Meschede. Jeder, der gerade investiert, kann ein Lied von plötzlichen Kostenexplosionen singen. Jetzt trifft es auch die Stadt Meschede in voller Wucht.

Spürbar unangenehm war der Stadtverwaltung dabei, den Kommunalpolitikern mit diesem Antrag kommen zu müssen: Es wird mehr Geld als bisher veranschlagt für den Umbau des Mescheder Schwimmbades benötigt – sehr viel mehr Geld, nämlich 1,1 Millionen Euro mehr.

„Uns ist nichts unwohler, als Ihnen mit dieser Vorlage zu kommen“, sagte Fachbereichsleiter Heinz Hiegemann im Ausschuss für Generationen, Bildung, Freizeit und Soziales. Der Ausschuss deckt thematisch auch den Sportbereich ab. Man könnte ja den Eindruck haben, so Hiegemann, „die sind zu dumm, um das Wasser umzukippen.“ Der Stadtrat hatte beschlossen, das Schwimmbad komplett zu modernisieren. Das Hallenbad ist bereits geschlossen und wird umgebaut, das Freibad soll folgen.

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Für das Hallenbad sind der Stadt 1,58 Millionen Euro als Fördergelder bewilligt worden. Dort wird unter anderem ein ganz neues Edelstahlbecken eingebaut, die komplette Technik wird erneuert. Weitere 250.000 Euro wollte die Stadt aus ihren Mitteln bezahlen – die reichen aber jetzt nicht aus: Nun kommen 530.000 Euro hinzu. Für den Freibad-Umbau wiederum erhält die Stadt 2,7 Millionen Euro, weitere 300.000 Euro sollte sie selbst bezahlen. Jetzt kommen beim Freibad aber weitere 570.000 Euro obendrauf.

Der Grund für die Mehrkosten: Pech, bzw. „eine unglückliche Zeitspanne jetzt nach Corona“, so Heinz Hiegemann. Denn auch die Stadt erwischen jetzt, wie private Investoren, die explodierenden Marktpreise. Fürs Hallenbad war mit Preisen von 2018 kalkuliert worden: Sie liegen jetzt aber zwischen 30 und 40 Prozent darüber – „eine Steigerung in einem Ausmaß, wie wir sie nicht gekannt haben.“ Beim Freibad waren die Kostenvoranfragen 2019 erfolgt. Hier liegen die Preise aber inzwischen auch um 30 bis 35 Prozent darüber. Zumindest beim Freibad wird in der Stadtverwaltung noch auf weitere Förderungen gehofft.

Sauna-Ersatz im Mescheder Hallenbad

Zu den Kostensteigerungen kommen Änderungen hinzu, die sich erst im Bauablauf ergeben haben. So ist jetzt im Hallenbad auch die ehemalige Sauna beseitigt worden. Eigentlich sollte sie, obwohl technisch veraltet, so lange betrieben werden, wie es möglich wäre. Das Gesundheitsamt hatte aber schlecht zu reinigende Oberflächen kritisiert und eine Erneuerung gefordert – ansonsten die Schließung angedroht. Jetzt wurde die Sauna mit abgerissen.

Auch die Stadtverwaltung weiß aber: „Ein Hallenbad heute besteht nicht nur aus einem Wasserbecken“, so Hiegemann. Deshalb entstehen neu für rund 90.000 Euro auf der alten Saunafläche eine Dampfsauna (als Kabine), ein Whirlpool und zwei Kneippbecken. Außerdem erhält das Bad-Personal aus Arbeitsschutzgründen hier neue, notwendige Räume und separate Duschen. Maria Gödde-Rötzmeier (UWG) schränkte ein, der Sauna-Ersatz sei nur eine Textilsauna, keine echte Sauna.

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Im Freibad (ebenfalls künftig ein Edelstahlbecken und neue Technik) sollte ins große Schwimmbecken ein neuer Nichtschwimmerbereich integriert werden. Nun plant die Verwaltung aber, das jetzige Nichtschwimmerbecken doch zur Attraktivitätssteigerung zu erhalten: Dafür sind dort aber wiederum Investitionen erforderlich.

Im Ausschuss gab es einstimmig Zustimmung zu den Mehrausgaben, die im nächsten Haushalt 2023 auftauchen. Bis dahin werden sie durch Umschichtungen im Haushalt gedeckt. „Leicht schockiert“, sagte Marcel Spork, habe seine CDU-Fraktion reagiert angesichts von 1,1 Millionen Euro Mehrkosten. Er nannte die Gründe aber „nachvollziehbar“.

>>>HINTERGRUND<<<

Maria Gödde-Rötzmeier (UWG) warb dafür, im künftigen Mescheder Schwimmbad nach dem Umbau noch mehr Kurse anzubieten, um neue Besucher zu gewinnen. Sie begrüßte ausdrücklich das neue Angebot mit eigenen Schwimmzeiten für muslimische Frauen, das im Velmeder Schwimmbad möglich ist.

Fachbereichsleiterin Gisela Bartsch sagte, man werde dies noch einmal versuchen. Das sei allerdings auch schon mehrmals vergeblich in der Vergangenheit probiert worden: „Es scheiterte immer wieder am Interesse.“