Schmallenberg/Hunau. Christian Bröker erklärt die Monitoring-Stationen auf der Hunau. Wie es um die Kalamität steht und wann die Plage ein Ende haben könnte.
Er ist klein und unscheinbar, sorgt aber seit einigen Jahren für ein riesiges und unübersehbares Waldsterben in der heimischen Region: Der Borkenkäfer. Insbesondere die Spezies des Buchdruckers macht der Natur und damit den Förstern vor Ort zu schaffen. Milliarden Käfer sind unterwegs, nisten sich unter der Borke ein und sorgen für eine niedagewesene Kalamität. Doch woher wissen die Förster eigentlich, wo die Borkenkäfer unterwegs sind und wie viele es sind? „Dafür gibt es sogenannte Monitoring-Stationen“, sagt Schmallenbergs Stadtförster Christian Bröker. Zwei dieser Stationen stehen auf der Hunau.
Aufbau und Funktion
Aus der Ferne sehen sie aus wie überdimensionierte Briefkästen. Ein schwarzes Kunststoffgehäuse, montiert an zwei Holzpfählen. Große, nach oben geneigten, Schlitze an den Seiten, ganz unten eine herausnehmbare Schublade. Das Herzstück der Monitoringstationen ist ein Beutelchen mit artspezifischen Pheromonen, erklärt Bröker: „Das Pheromon ist für die menschliche Nase nicht wahrnehmbar. Aber der Buchdrucker riecht das, fliegt durch die Schlitze in die Station und fällt dort nach unten in die Schublade.“ Und von dort gibt es kein Zurück: „Im Grunde ist der Aufbau sehr simpel. Aber die Messstellen machen sehr gut deutlich, wann und in welcher Intensität die Käfer unterwegs sind.“
Ergebnisse und Statistik
Einmal pro Woche, am Freitag, leert Bröker die Schublade und schüttet die innenliegenden Käfer in einen Messbecher. 50 Buchdrucker ergeben einen Milliliter, an diesem Tag sind es 70 Milliliter, heißt: 3500 Käfer. „Die Warnschwelle liegt bei 3000 Käfern pro Woche, die haben wir damit wieder überschritten.“ Teilweise seien es schon Käfer im fünfstelligen Bereich gewesen, die Bröker in den Schubladen der beiden Monitoring-Stationen fand.
Rund um Muttertag, also Anfang Mai diesen Jahres, hätten die Schwärmflüge begonnen. Der Käfer mag es warm, meistens ist er ab circa 16 Grad unterwegs: „Dann können auch mal kalte Tage dazwischen kommen, das schreckt ihn nicht gleich ab.“ Am 1. Juni habe es dann einen explosionsartigen Anstieg gegeben, da seien es über 21.000 Käfer in nur einer Woche gewesen. Zur Versinnbildlichung: Das sind 0,4 Liter Borkenkäfer. „Das war ein richtiger Schub.“ Überraschend, denn eigentlich, so Bröker, hatte man nach dem nasskalten Winter nicht mit einem solch enormen Ausflug gerechnet: „Und wir lagen auch gut in der Zeit, wir hatten das gesamte befallene Material aus dem Wald geholt.“ Doch jetzt ist er wieder unterwegs. Und wie.
Lage und Umgebung
Ausgewählt wurde der Bereich auf der Hunau aufgrund seiner Lage von rund 700 Metern über Normalnull: „2020 wurden drei Pilotregionen in Nordrhein-Westfalen ausgerufen, um den Borkenkäfer zu beobachten und zu bekämpfen. Und es fehlte eine Station in einer solchen Höhe.“ Zumindest im Schmallenberger Stadtwald sind die beiden Monitoring-Stellen die einzigen, so Bröker.
Ausblick und Kalamität
Der erste Schwärmflug hat stattgefunden, einen zweiten wird es „mit großer Wahrscheinlichkeit“ geben. Dann eventuell sogar noch extremer. Ein dritter könnte eventuell im Oktober stattfinden, ein vierter Schwärmflug sei in diesem Jahr aber unwahrscheinlich. Wann die Plage ein Ende habe, sei auch nicht abzusehen: „Experten sprechen von einer gesamten Dauer von rund drei bis fünf Jahren. Die Frage ist aber: Ab wann rechnen wir?“ Es werde aber weitergehen, die Arbeit gegen die Käferplage setzt sich fort.
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Mit dem Pheromon, wie es in der Monitoringstation sei, einfach alle Käfer anzulocken und so zu töten, funktioniere aber nicht, sagt Bröker. Denn auch wenn viele Käfer davon angelockt werden, landen nicht alle in der Falle. Viele fliegen daran vorbei und nisten sich in den umliegenden Bäumen ein: „Das Risiko, dann noch mehr Käfer anzulocken, wäre zu groß.“
Infobox
Wald und Holz Nordrhein-Westfalen bietet auf seiner Website die Möglichkeit, die Borkenkäferstatistiken zu beobachten. (https://www.wald-und-holz.nrw.de/forstwirtschaft/borkenkaefer) Dort ist auf einer Karte jede Monitoring-Station aufgeführt. Mit dem Mauszeiger können die Zahlen und Grafiken sowie Jahresverläufe angesehen werden.
Waldretter-Serie
Mit der Aktion „Waldretter“ will unsere Zeitung einen Beitrag leisten, um die von Borkenkäfer und Windwurf zerstörten Flächen in Südwestfalen wieder zu bewalden. Wie wichtig das Thema ist, verdeutlicht diese Zahl. 26,9 Prozent der NRW-Fläche (oder 915.800 Hektar) besteht aus Wald. In unserer Region ist der Anteil noch größer.
Unsere Zeitung beteiligt sich auch finanziell an der Aktion. Für jeden neuen Leser pflanzen wir einen Baum in der Region. Der Verlag hat zugesagt, mindestens 1500 Bäume zu spenden. Für Leser, die einen neuen Leser werben, gibt es ein besonderes Angebot unter aufforsten.
Wir laden alle ein, sich an der Wiederaufforstung von Südwestfalen zu beteiligen und selbst Waldretter zu werden. Das geht auf diverse Art und Weise:Eine Baumspende ist ab einem Betrag von 5 Euro möglich. Dafür wird die Fläche gerodet und hergerichtet, ein Setzling gepflanzt und gepflegt. Und weil nicht jedes Bäumchen angeht, wird bei Bedarf noch mal nachgepflanzt. Ab einem Betrag von 50 Euro, also ab 10 Baumspenden, wird auf Wunsch eine Spendenquittung ausgestellt. Natürlich wählt jeder Spender selbst aus, in welchem Bereich zwischen Hagen und Siegen, Brilon und Schwelm das Bäumchen gepflanzt werden soll. Hier geht’s zur Spende: waldretter.
Baumpate werden: Da die Wiederaufforstung eine Generationenaufgabe ist, kann man auch Baumpate werden. Für monatlich 10 Euro wird der Spender Pate einer 50 Quadratmeter großen Waldfläche, um für eine kontinuierliche Wiederaufforstung zu sorgen. Wer 19 Euro monatlich spenden möchte, wird Pate von 100 Quadratmetern Mischwald. Details: waldlokal.com/waldretter-projekt
Direktspenden sind möglich an: WaldLokal gGmbh; IBAN: DE79 4145 0075 0000 0283 57; Verwendungszweck: Waldretter/ und Ort der Aufforstung.
Die Partner des Waldretter-Projektes sind: Waldlokal gGmbH, Wald und Holz NRW, Regionalverband Ruhr Grün, Wirtschaftsbetrieb Hagen sowie die örtlichen Forstämter in der Region.
Auf unserer Internetseite waldretter haben wir auch einen Baumzähler installiert. Auf diese Weise können Sie den Fortschritt der Aktion in regelmäßigen Abständen verfolgen.