Meschede. Endlich wieder Publikum und sich selbst zum schwitzen bringen - das wärs. Doch spontan ist das nicht drin. Wie es für die Band weitergehen soll.

Lasse kommt etwas später und ist entsetzt, dass nach seiner langen Tröten-Abstinenz kein Veltins mehr im 0,5er-Gebinde angeboten wird. Er gibt sich mit 0,3 Litern frisch gezapftem Pils zufrieden, das Angebot von Tröten-Chefin Mona, ein großes Weizen-Glas zu nutzen, kann er aus Anstand nicht annehmen. Jake und Björn haben das erste Bier schon mit funkelnden Augen empfangen und sich größte Mühe gegeben, es in angemessenem Tempo zu trinken und nicht gleich einen langen Hals zu machen.

Die Band Jake and The Jukeboxguys aus Meschede in voller Besetzung und flotten Outfits.
Die Band Jake and The Jukeboxguys aus Meschede in voller Besetzung und flotten Outfits. © Privat

Ein Treffen mit drei von vier Mitgliedern der Mescheder Coverpunkband „Jake and the Jukeboxbguys“. Bestandsaufnahme mit Blick in die Zukunft nach anderthalb Jahren nahezu ohne Kunst und Kultur. Und vor allem: Ohne Auftritte und regelmäßige Bandproben.

Letztes Konzert war 2019

Die Band, die nicht ganz so schwedisch ist, wie sie vorgibt, und eigentlich gar nicht aus Lasse Andansen, Björn Samström, Gunnar Gunnarjonson und Bandgründer Jake Olssen, sondern aus Jens Schneider, Kai Kroggel, Dennis Jäger und Tim Hesse besteht, hat ihr letztes Konzert im November 2019 in der Stadthalle gespielt, zuvor waren es noch ein paar kleinere Auftritte auf diversen Partys und Geburtstagen. Man erinnert sich unter anderem an eine lange, heiße Nacht in Nuttlar zum 70. Geburtstag von „Fiffi“, doch seither ist musikalisch wenig bis gar nichts los. Lediglich Jens Schneider hat in der Zwischenzeit mit einem Akustik-Projekt mit anderer Besetzung Musik gemacht, die anderen haben ihren Instrumenten aber eine Pause gegönnt. „Wir haben uns einmal zum Proben getroffen, aber da hatten wir irgendwie so viel erzählen, dass wir gar nicht zum spielen gekommen sind“, erzählt Kai Kroggel.

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Das Publikum müsste betrunken sein

Geprobt wird übrigens nach wie vor bei seiner Mutter im 25 qm „großen“ Keller, wie schon vor 26 Jahren, als sich die vier Jungs als Band zusammengeschlossen haben. Damals noch unter dem Namen Incest, weil sie halt irgendwie alle miteinander verwandt sind. Sie sind damit die einzige Band aus Meschede, die seit der Gründung in der gleichen Besetzung weiterhin auftritt. Als „Jake and the Jukeboxguy’s“ waren regelmäßige wöchentliche Proben von Beginn an nicht so das Ding der Jungs, spielbereit haben sie sich aber immer gehalten. Aktuell sehe das leider etwas anders aus.

„Im Moment könnten wir nicht von jetzt auf gleich auftreten - außer das Publikum wäre sehr betrunken“, berichtet Dennis Jäger alias Lasse Andansen, der auch noch 45 Minuten nach Gesprächsbeginn nicht über die Rückkehr in seine Stammkneipe hinweggekommen ist: „Hier ist irgendwie alle so neu, auch die Karte“, sagt er und legt dabei einen Blick auf, als wäre es der erste Schnee oder die lang ersehnte Carrerabahn, damals unter dem Weihnachtsbaum.

Mehr als Anstands-Klatschen

Das ein oder andere alkoholhaltige Kaltgetränk fließe bei ihren Konzerten im Publikum aber ohnehin immer. Eine Tatsache, die die Benennung eines absoluten Super-Hits der Band, der die Zuschauer in Ekstase versetzt, verkompliziert. „Es kommt halt immer darauf an, zu welcher Uhrzeit man die Songs spielt und in welcher Stimmung das Publikum bis dahin ist“, erklärt Dennis Jäger mit einem zwinkernden Auge. Bei „Ein Kompliment“ von den Sportfreunden Stiller sei aber meist ein Höhepunkt zu erwarten. „Ansonsten kommt es schon darauf an, ob es halb 9 oder halb 12 ist, wenn man mehr als ein Anstands-Klatschen erwarten will“, fügt Kai Kroggel hinzu.

Damit die Jungs ihre zwei bis drei Sets, mit denen sie bereits seit mehr als zehn Jahren die Cover-Herzen in der Region höher schlagen lassen, bei Zeiten zumindest wieder fehlerfrei auf die Bühne bringen können, wollen sie die nächsten Wochen und Monate nutzen, um wieder in eine Art Proben-Rhythmus zu gelangen. Daran, dass sie zeitnah wieder vor 100 Leuten eng aneinander stehenden Leuten in der Tröte spielen, glauben sie aktuell aber noch nicht. „Ich hatte wirklich viele Ideen, über Stehtisch-Konzerte in der Stadthalle und verschiedene Open-Air-Formate, aber so etwas privat auf die Beine zu stellen ist in der derzeitigen Lage wirklich ein hohes Risiko“, so Kroggel. Ziel sei es aber durchaus, in ein bis zwei Monaten wieder richtig „spielreif“ zu sein.

25-jähriges Jubiläum

Neben der Rückkehr auf die Bühne stehen außerdem noch das 25-jährige Jubiläum von Jake und den Jukeboxguys aus, das eigentlich schon 2020 hätte gefeiert werden sollen, und die diesjährige Band-Fahrt der Jungs. „Einmal im Jahr ist es uns wichtig, dass nur wir vier wegfahren. Ohne unsere Frauen und die Familie. Wobei wir uns wie alte Ehepaare immer in derselben Konstellation zwei Doppelzimmer buchen bei diesen Touren“, erzählt Dennis Jäger. „Eventuell wären bald aber mal vier Einzelzimmer angebracht“, fügt Kai Kroggel hinzu und spielt auch ein wenig auf das fortschreitende Alter der vier an, das die ein oder andere Veränderung im Bandleben mit sich bringt.

Heiße Nächte in Schützenhallen

Denn wenn es bald wieder losgeht mit dem ein oder anderen Auftritt, und die ersten drei Konzertanfragen für 2021 liegen bereits wieder vor, werden die vier wie vor der Pandemie ihre vollen Terminkalender aufschlagen und grübeln, wo zwischen Job, Kindergeburtstagen, Rasenmähen und Hausbau überhaupt noch Raum und Zeit für lange, heiße Nächte in den Schützenhallen der Umgebung ist. Dann wollen die vier Sauerland-Schweden wieder unter Schweden-Wappen & -Flaggen und dem Schützenhallen-Schriftzug „Glaube. Sitte. Heimat“ internationale Musik-Highlights als Coverpunkrock performen oder ihre Lieblingskneipe, die „Tröte“ zum explodieren bringen. Wenn denn die Pandemie mit den damit verbundenen Auflagen sie lässt.