzschmar, Kommunikations-Manager von BP Europa, wozu unter anderem die hiesigen Aral-Tankstellen zählen. „Der Kraftstoffpreis setzt sich aus drei Komponenten zusammen, wovon zwei bundesweit einheitlich sind und alle Unternehmen gleichermaßen treffen, allein im dritten Punkt unterscheiden sich die einzelnen Wettbewerber durch unterschiedliche Kostenstrukturen und/oder Margenerwartungen.“

Nur eine Variable

Während Punkt eins, der Einkaufspreis des Rohstoffs und Punkt zwei, die staatlichen Abgaben, an allen Tankstellen, unabhängig von der Region, einheitlich sind, liegt die einzig bewegliche Variable der Preisgestaltung bei Punkt drei, worunter die Kosten für Transport, Lagerhaltung, Verwaltung, Vertrieb sowie die Kosten für Biokomponenten und die Beimischung fallen. „Außerdem wird hieraus die Provision für den Tankstellenunternehmer bezahlt“, weiß Kretzschmar. Hier strebe man bei Aral zum Beispiel einen Gewinn von ein bis zwei Cent pro Liter an. „Unsere Tankstellenpartner erhalten eine fixe Provision pro verkauftem Liter und diese ist unabhängig vom tatsächlichen Preis an der Zapfsäule“, stellt der Unternehmenssprecher klar, dass die Anbieter vor Ort weder beeinflussen können, was der Liter Sprit kostet, noch von höheren Preisen profitieren.

Die lokalen und regionalen Preisunterschiede würden sich auf dieser Basis schließlich durch den tatsächlichen Wettbewerb um die Kundinnen und Kunden vor Ort ergeben, erklärt der Experte, dass der Kraftstoffmarkt in Deutschland aus einer Reihe unterschiedlicher Teilmärkte bestehe und in jedem dieser Teilmärkte fänden sich eben verschiedene Anbieter mit unterschiedlichen Preisen. „Der jeweils günstigste Anbieter setzt die anderen Tankstellenbetreiber preislich unter Zugzwang. Wer dann keine konkurrenzfähigen Preise einstellt, verliert auf Dauer Kunden.

Keine pauschalen Aussagen möglich

Insofern spiegle sich in regional unterschiedlichen Spritpreisen der harte Wettbewerb im deutschen Tankstellenmarkt wider – je mehr Tankstellen an einem Ort sind, desto mehr Angebot steht der Nachfrage gegenüber. „Gab es 1999 lediglich 43 Tage mit bundesweiten Preiserhöhungen, so sind es heute mehrere am Tag. Diese Erhöhungsversuche sind notwendig, um die wettbewerbsbedingten täglichen Senkungen sowie die Preiserhöhungen auf der Einkaufsseite auszugleichen“, berichtet Kretzschmar, wie sich Spritpreise grundsätzlich ergeben. „Das ist auch der Grund, warum uns keine pauschalen Aussagen darüber möglich sind, wo Benzin und Diesel grundsätzlich eher teurer oder billiger sind – außer dass es maßgeblich von der unmittelbaren Wettbewerbssituation vor Ort abhängig ist.“

Die großen Anbieter geben den Preis vor

Dass die vergleichsweise hohen Spritpreise in Meschede und im Sauerland auf die Wettbewerbssituation zurückzuführen sind, kann auch Ingo Brunert, Prokurist bei der Raiffeisen Vital Sauerland Hellweg Lippe eG, der unter anderem für die Raiffeisen-Tankstelle auf der Warsteiner Straße in Meschede verantwortlich ist, bestätigen. Als vergleichsweise kleiner Dienstleister im Energie-Sektor ziehe man letztlich bei den großen Anbietern mit. „Und das sind in Deutschland maßgeblich Aral und Shell“, so Brunert. Er macht aber auch darauf aufmerksam, dass sich die Spritpreise im Sauerland zum Beispiel von denen im Ruhrgebiet abheben, da die Frachtkosten höher sind. „Das ist bei uns so und auch bei der Aral. Da kommt das Benzin ja auch nicht aus dem Boden, sondern wir holen es zum Beispiel in Hamm oder Gelsenkirchen ab und da ist die Fracht ins Sauerland natürlich länger und dementsprechend teurer als in die umliegenden Großstädte.“

Preise vergleichen mit „Clever tanken“:

  • Wer Spritpreise vergleichen möchte, ohne mehrere Tankstellen abzufahren, kann dies unter anderem über die App „Clever tanken“ machen.
  • Die App ist für iOs und Android kostenlos erhältlich und zeigt minutengenau die Spritpreis-Erhöhungen bzw. -Senkungen für alle deutschen an.
  • Wer die App nicht herunterladen möchte, kann sich auch unter www.clever-tanken.de vorab im Internet informieren.