Meschede. In Meschede wird durch Borkenkäfer und verändertem Klima mit einem Verlust von 70 Prozent der Fichten gerechnet. Aber es gibt Pläne für danach.
Pessimisten könnten meinen, der Wald verschwindet gerade. Optimisten wie Meschedes Stadtförster Roland Wiese dagegen sagen: „Es geht weiter. Es wird wieder grün.“ Wiese arbeitet mit seiner Mannschaft gerade an diesem Mescheder Wald der Zukunft: Der wird bunter werden und viel mehr Baumarten aufweisen.
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Ja, sagt auch Wiese: Die Fichten mit ihren großen Beständen kann man wegen des Borkenkäfers und den Klimaveränderungen abschreiben – er rechnet mit einem Verlust von 70 Prozent in naher Zukunft. Aber es passiert ja stattdessen dann etwas. Allein 2021 werden rund 100.000 neue Bäume im Stadtwald gepflanzt, noch einmal 100.000 dann 2022. Die Eiche ist mit 30 Prozent Anteil dabei der ganz große Gewinner – sie kommt mit dem sich verändernden Klima hier am besten klar. 20 Prozent werden Ahorn sein, 10 Prozent die Esskastanie, dazu zum Beispiel auch Erlen an Bachläufen, wo sie prächtig wachsen.
Die Mischung macht es künftig
Das Ende der Fichte bedeutet auch nicht das Ende des Nadelholzes – nur werden statt Fichten jetzt zum Beispiel Douglasien, Küstentannen, Weißtannen, Nordmanntannen und sogar 2000 Zedern gepflanzt. Der Wechsel wird langsam sein, aber auch nicht komplett. Derzeit sind 60 Prozent des Mescheder Waldes Nadelholzbestände, davon wiederum 45 Prozent Fichte.
+++Unsere Zeitung unterstützt mit der Aktion „Waldretter“ den Aufbau neuer Wälder+++
In 100 Jahren, glaubt Wiese, wird es ein Verhältnis von 50 Prozent Nadelholz zu 50 Prozent Laubholz geben. Also: Man muss nicht in Sorge sein um unseren Wald. Er wird nur anders sein: „Es wird wunderschöne Waldbilder geben“, verspricht er für die Zukunft. Die neue Vielfalt ist auch einer Risiko-Maximierung geschuldet: Kommt eine der Baumarten wider Erwarten doch nicht mit dem Klima zurecht oder entwickeln sich Krankheiten, dann entstehen künftig nicht solche Totalverluste wie mit der Fichte.
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Am Bermecke-Bach an der Grenze zu Hirschberg sieht man den Beginn dieser Entwicklung schon. Hier hat der Borkenkäfer die Fichten vernichtet. Jetzt sind hier 29.000 Stieleichen gepflanzt – als so genannte „Klumpenpflanzung“: 20 bis 40 Setzlinge werden an einer Stelle ausgebracht, zwischen ihrem „Klumpen“ und dem nächsten mit weiteren Setzlingen ist viel Abstand. Dadurch wachsen sowohl die gepflanzten Stieleichen als auch die Bäume, die die Natur selbst einbringt – wenn Samen zu Boden fallen und keimen, oder Tiere Samen anderer Bäume verbreiten. In Reih und Glied, wie bei den Fichten, wird schon längst nicht mehr gepflanzt.
Pflege ist wichtig - und die Jagd
So entsteht, mit menschlicher Unterstützung, ein neuer, aber natürlicher Wald. Was an Birken oder Lärchen mitwächst – gerne! Fichten übrigens auch: Die sterben ja nicht aus, es gibt sie weiterhin, sie wachsen nach. Diese Bestände müssen aber, wie die anderen auch, gepflegt und beobachtet werden. Denn Pflege als Investition sei wichtig, denn es darf auch nicht alles draufloswachsen. Schließlich muss der Wald auch eine ökonomische Funktion weiterhin erfüllen: „Ohne Pflege werden wir sonst kein gerades Brett herausbekommen.“
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Wichtig: Die Jäger sind in der Pflicht. „Schießen, so viel es geht“, befürwortet der Förster, um die Verbiss-Schäden an jungen Bäumen in Grenzen zu halten. Die Stadt Meschede achtet bei der Verpachtung ihrer Reviere strikt darauf, dass viel Wild abgeschossen wird. Hier an der Stadtgrenze sind deshalb auch viele neue Hochsitze aufgebaut worden: „Fliegendes Blei ist die Sicherung für die jungen Eichen!“ Sind die erst einmal nach zwei Jahren aus der Verbiss-Bedrohung durch das Wild heraus, „dann ist die Eiche nicht mehr zu stoppen.“
20 Ansiedlungen
Wiese setzt schon seit Jahren auf mehr Vielfalt im Wald: „Als Förster ist man Langzeittäter.“ Allein am Haus Dortmund zählt er inzwischen 20 verschiedene Baumarten, die sich dort von ganz allein angesiedelt haben: „Das ist Waldbau, der nichts kostet. Man muss die Natur nur machen lassen.“ Am Stimm-Stamm waren bei einer Verjüngung versuchsweise mal vier Weißtannen gepflanzt worden – die inzwischen enorm viele Samen verbreiten. Die Natur macht das schon. Wiese hofft, dass auch viele Privatwaldbesitzer diesen Weg mitgehen.
>>>HINTERGRUND<<<
Anders als auf Warsteiner Stadtgebiet wird im Mescheder Stadtwald nicht auf den Bau von großen teuren Gattern gesetzt, die Tiere aus Neuanpflanzungen fernhalten sollen.
Wildschweine kümmerten sich nicht um Zäune, Rehe genügten bereits kleine Zwischenräume, um in Gatter zu gelangen, so die Erfahrung von Stadtförster Roland Wiese: „Am Ende ist mehr Wild drinnen als draußen im Gatter, weil kein Mensch hineinkommt.“
Wiese setzt stattdessen auf eine konsequente Bejagung. Einzeln geschützt werden auch in Meschede aber zum Beispiel Weißtannen durch Gatter: Deren Jungpflanzen sind zu sehr bei Rehen begehrt.
>>>INFORMATION<<<
Mit der Aktion „Waldretter“ will unsere Zeitung einen Beitrag leisten, um die von Borkenkäfer und Windwurf zerstörten Flächen in Südwestfalen wieder zu bewalden. Wie wichtig das Thema ist, verdeutlicht diese Zahl. 26,9 Prozent der NRW-Fläche (oder 915.800 Hektar) besteht aus Wald. In unserer Region ist der Anteil noch größer.
Unsere Zeitung beteiligt sich auch finanziell an der Aktion. Für jeden neuen Leser pflanzen wir einen Baum in der Region. Der Verlag hat zugesagt, mindestens 1500 Bäume zu spenden. Für Leser, die einen neuen Leser werben, gibt es ein besonderes Angebot unter aufforsten.
Wir laden alle ein, sich an der Wiederaufforstung von Südwestfalen zu beteiligen und selbst Waldretter zu werden. Das geht auf diverse Art und Weise: Eine Baumspende ist ab einem Betrag von 5 Euro möglich. Dafür wird die Fläche gerodet und hergerichtet, ein Setzling gepflanzt und gepflegt. Und weil nicht jedes Bäumchen angeht, wird bei Bedarf noch mal nachgepflanzt. Ab einem Betrag von 50 Euro, also ab 10 Baumspenden, wird auf Wunsch eine Spendenquittung ausgestellt. Natürlich wählt jeder Spender selbst aus, in welchem Bereich zwischen Hagen und Siegen, Brilon und Schwelm das Bäumchen gepflanzt werden soll. Hier geht’s zur Spende: waldretter.de
Baumpate werden: Da die Wiederaufforstung eine Generationenaufgabe ist, kann man auch Baumpate werden. Für monatlich 10 Euro wird der Spender Pate einer 50 Quadratmeter großen Waldfläche, um für eine kontinuierliche Wiederaufforstung zu sorgen. Wer 19 Euro monatlich spenden möchte, wird Pate von 100 Quadratmetern Mischwald. Details: waldlokal.com/waldretter-projekt
Direktspenden sind möglich an: WaldLokal gGmbh; IBAN: DE79 4145 0075 0000 0283 57; Verwendungszweck: Waldretter/ und Ort der Aufforstung.Die Partner des Waldretter-Projektes sind: Waldlokal gGmbH, Wald und Holz NRW, Regionalverband Ruhr Grün, Wirtschaftsbetrieb Hagen sowie die örtlichen Forstämter in der Region.
Auf unserer Internetseite waldretter haben wir auch einen Baumzähler installiert. Auf diese Weise können Sie den Fortschritt der Aktion in regelmäßigen Abständen verfolgen.