Bad Fredeburg. Bad Fredeburg stirbt aus. Was ist an dieser umstrittenen Aussage dran? Drei Schmallenberger Interessensvertreter geben ihre Einschätzung ab.

Wie sieht die Zukunft des Orts aus? Wir haben mit unterschiedlichen Interessensvertretern geredet: Astrid Völlmecke vom g.u.T. Bad Fredeburg, Michael Eiloff, Vorsitzender des Bezirksausschusses Bad Fredeburg, und Katja Lutter vom Schmallenberger Sauerland Tourismus.

Wie stehen Sie zum Bad Fredeburger Ortskern?

Astrid Völlmecke: Bad Fredeburg hat einen sehr schönen Ortskern, der bedauerlicherweise aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens nicht entsprechend zur Geltung kommt und genutzt werden kann.

Michael Eiloff: Der Ortskern von Bad Fredeburg mit seinen historischen und gepflegten Gebäuden ist für mich immer wieder sehr sehenswert und besonders. Genau hierauf wird man immer wieder von Gästen und Auswärtigen angesprochen.

Michael Eiloff ist Vorsitzender des Bezirksausschuss Bad Fredeburg und Mitglied bei der CDU. 
Michael Eiloff ist Vorsitzender des Bezirksausschuss Bad Fredeburg und Mitglied bei der CDU.  © Klaus-Peter Kappest

Katja Lutter: Die Innenstadt von Bad Fredeburg bietet mit ihren schönen Fachwerkhäuschen eine einmalige Ansicht und eine beeindruckende Geschlossenheit. Besonders Gäste nehmen diesen Gesamteindruck wahr und wissen ihn zu schätzen.

Was könnte man am Ortskern verbessern?

Astrid Völlmecke: Durch die Umgehungsstraße wird sich der Verkehr deutlich beruhigen, sodass wir eine besondere Aufenthaltsqualität für Bürger und Gäste schaffen könnten. Die Neugestaltung des Ortskerns mit verkehrsberuhigten Zonen gibt der Gastronomie wesentlich mehr Möglichkeiten für eine kreative Gestaltung und eine Ausweitung im Außenbereich. Vor allem auch im Ohle sollten grüne Inseln geschaffen werden, um auch hier Aufenthaltsqualität hinzubekommen. Die Bürgersteige müssten verschwinden und lediglich als Gehweg markiert werden. Eine Ebene ergibt größere Nutzflächen und bietet somit weitere Gestaltungsmöglichkeiten.

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Michael Eiloff: Durch die Orstumgehung, die voraussichtlich 2023 eröffnet wird, haben wir in Bad Fredeburg die einmalige Chance, den Ort für die Bürger und die Gäste zukunftsorientiert zu gestalten. Es bieten sich neue Möglichkeiten der Gestaltung. Wir müssen die Rahmenbedingungen speziell für die ansässigen Einzelhändler und die Gastronomie verbessern. Die Geschäftsräume von dem demnächst schließen den Sporteck Schröder sind ein zentraler Bestandteil. Diese dürfen keinesfalls in Wohnungen umgebaut werden. Die Aufenthaltsqualität muss für die Bürger und die Gäste weiter erhöht werden.

Wo sehen Sie die größten Hindernisse oder Hürden für Bad Fredeburg?

Astrid Völlmecke: Wie auch in den meisten anderen Regionen stellt der Arbeitskräftemangel vor allem in der Gastronomie ein Problem dar. Wünschenswert wäre dennoch eine Erweiterung des gastronomischen Angebotes evtl. im Bereich Erlebnisgastronomie und Cafes.

Katja Lutter ist die Geschäftsleiterin der Schmallenberger Sauerland Tourismus GmbH.  
Katja Lutter ist die Geschäftsleiterin der Schmallenberger Sauerland Tourismus GmbH.   © Klaus-Peter Kappest

Michael Eiloff: Wir dürfen uns nicht selbst blockieren. In der am Freitag, 24. September, stattfindenden Bürgerversammlung, freue ich mich auf reges Interesse und viele Anregungen der Bürger, Gewerbetreibenden und der Touristikbezüglich der Ortskernumgestaltung.

Katja Lutter: Es sind es oft die vielen Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck ausmachen: Sei es der ordentlich gefegte Bürgersteig oder die liebevoll gepflegten Geranien an den Fenstern. Es wäre zu wünschen, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner in Bad Fredeburg sich dessen bewusst sind und das „große Ganze“ engagiert unterstützen. Denn alle Aktivitäten in dieser Richtung zahlen auf die insgesamt positive Lebensqualität in Bad Fredeburg ein.

Welche Chancen und Möglichkeiten sehen Sie für den Ort?

Michael Eiloff: Ich sehe enorme Chancen für Bad Fredeburg mit einer abgerundeten Gesamtkonzeption. Wenn es uns gelingt optimale Rahmenbedingungen für die Zukunft zu schaffen, werden wir die vorhandenen Kapazitäten ausbauen können. Bad Fredeburg bietet mit seiner historischen Kulisse tolle Möglichkeiten um gerade die gastronomischen Konzepte voranzutreiben. Durch die demnächst stattfindende Verkehrsberuhigung wird es möglich sein zum Beispiel die Flächen der Außengastronomie zu erweitern. Ein weiter Punkt wird die Adventuregolfanlage sein, welche in absehbarer Zeit gebaut wird. Das Wandern und Fahrradfahren erfreut sich gerade seit Coronazeiten großer Beliebtheit. Hier sehe ich ebenfalls ein riesiges Potential, wenn es uns gelingt diese Gruppe in unseren Ort zu locken.

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Astrid Völlmecke: Aufgrund der letzten Gutachten steht Bad Fredeburg für Tourismus und Gesundheit mit den Schwerpunkten Atmung, Allergien und Kneipp. Diese Schwerpunkte gilt es zu festigen und auszuweiten. Ein großes Potenzial ist nicht zuletzt unsere Infrastruktur mit dem Wanderwegenetz, der Radwege, dem SauerlandBAd, der Discgolfanlage und dem Walderlebnispfad. Eine Bereicherung wird ebenfalls die geplante Adventuregolfanlage sein. Mit einer gelungenen Ortsgestaltung hat auch der Tagestourismus eine größere Chance. Nicht zuletzt stellt unsere unverbaute Natur rings um den Ort ein großes Erholungspotenzial für Bürger und Gäste dar.

 Astrid Völlmecke vom Gewerbe- und Touristikverein „g.u.t.“.
Astrid Völlmecke vom Gewerbe- und Touristikverein „g.u.t.“. © Klaus-Peter Kappest | Klaus-Peter Kappest

Katja Lutter: Durch die Umgehungsstraße eröffnet sich für die Innenstadt eine einmalige Entwicklungschance, die es gut zu nutzen gilt. Funktional und einladend gestaltete Freiflächen für Veranstaltungen, eine lebendige Gastronomie mit ansprechenden Straßencafés, und die Möglichkeit Handel und Handwerk so zu präsentieren, dass Gäste wie Einheimische sich auf einen Aufenthalt in Bad Fredeburg freuen. Die schon vorhandenen touristischen Angebote wie das SauerlandBAD, die Disc-Golf-Anlage, oder die Kneipp-Angebote gilt es zu erhalten und auszubauen. Die angedachte Adventure-Golf-Anlage würde meines Erachtens bestens dazu passen.

Wie stehen Sie zu der Aussage: „Bad Fredeburg stirbt aus“?

Astrid Völlmecke: Noch leben wir!

Michael Eiloff: Ich kann dieser Aussage nicht zustimmen. Denn wie schon gesagt, wir haben jetzt die einmalige Möglichkeit, Bad Fredeburg für die Zukunft gut aufzustellen. Dies wird nur gelingen, wenn alle Bürger mit an einem Strang ziehen. Veränderung erfordert Mut und Optimismus. Packen wir es an!!

Katja Lutter: Am allerwichtigsten ist es jetzt, den „Denk-Schalter“ von „Bad Fredeburg stirbt aus“ auf „Wir nutzen die vorhandenen Potenziale in Bad Fredeburg“ umzustellen. Ich bin mir sicher, es schlummern noch zahlreiche Ideen und Projekte in den Köpfen, die auf das Positiv-Konto einzahlen werden.