Eslohe. Rettungen, Wartelisten, Höhepunkte und eine bedenkliche Entwicklung: Die DLRG Eslohe wird 50 Jahre alt. Jetzt spricht der Vorsitzende.

Seit 50 Jahren gibt es die DLRG-Ortsgruppe Eslohe inzwischen. Anlässlich des Jubiläums haben wir den Vorsitzenden Carsten Keite zum Interview gebeten: Ein Gespräch über Rettungsaktionen, Wartelisten, erfreuliche Höhepunkte und eine bedenkliche Entwicklung der vergangenen Jahre.

Was genau sind die Aufgaben der DLRG am Einbergsee und was haben Sie in diesem Zusammenhang schon alles erlebt?

Carsten Keite Die DLRG Ortsgruppe Eslohe übernimmt in der Zeit vom 15. Mai bis 15. September die Schwimmaufsicht am Einbergsee. Dies geschieht an den Wochenenden und an Feiertagen bei entsprechender Wetterlage. Der Rettungswachdienst geschieht hierbei komplett ehrenamtlich. Die Rettungsschwimmer vor Ort sind alle in Erster Hilfe ausgebildet. Wir weisen zudem auf entsprechende Gefahren hin - zum Beispiel, wenn Kinder, die nicht schwimmen können, allein mit Schwimmhilfen in die tieferen Bereiche des Sees gehen.

Ein Beleg für die gute Arbeit

Wie viele Menschen hat die DLRG-Ortsgruppe Eslohe schon vor dem Ertrinken gerettet?

Arbeitseinsatz beim Bau der Wache am Einbergsee im Jahr 1995.
Arbeitseinsatz beim Bau der Wache am Einbergsee im Jahr 1995. © Unbekannt | DLRG

Sofern mir das bekannt ist, musste die DLRG nur selten eingreifen und das ist ja eigentlich auch gut so, denn dann haben wir unsere Aufsicht gut gemacht. Allerdings gab es 2019 einen Vorfall, bei dem ein Kind, das nicht schwimmen konnte mit seinem Schwimmtier auf den See gepaddelt ist. Die Eltern lagen auf der Wiese und hatten das Kind somit nicht im Blick als es vom Schwimmtier abrutschte und aus eigener Kraft nicht mehr aufsteigen konnte. Unser Rettungsschwimmer hat sofort gehandelt und das Kind zurück zum Rand geholt und zu seinen Eltern gebracht. Somit ist alles gut gegangen, „Gott sei Dank“.

Bekommen Sie die Entwicklung zu spüren, dass immer weniger Kinder schwimmen können?

Ja, wir merken diese Entwicklung. Gerade bei der Aufsicht am Badesee ist es schon auffällig, wie viele ältere Kinder mit Schwimmhilfen ins Wasser gehen, da sie nicht oder nicht sicher schwimmen können. Die Corona-Pandemie hat die Situation natürlich weiter verstärkt, da keine Schwimmkurse durchgeführt werden konnten und auch die Schwimmausbildung zur weiteren Vertiefung der Schwimmkenntnisse ausfiel.

50 Jahre DLRG Eslohe: Was waren in dieser Zeit die Höhepunkte?

Ich denke, 50 Jahre sind bereits ein Höhepunkt. Ich selbst kann mich noch gut daran erinnern, dass damals donnerstags in zwei Übungsstunden trainiert wurden. Mittlerweile trainieren wir montags in Eslohe in vier Gruppen und zusätzlich samstags in Dorlar mit einer Gruppe. Das zeigt, wie groß der Zuspruch hier ist und das ist für mich definitiv ein Höhepunkt.

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Und was waren die Tiefpunkte?

Bereits seit vielen Jahren müssen wir eine Warteliste führen, bevor die Kinder bei uns starten können, doch die Kapazitäten sowohl bei den Übungsstunden, wie auch bei den Ausbildern, die ihre Tätigkeit ehrenamtlich neben ihrem Beruf ausüben, lassen nicht mehr zu. Die Pandemie hat dafür gesorgt, dass wir fast zwei Jahre kein Schwimmtraining anbieten konnten und somit ist die Warteliste auf über 100 Personen angestiegen. Das ist echt schade, da wir in der Regel ca. 25 Kinder pro Jahr neu aufnehmen können.

Der Wunsch für die nächsten 50 Jahre

Warum war die DLRG Eslohe nicht im Einsatz, als beim Hochwasser Menschen aus dem Wenholthauser Sportheim gerettet werden mussten?

Die Frage ist ganz einfach zu beantworten. Für die Einsätze werden die Ortsgruppen durch die Leitstelle des HSK alarmiert, die im Katastrophenschutz organisiert sind. Die DLRG-Ortsgruppe Eslohe ist hier nicht mehr vertreten, da wir uns auf die Schwimmausbildung und den Wachdienst am Einbergsee konzentrieren. Aus diesem Grund wurden somit unsere Kameradinnen und Kameraden aus Meschede alarmiert, die aufgrund der nicht passierbaren Ortsdurchfahrt von Wenholthausen den wahrscheinlich schnelleren Anfahrtsweg hatten.

Was wünschen Sie sich für die nächsten 50 Jahre?

Carsten Keite.     
Carsten Keite.      © Unbekannt | DLRG

Ich wünsche mir, dass die Ortsgruppe weiter so erfolgreich arbeitet, wie sie das gerade tut. Es ist immer wieder schön zu sehen, mit welchem Spaß die Kinder am Training teilnehmen. Wichtig hierfür ist natürlich, dass wir immer wieder Mitglieder finden, die auch die Ausbildung weiter fortführen. Das wäre, mein größter Wunsch für den Verein, denn ohne dieses ehrenamtliche Engagement kann das Training nicht stattfinden

Viele Vereine haben Nachwuchssorgen. Sie auch?

Wie ich bereits geschildert habe, ist die Warteliste zum Start sehr lang. Leider erleben auch wir, dass die Interessen bei den Jugendlichen dann oft wechseln. Gerade in der Altersgruppe ab 15 bis 16 Jahren spüren auch wir die Fluktuation. Gerade ab diesem Alter geht es dann aber meist erst richtig los in der DLRG. Ob Wasserrettungsdienst, Taucher, Bootsführer oder Übungsleiter. Hier freuen wir uns auf jeden, der bei uns mitmachen und sich entsprechend qualifizieren möchte.

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Wie sieht die Jugendarbeit der DLRG Eslohe aus?

Unsere Jugend ist der wichtigste Bestandteil. Die Jugend organisiert sich weitestgehend selbst und bekommt natürlich die volle Unterstützung des Vorstands. Neben der Schwimmausbildung finden regelmäßig Fahrten, Veranstaltungen oder unsere jährliche Weihnachtsfeier statt. Weiterhin nehmen wir regelmäßig an den Fahrten des Bezirkes Hochsauerland teil. Gerade jetzt haben die Kinder anlässlich unseres Jubiläums ein neues Logo für die Jugend im Zuge eines Malwettbewerbes kreiert. Dieses Logo wird nun für die neuen Jugend T-Shirts verwendet, die gerade erstellt werden.

Wie schwierig war und ist die Corona-Krise für die DLRG Eslohe?

Die Corona-Krise ist auch an uns natürlich nicht so ohne weiteres vorbeigegangen. Die bereits mehrfach erwähnte Warteliste ist in den zwei Jahren weiter gewachsen. Nach dem Restart ist natürlich weiter abzuwarten, wie sich alles weiter entwickelt. Einige Kinder kommen noch nicht wieder zum Training, da den Eltern die aktuelle Lage noch nicht „sicher genug“ ist. Ich bin froh, dass alle aktiven Trainer weiterhin an Bord sind und auch die Schwimmtrainings wieder besucht werden. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass wir möglichst vielen Kindern die Aufnahme in die DLRG Eslohe ermöglichen können.

  • Die DLRG-Ortsgruppe Eslohe wurde am 10. Februar 1971 gegründet. Einer der Gründer war Heinz Schulte, der 1972 seinen Lehrschein erwarb. Vorher musste auf Lehrscheininhaber der Nachbar-Ortsgruppen zurückgegriffen werden.
  • Zur Ausbildung kam 1976 der Wachdienst am Esmeckestausee in Wenholthausen hinzu.
  • 1981 erfolgte die Einweihung der Wachstation, die immer wieder erweitert wurde und heute noch genutzt wird.
  • Heute zählt die Ortsgruppe Eslohe rund 300 Mitglieder. Ein wichtiger Baustein für den Erfolg der Ortsgruppe ist die Jugendarbeit. Der größte Teil der aktiven Mitglieder der Ortsgruppe ist zwischen 6 und 14 Jahre alt. Alle Trainer, Helfer und Wachgänger arbeiten ehrenamtlich.
  • Seit inzwischen zehn Jahren ist der heute 48-jährige Carsten Keite Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe. Beruflich arbeitet er als Vertriebsleiter.