Cobbenrode/Oedingen. Schon im kommenden Jahr sollen bei Cobbenrode die ersten Riesen-Windräder entstehen. Abo Wind ist in die Offensive gegangen.

Der Windpark-Entwickler Abo Wind will bereits im nächsten Jahr mit dem Bau von zwei 240-Meter hohen Windrädern auf dem Herrscheid bei Cobbenrode beginnen. Das hat das Unternehmen im Rahmen einer Infomesse in der Schützenhalle in Oedingen bekräftigt. Der Genehmigungsantrag liege beim Kreis, mit der Stadt sei man sich über eine vertraglich zugesicherte Beteiligungsmöglichkeit der Bürger weitgehend einig.

Geballte Informations-Kompetenz hatte das Unternehmen aus Wiesbaden mit ins Sauerland gebracht. Sechs geschulte Mitarbeiter, darunter die Projektleitung, wurden flankiert von zwei Gutachtern für den Natur- und Artenschutz. An Stellwänden hatten Interessierte die Möglichkeiten, sich in Kleingruppen oder in Einzelgesprächen über das Projekt und die Begleiterscheinungen zu informieren.

Andrang überschaubar

Wartemarken mussten nicht vergeben werden, so groß war der Andrang nicht - aber Langeweile kam für die Gäste aus Hessen auch nicht auf. Seit einigen Jahren versucht das Unternehmen, die Kritiker an den Windkraftprojekten mit solchen Infomessen zu überzeugen. „In Kleingruppen trauen sich die Leute eher mal Fragen zu stellen als in Frontalveranstaltungen“, so Abo Wind-Sprecher Dr. Daniel Duben.

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„Ich finde das gut, dass Abo Wind hier so offensiv informiert“, sagt Karsten Schürheck. Die Stadt Lennestadt sieht den Bau von zwei Anlagen an der Stadt- und Kreisgrenze unkritisch. „Wir können damit leben, an den Standorten ist der Naturschutz nicht betroffen. Wir kommen an der Windkraft nicht vorbei, wir müssen versuchen sie verträglich zu regeln“, so der Beigeordnete der Stadt Lennestadt. Auch die Grünen im Lennestädter Stadtrat begrüßen diesen Kurs. „Bis letztes Jahr gab es in Lennestadt eher eine Windkraft-Verhinderungspolitik“, so Andreas Verbeek.

Als konfliktarm für den Natur- und Artenschutz bezeichnet Gutachter Bertram Mestermann den Standort Herrscheid, „weil wir hier mit dem Schwarzstorch und dem Rotmilan keine Probleme haben.“ Die beiden geschützten Vogelarten brüten nicht in dem Gebiet.

Fledermaus-Aktivität

Für die windkraft-empfindliche Waldschnepfe seien Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen und sollte sich herausstellen, dass es in Höhe der Windradgondel (130 Meter) eine hohe Fledermausaktivität gibt, würden die Windräder unter bestimmten Voraussetzungen automatisch abgeschaltet.

Die Cobbenroderin Christina Baumhoff vom Vorstand des neuen Naturschutzvereins Mitten im Sauerland, Nachfolger der Bürgerinitiative Gegenwind Oedingen, ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie ist überzeugt, dass die Vogeldichte am Herrscheid zu vielen „Kollisionsopfern“ durch die riesigen Rotoren mit einem Durchmesser von 158 Metern führen würde. Das Sauerland sei einfach der falsche Standort für diese Anlagen. Der Verein fordert den Gesetzgeber, das Sauerland als ebenso schutzwürdig einzustufen wie Wälder in Thüringen, wo der Bau von Windenergieanlagen untersagt ist.

Abo Wind hatte den Windkraftgegnern angeboten, selber mit einem Stand an der Infomesse teilzunehmen, um sich und ihre Argumente zu präsentieren, was aber laut Baumhoff aus terminlichen Gründen scheiterte.

  • Die vier 5,5-Megawatt-Windräder vom Hersteller General Electric haben einen Gesamthöhe von 240 Metern, eine Nabenhöhe von 161 Metern und einen Rotordurchmesser von 158 Metern.
  • Die Anlagen sollen im Schnitt 58 Millionen Kilowattstunden pro Jahr produzieren, was einem Stromverbrauch von 17.000 durchschnittlichen Haushalten entspricht.
  • Das Investitionsvolumen beträgt circa 22 Millionen Euro.