Bad Fredeburg. In Bad Fredeburg wird eine Kräuterwanderung angeboten. Diesmal mit einer besonderen Teilnehmerin: Bloggerin Marina Stötzel von „bevandert“.

„Wenn Ihr die Blätter mal probieren wollt, die schmecken tatsächlich nach Möhre. Wie der Name der Pflanze es uns schon verrät: Es ist die wilde Möhre“, Astrid Völlmecke zupft vorsichtig ein paar Blätter von dem Gewächs ab und reicht sie den neugierigen Gästen. Sie sind gemeinsam auf Kräuterwanderung rund um Bad Fredeburg und werden vom Bloggerduo Marina Stötzel und Alisa Kriegesmann aus Kirchhundem begleitet. Die beiden nennen sich „bevandert“, da sich ihre Bloginhalte auf das Wandern und das Leben in einem Van konzentrieren. Mit ihrem Internetblog und ihrer Instagramseite wollen sie Menschen das Wandern vor allem in den Mittelgebirgen schmackhaft machen.

Bei der Kräuterwanderung ist nur Marina Stötzel dabei: „Alisa ist leider erkältet und lässt sich entschuldigen. Vielleicht können wir ihr ein paar Kräuter sammeln, für einen Erkältungstee?“, schlägt die 29-Jährige vor. Für Kräuterpädagogin Astrid Völlmecke ist das ein Einfaches. Sie veranstaltet seit sieben Jahren Wanderungen, auf denen sie den Gästen einheimische Gewächse und ihre Wirkung näherbringt.

Bloggerinnen von „bevandert“ begeistern viele unterschiedliche Altersgruppen

„Hier die Moschus-Malve zum Beispiel. Die ist auch super gegen Erkältungssymptome“, sagt sie und erklärt noch, dass man gepflückte Heilkräuter am besten an der Luft trocknet aber nicht im Sonnenschein, da sonst viele gute Inhaltsstoffe verloren gehen können. Bei der heutigen Wanderung sind neben Marina Stötzel, die direkt eine Moschus-Malve in das Sammelsäckchen für ihre Freundin packt, noch sieben weitere Teilnehmer dabei. Sie haben bei einer Verlosung der Bloggerinnen die Teilnahme gewonnen: „Wie geht es eigentlich Felix?“, fragt die 44-jährige Teilnehmerin Julia aus Sundern Marina Stötzel, während die Gruppe sich langsam den Weg durch Bad Fredeburg bahnt. Felix ist der Hund von Marinas Oma, der das Duo regelmäßig bei ihren Abenteuern begleitet. Marina und Julia quatschen eine Zeit lang, wie alte Bekannte, denn Julia verfolgt die Arbeit der beiden Wanderfreundinnen schon seit einem Jahr: „Ich komme aus Sundern und war schon sehr oft hier in Schmallenberg wandern. Ich mag es sehr hier und finde es toll, durch Marina und Alisa neue Wanderwege zu entdecken“, sagt sie.

Die Wandergruppe bleibt immer wieder am Wegesrand stehen, denn überall wachsen Kräuter, die gepflückt und zu Salat, Heilsalbe oder Tee verarbeitet werden können. „Das ist schon erstaunlich, was hier alles einfach so am Straßenrand wächst“, sagt ein Teilnehmer aus Finnentrop. Gepflückt werden sollen aber nur Pflanzen, die nicht direkt an der Straße wachsen, wegen Hunde-Urin und Schadstoffen der Autos. „Wir pflücken die Kräuter nicht mit der Wurzel und keine Blätter mit Löchern“, erklärt Kräuterexpertin Astrid Völlmecke.

Die Bloggerin Marina Stötzel von
Die Bloggerin Marina Stötzel von "bevandert"sammelt Kräuter gegen den Husten ihrer kranken Freund.  © WP | Leandra Stampoulis

Enge Zusammenarbeit mit Tourismusverbänden

Marina Stötzel hat mittlerweile schon ihren Beutel halb gefüllt mit Heilkräuter gegen den Husten ihrer Freundin. Die „bevandert“-Bloggerinnen arbeiten mit Tourismusverbänden zusammen. Sie stellen Programme, Wanderungen oder Mountainbikestrecken in den jeweiligen Regionen auf ihrem Instagram-Account vor. „Wir haben letztes Jahr bevandert gegründet. Eigentlich wollten Alisa und ich ein Jahr nach Samos und dort als Tourismusguides arbeiten, wir hatten unsere Jobs gekündigt und dann kam Corona,“ sagt Stötzel.

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„Aha, ein schöner Breitwegerich, der hilft gut bei Stichen“, sagt Astrid Völlmecke und bringt die Truppe zum Stehen. Ein Sauerampfer wächst in unmittelbarer Nähe. Eine weitere Teilnehmerin ist Elke Reinschmidt aus Grafschaft. Die 61-Jährige möchte wissen, woran man den Sauerampfer genau erkennt: „Wenn er nicht sauer schmeckt, dann ist er es nicht“, antwortet Astrid Völlmecke mit einem Lächeln auf den Lippen. Gut gelaunt geht es weiter, jetzt einen Waldweg entlang. Elke Reinschmidt ist mit ihren 61 Jahren vermutlich eine der älteren Fans der „bevandert“-Bloggerinnen, denn das Alter der Instagram-Zielgruppe liegt eher zwischen 20 und 40 Jahren. „Ich finde, das super, was die beiden Mädels da auf Social-Media machen. Die beiden unternehmen hier viel in der Gegend und das gucke ich mir gerne an. Da kriegt man dann noch einmal andere Wanderrouten gezeigt“, sagt die Grafschafterin.

„Bevandert“-Duo ist sehr erfolgreich

Marina Stötzel und Alisa Kriegesmann hätten vor einem Jahr nicht gedacht, dass „bevandert“ so gut laufen würde: „Wir wollen weitermachen und haben von den Tourismusverbänden auch nur positives Feedback erhalten. Die finden unsere Idee auch klasse“, sagt die 29-Jährige Marina Stötzel. Die beiden Kirchhundemnerinnen wandern seit der zehnten Klasse zusammen und fanden es schon immer toll, in der Natur unterwegs zu sein: „Ich denke, dass durch Corona jetzt mehr jüngere Leute zum Wandern kommen und wir zeigen ihnen, dass man dafür nicht nach Bayern fahren muss, sondern eben auch im Mittelgebirge toll wandern gehen kann.“ Am Schmallenberger Sauerland findet sie besonders die vielen weiten Aussichten auf den Wanderungen und die wilden Wälder schön. Außerdem lobt sie den Tourismusverband, der in Schmallenberg tolle Arbeit leistet.

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„Das ist mein Favorit. Das schmeckt ja richtig lecker, könnte ich mir gut im Salat mit etwas Apfel und Zitrone vorstellen“, sagt ein Teilnehmer zu der nächsten Pflanze: Waldsauerklee. Sieht aus wie ganz normaler Klee, nur mit etwas größeren Blättern. Er wächst im Wald und man kann ihn auch dann pflücken, wenn er Blüten trägt. Der Klee schmeckt den meisten Teilnehmern sehr gut und sie philosophieren gemeinsam, wozu er noch gut schmecken könnte. Mittlerweile ist das Kräutersammelsäckchen von Marina Stötzel gut gefüllt: „Da wird sich die kranke Alisa freuen. Wir machen später erstmal einen schönen Erkältungstee daraus,“ sagt sie lächelnd. Die Wanderung ist beendet und sie fährt jetzt mit ihrem Van zu einem Parkplatz in Bad Fredeburg, um dort zu übernachten. Am nächsten Tag startet sie dann von dort aus zu ihren nächsten Abenteuern durch.