Eslohe. Nach der Einführung des Senioren-Sammmeltaxis in der Gemeinde Eslohe haben die Verantwortlichen eine bittere Bilanz gezogen. Nun wird reagiert.
Anderthalb Jahre hat das Caritas Begegnungs- und Informationszentrum (CariBIC) gekämpft und sich engagiert, bis in der Gemeinde Eslohe das erste Senioren-Sammeltaxi im Hochsauerlandkreis an den Start gehen konnte. Der Einsatz im Vorfeld war groß. Und ebenso groß ist nun die Enttäuschung bei Nela Risse und Steffi Habbel vom CariBIC. Denn: Das Angebot wird nicht nachgefragt. Seit Mai hat lediglich ein einziger Fahrgast im Sammeltaxi Platz genommen, lautet die bittere Bilanz der beiden engagierten Frauen.
Dabei war die Schaffung des neuen Angebotes damals keine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Ganz im Gegenteil: „In der Sozialstation sind wir immer wieder von Senioren angesprochen worden, die den Wunsch nach mehr Mobilität geäußert haben“, sagt Steffi Habbel. „Viele haben gesagt, dass sie nirgendwo hinkommen und dass sie sich mehr Eigenständigkeit wünschen“, ergänzt sie. Sätze wie diese waren der Anlass für Habbel und Riße, sich ins Zeug zu legen und den Senioren eben diese Wünsche zu erfüllen.
„Es könnte mit Corona zu tun haben“
Warum die Nachfrage selbst bei denjenigen ausbleibt, die sich damals aktiv an die Sozialstation gewendet haben, können die beiden nur erahnen. „Es könnte mit Corona zu tun haben“, sagt Steffi Habbel. Nicht etwa, weil die Senioren Angst haben, vor die Tür zu gehen. Sondern, weil sie sich in Zeiten der Pandemie notgedrungen anders organisiert haben. „In vielen Fällen sind die Familien enger zusammengerückt und auch die Nachbarn haben den Älteren verstärkt ihre Unterstützung angeboten und tun es immer noch“, erklärt Nela Riße.
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Weil das aber eben nur eine Vermutung ist, wird es ab September beim Sammeltaxi Änderungen geben, die das Angebot noch attraktiver machen sollen, als es eigentlich ohnehin schon ist. Zum einen sind die Tage geändert worden, in denen das Taxi in der Gemeinde unterwegs sein wird. Statt montags und donnerstags werden die beiden Touren dann donnerstags und freitags sein. „Montags haben die Friseure zu“, sagt Nela Riße. Durch den Wechsel des Tages bestehe nun also auch für Fahrgäste von Tour 1 die Möglichkeiten zum Friseurbesuch. Und auch größere Wochenendeinkäufe ließen sich so besser erledigen als an einem Montag.
Mehr Flexibilität
Außerdem gibt es mehr Flexibilität bei der Aufenthaltsdauer im Kernort. Sie beschränkt sich nicht mehr auf den Zeitraum zwischen 9 und 12 Uhr. „Wenn sich die mitfahrenden Senioren einig sind, kann die Rückfahrt zum Beispiel auch mal ein Stündchen später erfolgen“, sagt Steffi Habbel. Und: Das Taxi-Unternehmen Fabri bietet den Fahrgästen zudem ausdrücklich an, ihre Einkäufe während des Aufenthaltes im Kernort in der Zentrale an der Hauptstraße abzustellen. Und für den Fall, dass mal ein Toiletten-Gang erforderlich wird, dürfen dort auch die sanitären Anlagen genutzt werden. „Das beides wäre auf Nachfrage sicherlich auch vorher schon möglich gewesen, aber wir haben eben nie explizit darauf hingewiesen“, sagt Steffi Habbel.
Mit dem Senioren-Sammeltaxi werden die Fahrgäste nicht nur an der Haustür abgeholt, sondern nach ihren Erledigungen im Kernort auch wieder an der Haustür abgesetzt. Und genau hier liegt der Unterschied zum Bürgerbus, zu dem das Angebot ausdrücklich keine Konkurrenz sein soll. Denn: Der Bürgerbus hat festgelegte Routen und feste Haltestellen. Weil die aber für viele Senioren gar nicht mehr zu erreichen sind, kommt hier das Sammeltaxi ins Spiel.
Alle Orte berücksichtigt
In den beiden angebotenen Touren sind alle Orte und Örtchen der Gemeinde Eslohe berücksichtigt. Die Senioren müssen sich bis zum Vortag um spätestens 12 Uhr angemeldet haben. Am nächsten Tag werden sie dann zum ausgemachten Zeitpunkt daheim abgeholt und gemeinsam mit weiteren Senioren ins Herzen des Ortes gefahren, um dort ihre Wocheneinkäufe zu erledigen oder etwa den Arzt oder die Apotheke oder eben auch den Friseur zu besuchen. Und am Ende werden die Einkäufe als Service sogar in die Wohnung getragen.
Es ist ein Projekt, das im Hochsauerlandkreis Schule machen könnte, hatte damals sogar Bürgermeister Stephan Kersting geschwärmt. Denn bequemer und einfacher kann man es den Senioren der Gemeinde wohl kaum noch machen. Den Senioren selbst entstehen durch das Angebot nur geringe Kosten. Für die Fahrt wird ein kleiner Obolus berechnet, der an die Tarife von Westfalenbus angelehnt ist: 3,40 Euro pro Fahrt aus den Ortsteilen nach Eslohe, 2,10 Euro für eine Fahrt innerhalb des Kernortes und 4,80 Euro für ein Tagesticket, das gültig ist für beliebig viele Fahrten ohne Zeiteinschränkung auf der gewählten Strecke ab 9 Uhr.
- Die Fahrten werden direkt über das Taxi-Unternehmen Fabri koordiniert.
- Dort können Fahrten unter 02973/81414 angemeldet werden. Auch für Rückfragen steht Taxi Fabri unter dieser Nummer zur Verfügung. Wer Fragen hat, kann sich aber auch an das CariBIC wenden. Erreichbar ist es unter 02973/8185424.
- Tour 1 am Donnerstag umfasst die Orte Eslohe, Bremscheid, Isingheim, Lüdingheim, Hengsbeck, Nieder- und Oberlandenbeck, Henninghausen, Leckmart, Schwartmecke, Cobbenrode, Obermarpe, Niedermarpe, Kückelheim, Obersalwey, Niedersalwey und Sieperting.
- Tour 2 am Freitag führt über Eslohe, Sallinghausen, Wenholthausen, Oesterberge, Büenfeld, Büemke, Nichtinghausen, Herhagen, Reiste, Beisinghausen, Lochtrop, Frielinghausen und Bremke.
- Für das Sammeltaxi-Projekt hat das CariBIC mit Hilfe des Leader-Vereins eine Kooperation mit dem Taxiunternehmen Fabri und der Westfalenbus geschlossen.