Meschede. Jetzt im Sommer ist die Inzidenz niedrig im HSK. Wie geht es weiter im Herbst? Der Leiter des Kreisgesundheitsamtes hat eine Prognose.

Corona, Inzidenzen, Kontaktverfolgung: Auch der Leiter des Kreisgesundheitsamtes in Meschede, Dr. Peter Kleeschulte, ist froh, dass Sommer ist. Für uns blickt er auf die kommende Monate.

Dieser Sommer mit zunehmender Normalität tut den Menschen gut. Wie erleben Sie ihn?

Ich freue mich auch darüber. Die vergangenen 16 Monate waren eine erhebliche psychische Belastung, weil sie gefühlt unendlich lang gedauert haben. Auch meine Mitarbeiter haben jetzt endlich die Möglichkeit, in Urlaub zu fahren und Überstunden abzubauen, die nicht unerheblich angefallen sind. Wir alle können durchatmen. Und ich selbst habe auch wieder mehr Zeit für meine Hobbys.

Viele haben das Gefühl oder die Hoffnung bezogen auf Corona: Das war es jetzt! War es das jetzt?

Ich habe immer gesagt: Wir werden mit diesem Virus leben müssen. Es wird uns die nächsten Jahre begleiten wie die Influenza, die Grippe. Ich kann mir daher vorstellen, dass wir regelmäßige Impfungen haben werden.

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Das Coronavirus wird uns nicht mehr verlassen. Ich habe die große Hoffnung, dass es sich wie viele Corona-Viren entwickeln wird, die sich nur noch wie ein Schnupfen oder ein grippaler Infekt bemerkbar machen. Mit diesen Varianten leben wir seit Jahrzehnten. Bis dahin wird weltweit weiter an Impfstoffen gearbeitet und dadurch sind wir in einer völlig anderen Situation als vor 16 Monaten. Heute wissen wir auch mehr über das Virus.

Wie könnte unser Herbst und Winter aussehen?

Das hängt vom Impfstatus der Bevölkerung ab. Ich habe die große Hoffnung und gehe davon aus, dass ein Großteil der Bevölkerung bis dahin geimpft ist. Dann haben wir eine völlig andere Situation. Wir werden dann nicht mehr eine derartige Belastung des Gesundheitssystems haben und keine solche Beanspruchung der Intensivstationen.

Ist die Zeit der Lockdowns vorbei?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch mal dazu kommt. Regional werden wir immer mal wieder größere Ausbrüche haben und höhere Inzidenzen sind durchaus möglich – aber nicht so wie zum Jahreswechsel 2021. Eher wie bei der ersten Welle.

Fahren Sie selbst endlich wieder in den Urlaub oder raten Sie noch davon ab?

Ich werden segeln gehen auf der Ostsee - das ist mein großes Hobby.

Wenn der Corona-Ausnahme-Zustand für das Gesundheitsamt vorbei ist: Welche Aufgaben wollen Sie dringend angehen?

Sehr früh, und das ist mir persönlich sehr wichtig ist, haben wir die Einschulungsuntersuchung wieder aufgenommen. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe der Gesundheitsämter. Wichtig ist es aber auch, in allen anderen Bereichen wieder zur Normalität zurückzukehren: beim sozialpsychiatrischen Dienst etwa – wir haben zunehmend Kriseninventionen, was auch mit der Corona-Zeit zusammenhängen kann.

Und was würden Sie persönlich endlich wieder machen wollen?

Einfach mal wieder spontan ohne Mund-Nasen-Schutz in die Stadt gehen, wie früher einkaufen, ein Bierchen trinken und Essen gehen mit Freunden und Bekannten. Und wieder Feste feiern.

Sie haben schon mehr Pandemien erlebt. Hätten Sie erwartet, dass Ihnen und Ihrem Team diese so viel abverlangt?

Ich arbeite jetzt seit 30 Jahren im öffentlichen Gesundheitsdienst. Die Schweinegrippe, EHEC das Lassa-Fieber und HIV waren nicht so anstrengend wie Corona, weil es ohne Ende schien und es nur und ausschließlich nur noch darum ging.

Wann werden die Tests verschwinden?

Es hat ja schon einen deutlichen Rückgang gegeben. Ich kann mir vorstellen, dass noch längere Zeit in Gemeinschaftseinrichtungen sowie Schulen und Kindergärten routinemäßig getestet wird, da unter zwölf Jahren die Impfung nicht für alle empfohlen wird.

Ein Blick auf 2022, auch wenn Sie nicht hellsehen können: Schützenfeste, große Konzerte und Stadien - wird es das alles spätestens dann wie früher geben?

Was habe ich letztes Jahr dazu gesagt?

Dass Sie nicht hellsehen können.

Das war clever. Aber im Ernst: Ich bin guten Mutes, dass uns alle diese Dinge wieder gelingen werden und das Sauerland zu seinem bekannten kulturellen Rhythmus zurückkehren wird.

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