Schmallenberg. Kreisoberst Reinhard Schauerte aus Bad Fredeburg spricht über Forderungen, die drei Gs und die wirtschaftliche Lage der Schützenvereine.
2020 hofften alle noch, es wäre einmalig, doch auch 2021 fand ohne offizielle Schützenfeste statt. Grund war das Corona-Virus. Inzwischen gibt es Impfstoffe, Testmöglichkeiten und die Hoffnung, dass aber 2022 das Schützenfest zurück in die Dörfer kommt. Wie das aussehen könnte und was dafür nötig ist, erklärt Kreisoberst Reinhard Schauerte aus Bad Fredeburg im Interview.
Herr Schauerte, hinter uns liegt das zweite Schützenfest-freie Jahr. Wie haben sie die entbehrungsreichen Monate verbracht?
Reinhard Schauerte: Im Grunde so wie schon in 2020. Es war ja nicht viel möglich. Viele haben wieder im kleinen Rahmen, in der Scheune oder im Garten gefeiert, aber Offizielles konnte, abgesehen von beispielsweise Schützenmessen oder Kranzniederlegungen, nicht stattfinden. Ich selber habe bei einem Schützenfreund im Garten mitgefeiert. Jeder, der da war, war getestet, genesen oder geimpft. Das brachte eine gewisse Sicherheit. Die Stimmung bei den Feiernden war gut, Angst vor Ansteckungen hatte niemand. Und viele Orte waren besser beflaggt als in manchen Schützenfestjahren (lacht).
Werden die drei Gs auch die Sicherheit für die Schützenfestsaison 2022 bringen?
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Ich glaube, dass es darauf hinauslaufen wird. Das wird Voraussetzung sein, um wieder Schützenfest feiern zu können. Aber das erachte ich auch als sinnvoll. So haben die Schützenvereine und alle Gäste die Sicherheit und können wieder ausgelassen feiern.
Weil Schützenfest mit Mindestabstand kein Schützenfest ist, oder?
Genau, Schützenfest ist nicht Abstand, sondern Nähe. Das steht für Geselligkeit und Miteinander. Das gilt für Tische, für die Tanzfläche, genauso wie für die Theke.
Wie sicher sind Sie sich denn, dass das in 2022 wieder möglich sein wird?
Zugegeben würde ich mir deutlichere Aussagen der Politik wünschen. Corona hat alles durcheinandergewirbelt, da braucht es nun klare Richtlinien, an denen sich alle orientieren können. Die letzte Konferenz der Ministerpräsidenten hat auch mehr Unsicherheit als Klarheit geschaffen, niemand weiß genau, was er wann und wie noch darf. Grundsätzlich dürften ab dem 28. August ja Schützenfeste wieder stattfinden. Wie genau, das weiß nur niemand.
Die Stimmung der Schützenbrüder ist das eine, die Lage der Schützenvereine eine andere. Viele sorgten sich zu Beginn der Pandemie vor finanziellen Engpässen und sagten, dass man sich einen zweimaligen Schützenfestausfall wirtschaftlich nicht erlauben könne. Wie nehmen sie die Situation wahr?
Ja, einige sind durchaus angespannt, das nehme auch ich so wahr. Einnahmen durch Schützenfeste fehlen genauso wie durch andere Feste. Immerhin finden in manchen Orten nun wieder Ferienfreizeiten statt, wodurch zumindest die Schützenhallen teilweise vermietet werden können. Ich glaube allerdings, dass alle Vereine und Bruderschaften die Zeit überstehen - solange sie nicht im Anschluss in teure Hygienesysteme für die Hallen investieren müssen. Einige Vereine haben auch bis zuletzt darum gekämpft, in diesem Jahr doch zu feiern. Wir haben das aber am Ende nicht entschieden, sondern immer die Vereine gemeinsam mit dem jeweiligen Ordnungsamt.
Wird das Schützenfest nach Corona ein anderes als vor Corona sein?
Nein, im Allgemeinen glaube ich das nicht. Vielleicht wird man im kommenden Jahr einen GGG-Nachweis als Eintrittskarte brauchen - wenn überhaupt. Aber vielleicht wird es so etwas dann fürs Smartphone geben, das ist kein Problem. Festwirte müssen eventuell etwas mehr Personal einstellen, damit die Hygiene beim Spülen etc. genauestens eingehalten wird, aber ansonsten wird sich nicht viel verändern. Aber den Mehraufwand halte ich für die Vereine für stemmbar.
Werden es denn nach den zwei Schützenfest-freien Jahren, sofern alles stattfinden kann, im kommenden Jahr mehr oder weniger Schützen auf den Festen sein?
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Die, die immer gekommen sind, kommen auch weiterhin, vielleicht kommen sogar ein paar dazu. Ich glaube, dass die Schützen auch eine gewisse Vorbildfunktion haben. Je mehr von ihnen geimpft sind, umso höher ist die Impfquote auf den Schützenfesten, desto größer ist die Sicherheit. Und auch die Interview-Reihen mit den Jungschützen in der Westfalenpost hat doch gezeigt, dass sich auch die jüngere Generation nach den Schützenfesten sehnt.
Wenn es denn wieder erlaubt sein wird in 2022: Wie wird dann die Schützenfeststimmung sein?
Ich glaube in erster Linie gelöst, weil die Leute dann auch wissen, dass die Pandemie überstanden ist, dass die Freiheit wieder da ist.
Wird man dann auf jedem Schützenfest drei Holzvögel aufhängen müssen, damit die Schützen alles nachholen können?
Nein, ich glaube das ist nicht nötig (lacht). Rein um das Vogelschießen geht es ja auch nicht, sondern vielmehr darum, wieder gemeinsam feiern zu können.
Sie sagen, dass Sie durchschnittlich 10 bis 15 Schützenfeste im Jahr besuchen. Jetzt war zwei Jahre Pause. Werden es, sofern sie stattfinden, in 2022 mehr?
Auch das ist durchaus denkbar (lacht). Aber das liegt dann auch daran, dass viele Ehrungen nachgeholt werden, das machen wir gerne. Wir sind alle großer Hoffnung, im kommenden Jahr wieder zu feiern. Aber dafür braucht es eine klare Linie der Politik. Es muss früh eine Planungssicherheit geben, dann wird es in 2022 auch wieder Schützenfeste geben.