Schmallenberg. Die Rekord-Textile in Schmallenberg ist beendet. Bei dem Festival gab es eine ganz andere Herausforderung als Corona.
Die Matisse-Bilder aus Holthausen sind inzwischen eingepackt und auf dem Heimweg, auch die Plakate der Zeitzeugenausstellung sind abgebaut, die bunten Fahnen hängen ebenso nicht mehr auf dem Schützenplatz: Eine Rekord-Textile, was den Zeitraum angeht. Und eine besondere Textile, wenn man an die Umstände der Corona-Zeit denkt. Festivalleiterin Christine Bargstedt und Kulturbüroleiterin Saskia Holsträter ziehen ihr Resümee.
Frau Bargstedt, Frau Holsträter, eine besondere Textile liegt hinter Schmallenberg. Wie fällt Ihr persönliches Fazit aus?
Saskia Holsträter: Ich bin sehr zufrieden. Gerade wenn ich an die besonderen Bedingungen denke, unter denen die Textile geplant wurde und stattgefunden hat. Die Corona-Pandemie hat ja immer eine Rolle gespielt. Aber ich bin stolz, dass keine Veranstaltung deswegen abgesagt werden musste. Alles konnte stattfinden - wenn auch teilweise in einem abgeänderten Rahmen. Es war meine erste Textile, und sie hat sehr großen Spaß gemacht. Auch die Verantwortlichen des Schieferbergbau- und Heimatmuseums in Holthausen, wo vor wenigen Tagen die Matisse-Bilder abgeholt wurden, waren sehr zufrieden. Alleine dort waren es über 1000 Besucherinnen und Besucher.
Christine Bargstedt: Ich kann mich da nur anschließen. Es war richtig, dass wir es so gemacht und durchgezogen haben. Es war ein Kraftakt, aber alle im Team, alle Beteiligten haben sich mit großer Motivation dafür eingesetzt, dass alles funktioniert. Und das hat es. Wir haben viele Menschen mit dem Festival erreicht und mitgenommen. Das war eine große Zeit des Miteinanders. Ein wichtiges Signal in der Corona-Zeit, die ja sonst auch für Isolation stand. Die Textile hat Begegnungen geschaffen. Und gefühlt war das unbeständige Wetter eine größere Herausforderung als die Corona-Pandemie (lacht).
Was waren denn Ihre Highlights? Was waren die besonderen Momente der Textile 2021?
Holsträter: Da muss ich direkt an das Fahnenprojekt denken. Wie sie am Schützenplatz hingen, aber auch wie wir die Fahnen in die Dörfer gebracht haben und von allen Menschen herzlich begrüßt wurden. Hätten wir in allen Orten so feiern dürfen, wie es die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewünscht hätten, hätten wir sicher ein paar Tage mehr gebraucht (lacht).
Bargstedt: Mir fehlen schon jetzt, wenn ich durch Schmallenberg gehe, die Zeitzeugen-Bilder. Die Ausstellung hatte sich total ins Stadtbild integriert. Der Zeitzeugenkatalog ist übrigens weiterhin in der Buchhandlung erhältlich, am 30. Oktober wird es zudem noch einmal eine Ausstellung dazu in Holthausen geben. Aber mir hat auch das Strickliesel-Projekt super gefallen. Da haben so viele Schmallenberger mitgewirkt. Wie wir dann den Strickschlauch in der Stadt ausgelegt haben, mit Schubkarren im Gänsemarsch, überall Kameras. Das war die Performance meines Lebens (lacht).
Können Sie abschätzen, wie viele Menschen Sie erreicht haben, wie viele mitgemacht haben?
Holsträter: Das ist schwer zu schätzen, weil viele Ausstellungen ja auch terminlos besucht werden konnten - zum Beispiel die Zeitzeugen im Außenraum. Aber wir können sagen, dass über 1400 Menschen aktiv an den Projekten zum Mitmachen teilgenommen haben.
Die enorme Präsenz in den sozialen Netzwerken und im Internet hat sicherlich auch ihren Beitrag geleistet, richtig?
Bargstedt: Natürlich, das hat geholfen. Wir hatten sogar eine Teilnehmerin vom Chiemsee, die übers Internet auf die Textile aufmerksam geworden war und die Teilnahme mit einem Urlaub in Schmallenberg verbunden hat. Viele Begegnungen haben aber auch online stattgefunden.
Was bleibt denn von der Textile 2021 in Schmallenberg?
Bargstedt: Neben der Kunst, bleibt vor allem das Netzwerk. Die Begeisterung an der Kultur, am Mitmachen. Wir haben alle jetzt schon Lust auf Neues, haben neue Ideen und Motivation. Von uns aus könnte es sofort weitergehen.
Holsträter: Wir haben auch schon im kleinen Team die Textile nachbereitet, zudem wird es noch einen Film und eine Evaluation geben, auf deren Ergebnis wir noch warten. Zu wünschen wäre lediglich, dass wir das Festivalprogramm in Zukunft wieder straffer gestalten können, vielleicht auf fünf intensive Wochen. Zehn Monate Textile, wenn man den ersten Workshop im Dezember 2020 hinzuzählt, das war ein enormer Zeitraum (lacht).
- 61 Vorschläge für den neuen Namen der Strickliesel, mit der im Sommer die Ost- und Weststraße durch einem 1,8 Kilometer langen Schlauch verbunden wurden, sind bei der Stadt Schmallenberg eingegangen, nachdem Bürgermeister Burkhard König den Namenswettbewerb innerhalb des Festivals „Die Textile 2021“ ausgerufen hatte. Gewonnen hat der Motorsportclub MSC Schmallenberg mit dem Namen „Wollentina“.
- Am vergangenen Freitag konnten Thomas Frisse und das Ehepaar Gertrud und Armin Gierse als Vertretung für den Verein den ausgelobten Geldpreis und eine Strickliesel im Kleinformat im Foyer des Rathauses in Empfang nehmen. Neben dem Bürgermeister waren die Künstlerin und „Mutter der Strickliesel“, Sandra Tusch-Dünnebacke, und die Leiterin des Kulturbüros Saskia Holsträter dabei, um sich für das Engagement des Vereins im Rahmen der Textile zu bedanken.
- „Die Arbeit an dem Strickschlauch hat allen Beteiligten viel Spaß gemacht und als gemeinsame Vereinsaktivität die Mitglieder in der schweren Coronazeit endlich einmal wieder zusammengebracht“, berichtet Thomas Frisse über die Zeit mit Wollentina. „Dass wir nun sogar den Namenswettbewerb gewonnen haben, freut uns sehr“, so Frisse weiter. Der Verein, der über 240 Mitglieder zählt, feiert im nächsten Jahr sein 50-jähriges Jubiläum und erfreut sich eines starken Zusammenhalts innerhalb des Vereinslebens.