Meschede. IHK stellt Ergebnisse vor: In Meschede sind Passanten zur Innenstadt befragt worden. Einkaufen hat nicht mehr den Stellenwert wie früher.

Langsam, ganz langsam schlagen die Veränderungen in der Mescheder Innenstadt auch bei den Passanten an. Beim Ambiente, der Atmosphäre und dem Einzelhandelsangebot vergeben sie mittlerweile eine Drei plus. Das ist das Ergebnis einer Befragung von 200 Besuchern im September 2020. Zwei Jahre zuvor hatten sie noch eine glatte Drei vergeben. Die Ergebnisse stellte die Industrie- und Handelskammer vor.

Neuer Henne-Ruhr-Markt zeigt erste Wirkung

Erstmals messbar wird dabei auch der Henne-Ruhr-Markt als belebender Faktor mit seinen Geschäften. Deren Segmente Bekleidung, Drogeriewaren und Schuhe sorgten für bessere Noten beim Einzelhandelsangebot, vor allem im Bereich Büro/Schreibwaren stieg das deutlich an – dies vor allem ein Effekt des Müller-Marktes.

Bürgermeister Christoph Weber, Stadtmarketing-Chefin Christina Wolff, Andre Wiese von „Meschede aktiv“ und Thomas Frye (IHK), von links, stellten das Ergebnis einer Passantenbefragung vor.
Bürgermeister Christoph Weber, Stadtmarketing-Chefin Christina Wolff, Andre Wiese von „Meschede aktiv“ und Thomas Frye (IHK), von links, stellten das Ergebnis einer Passantenbefragung vor. © Jürgen Kortmann

Und dieses veränderte Angebot, das im Henne-Ruhr-Markt bewusst auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet wurde, senkt auch schon das Durchschnittsalter von 46,4 auf jetzt knapp 45 Jahre (zum Vergleich: 52 Jahre in Neheim). Vermisst wird immer noch der Bereich Unterhaltungselektronik. Am besten schneiden die vielen Apotheken ab, mit einer 1,8 vergeben die Passanten da die Note für ein „sehr gut vertreten“ in Meschede.

Aber es geschieht etwas Gravierendes: Die Besucher kommen nicht mehr vorwiegend zum Einkaufen in die Mescheder Innenstadt – 2018 waren das noch fast 60 Prozent, jetzt sind es nur knapp 40 Prozent. Denn inzwischen ist der Wohlfühlfaktor stärker in der Bedeutung: sehen und gesehen werden. Denn die Leute wollen, neben Amtsgängen und dem Gang zum Friseur, auch in die Gastronomie – oder möchten eben schlicht in der Innenstadt verweilen und Veranstaltungen erleben.

Für Christina Wolff als Geschäftsführerin des Stadtmarketings ist klar: „Die Innenstadt der Zukunft wird sich verändern.“ Künftig werden mehr Menschen in der Innenstadt auch wohnen (die neuen Umbauprojekte etwa im Haus Gercken machen das deutlich) – und dadurch werden sie auch zu Passanten dort. Wenn der Passant aber vor allem flanieren möchte, dann kommt auf die Händler eine neue Frage zu: „Wie kriegt man die Leute künftig in den Laden?“, fragt Bürgermeister Christoph Weber – vielleicht erlebe das „Schaufenster eine Renaissance“, vielleicht müsste der Handel über seine Öffnungszeiten nachdenken, wenn sich die Aufenthaltsdauer der Besucher mehr in den Abend verlagere.

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Kneipier sagt: Bitte mehr Kneipen!

Die Außengastronomie an attraktiven Plätzen gewinnt an Bedeutung, sagt Thomas Frye, IHK-Geschäftsbereichsleiter für die Standortpolitik. In Meschede ist das schon zum Beispiel am Kaiser-Otto-Platz zu beobachten, obwohl da noch Umbauarbeiten laufen. Aufgegriffen wird in Meschede deshalb auch die Frage, was aus leerstehenden Geschäften wird – wären da auch gastronomische Nutzungen möglich? Es fehlt tagsüber an der gutbürgerlichen deutschen Küche in der Innenstadt.

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Und Andre Wiese, Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Meschede aktiv“ und selbst Kneipier, würde sich mehr Konkurrenz wünschen – die dann das Geschäft insgesamt beleben: Viel mehr Kneipen würden ein abwechslungsreicheres Nachtleben in Meschede bedeuten und mehr Menschen aus den umliegenden Ortschaften anziehen. Die übrigens kommen derzeit vor allem aus Schmallenberg, Warstein, Bestwig und Olsberg hierher. Und auch wenn mehr Besucher zu Fuß unterwegs sind und mit dem Rad kommen: Das dürfe nicht dazu führen, sagt IHK-Experte Frye, Besucher von außerhalb, die mit dem Auto kommen, zu verprellen, denn fast 53 Prozent der Passanten kommen schließlich von außerhalb.

>>>HINTERGRUND<<<

54 Prozent der Befragten gaben an, einmal wöchentlich in der Innenstadt in Meschede einzukaufen.

49,9 Prozent sagen, sie kaufen zwar online ein, würden die Innenstadt aber unverändert häufig besuchen.

47,5 Prozent halten sich ein bis zwei Stunden in der Innenstadt auf.

77,6 Prozent sagen, die Innenstadt sei für sie ein Ort zum Wohlfühlen und um Leute zu treffen.

72,5 Prozent betonen, die City sei ein Ort zum Ausgehen.

Die Note 2,8 gibt es für Sauberkeit, eine 2,5 für die Sicherheit.