Schmallenberg. Die Bad Fredeburgerin Stefanie Pieper ist fasziniert von den Kelten. Was sie heute noch mit dem Volksstamm und dem Kraftort Wilzenberg verbindet.

Eigentlich war es ein Spaß: Stefanie Pieper und ihr Freund Rico Großer posierten für den Fotograf Stefan Schwope als „Kelten“ auf dem Wilzenberg, dem „Heiligen Berg des Sauerlandes“. Doch dahinter steckt mehr als die Lust am Verkleiden.

Wer waren überhaupt die Kelten?

Stefanie Pieper: Das ist nicht einfach zu beantworten. Letztlich handelt es sich um mehrere Stämme, die in der Antike ganz Europa bevölkert haben. Da sie keine nachweisliche Schrift hatten, wissen wir nur, wie andere - also beispielsweise die Römer - sie darstellten. Für mich sind es unsere Vorfahren, ein heidnisches Volk, das sehr eng mit der Natur verbunden war und das vor allem in Märchen und Mythen überlebt hat - und in Festen, die in der späteren Christianisierung den alten Bräuchen übergestülpt wurden.

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Was fasziniert Sie heute, als moderne junge Frau, daran?

Die Kelten waren sehr naturverbunden, das mussten sie sein, so wie sie gelebt haben. Ihr Leben hat unsere heutige Landwirtschaft geprägt und sie haben erfolgreich Handel mit den Römern getrieben. Mir gefällt vor allem das Mystische daran, die Geschichten und Rituale, die eine ganz andere Sicht auf das Leben zeigen, als wir es heute haben. Man hat sich für alles mehr Zeit gelassen, war eingebunden in den Rhythmus der Jahreszeiten. Wenn man allein überlegt, dass die Ausbildung eines Druiden 21 Jahre dauerte, davon lebte er sieben Jahre allein im Wald, zeigt das doch, wie viel Zeit man sich fürs Leben genommen hat.

Stefanie Pieper ist von der Naturverbundenheit der Kelten und vom Wald  fasziniert.
Stefanie Pieper ist von der Naturverbundenheit der Kelten und vom Wald fasziniert. © Stefan Schwope

Kritisch ist sicher das Frauenbild?

Durchaus nicht. Die Frauen waren gleichberechtigt. Es gab auch männliche Sammler und weibliche Kriegerinnen. Frauen wurde als Kraftquelle verehrt, als diejenigen, die das Leben schenken und es bewahren konnten.

Und welchen Einfluss hat all’ das auf ihr Leben heute?

Ich lasse alles in mein Leben einfließen und gucke, was für mich gut ist. Auch das Wissen um Kräuter und Heilkunde gehört für mich dazu. Ich nutze die Apotheke des Waldes. So sammele ich beispielsweise noch Frauenmantel und Brennnesseln. An anderen Punkten nehme ich mir bewusst Zeit. So stammt die Überlieferung der Rauhnächte aus der keltischen Zeit. Das sind die Tage „zwischen den Jahren“ würde wir heute sagen - eine Zeit des Übergangs, in der die Schleier zur Anderswelt so dünn sind, dass wir Einblick in das erhalten, was über unserem Leben steht. Eine Zeit, in der man meditierte, räucherte, mit Naturwesen kommunizierte und in Ruhe Kraft schöpfte.

Der Wald ist wichtig?

Auf jeden Fall. Jeder weiß doch, welche Kraftquelle das Grün des Waldes birgt. Wir kommen aus dem Wald und es zieht uns dorthin. Deshalb: Einkaserniert in Hochhaussiedlungen in Großstädten zu leben, muss uns krank machen.

Sie sind 31? Keine Party, keine Disco, stattdessen Landleben und Wald?

Nein! (lacht) Ich freue mich auch, wenn Corona vorbei ist, und ich endlich wieder feiern kann. Aber ich verbringe lieber Zeit im Wald und schlafe nachts unter dem Sternenhimmel.

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Und wie sind jetzt die Fotos entstanden?

Aus Spaß an der Freude. Stefan Schwope und ich sind gute Freunde und gleichermaßen fasziniert vom keltischen Ursprung im Sauerland. Er fotografiert gern und ich mag es zu modeln. Freunde haben uns die Kostüme geliehen und dann sind wir zum Wilzenberg gefahren, auf dem es ja noch keltische Spuren, eine Wallburg aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus, gibt. Auch dort sind auf die heidnischen Fundamente christliche Bauwerke aufgesetzt worden und die Zeit davor haben wir einfach vergessen.

Kurz und Knapp

Druiden sind...
weise Menschen, die mit dem Leben vertraut sind.

Asterix ist ...
ein verzerrte Erinnerung an das Wesen der Kelten als stark, mutig und unbeugsam.


Kelten im Sauerland...
sind auch unsere Vorfahren. Der Baum, aus dem wir als Ast gewachsen sind.


Der Wilzenberg…
ist ein Kraftort aus vergessener Zeit.

Hintergrund

Stefanie Pieper ist 32 Jahre alt und lebt in einer Partnerschaft.

Die gebürtige Bad Fredeburgerin lebt heute in Saalhausen. Sie ist gelernte Heilerziehungspflegerin und Yoga-Lehrerin und arbeitet heute in der einer Kita in Meggen.

Ihre Hobbys sind neben dem Leben der Kelten, Yoga und „alles Kreative“.

Sie freut sich über Gleichgesinnte, die auch vom Leben der Kelten und der Naturverbundenheit fasziniert sind.

Erreichbar ist sie über ihre Facebook-Seiten: Stefanie Pieper und Lebenserwacht