Bestwig. Teure neue Lüftungsanlagen sollen die Bestwiger Grundschulen weitgehend virenfrei halten. Die Anschaffung ist aber an eine Bedingung geknüpft.

Die Gemeinde Bestwig will die Klassenräume ihrer Grundschulen angesichts der Corona-Krise mit Lüftungsanlagen ausstatten. Die so genannten RLT-Anlagen (Raumlufttechnische Anlagen) sollen für einen effektiveren Luftaustausch mit frischer Außenluft sorgen und so die Konzentration von virusbehafteten Aerosolpartikeln vermindern.

Förderung als Grundvoraussetzung

20.000 Euro wird die Installation pro Klassenraum kosten. Bei 28 Räumen in den drei gemeindeeigenen Grundschulen in Velmede, Nuttlar und Ramsbeck liegen die Gesamtkosten damit bei 560.000 Euro. Die Gemeinde rechnet allerdings mit einer Förderung in einer Höhe von 448.00 Euro. Damit verbleibt ein Eigenanteil von 112.000 Euro. Grundvoraussetzung für diese Investition ist allerdings, dass die Gemeinde auch tatsächlich in den Genuss der Fördermittel kommt.

Bürgermeister Ralf Péus sprach von einer deutlichen Qualitätsverbesserung für die Grundschulen - auch außerhalb von Corona-Zeiten. Er verwies auf die Nachhaltigkeit dieser Anlagen. Das konnte Ulrike Mikitta, Mitglied der CDU-Fraktion und Hygienebeauftragte des Hochsauerlandkreises nur bestätigen. Sinnvoll und effektiv seien derlei Anlagen durch ihren Luftaustausch etwa auch bei Noroviren. Und in ihrer Funktion als Mitarbeiterin des Kreisgesundheitsamtes, weiß Mikitta um einen weiteren Vorteil: An Schulen mit RLT-Anlagen werde nicht nur das Infektionsrisiko gesenkt. Beim Auftreten eines Corona-Falles müsste auch nicht die ganze Klasse in Quarantäne, sofern die Anlagen zertifiziert seien.

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CDU-Fraktionschef Alexander Brockhoff sprach angesichts der üppigen Förderung von einer einmaligen Chance, die Grundschulen der Gemeinde Bestwig nach der zuletzt erfolgten Investition in die IT-Infrastruktur weiter aufzuwerten. Es sei eine Investition in die Zukunft. Man müsse sich darüber im Klaren sein, dass das Thema Corona nach den Sommerferien nicht vorbei sei. „Es wird uns noch Monate bis Jahre beschäftigen“, so Brockhoff.

Gerade für die Jüngsten, die von der Impfkampagne aktuell noch ausgeschlossen seien, stehe man in einer besonderen Verantwortung. Und klar sei auch: Wenn Grundschüler im Winter bei Minusgraden mit Jacken frierend im Klassenzimmer sitzen, weil die Fenster zum Lüften geöffnet sein müssten, sei kein effektives Lernen möglich. Insofern handele es sich bei der Anschaffung der Anlagen um deutlich mehr als um einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung. „Damit stärken wir den Schulstandort Bestwig nach all den Investitionen in die Digitalisierung noch einmal deutlich“, so Brockhoff. „Gemeinsam könnten diese Investitionen in die Grundschulen für junge Familien auf der Suche am Ende ausschlaggebend sein, sich in der Gemeinde Bestwig niederzulassen.“

„Das hätten wir uns eher gewünscht“

Auch für Paul Theo Sommer, Fraktionschef der SPD, gibt es keinen Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Investition. Gewünscht hätte er sich angesichts der Corona-Krise und deren Folgen für die Schülerinnen und Schüler allerdings, dass die Fördermöglichkeiten deutlich früher geschaffen worden wären und nicht erst im Juni 2021. „Das hätten wir uns eher gewünscht. Aber besser spät als gar nicht“, so Sommer.

Es müsse alles getan werden, damit die Kinder nach den Ferien die Schulen wieder im Präsenzunterricht besuchen können. Homeschooling im Wechsel mit Distanzunterricht sei eine reine Notlösungen und für Kinder und Eltern auf Dauer eine Zumutung. Insofern sei die Investition in die stationären Anlagen trotz ihrer Höhe sehr zu begrüßen. „Teuer aber erforderlich“, so Sommer.

Im Gegensatz zu Bestwig reagieren viele andere Kommunen eher zurückhaltend auf die Fördermöglichkeit. Diese Zurückhaltung führt Bürgermeister Ralf Péus darauf zurück, dass andere Städte und Gemeinden es mit deutlich mehr Klassenräumen und damit mit deutlich höheren Koste zu tun haben.

  • Vergleichbar sind Anlagen, die angeschafft werden sollen, mit einer Anlage, die es im Biologieraum des Schulzentrums Bestwig bereits gibt.
  • Je schneller die Gemeinde mit ihrem Förderantrag ist, desto größer ist die Chance, in den Genuss dieser finanziellen Hilfe zu kommen. Die Fördermittelbescheidung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrollen erfolgt nach dem Windhundprinzip. Bedeutet: Die Anträge werden nach Eingangszeitpunkt bewilligt.
  • Ausgestattet werden sollen in der Grundschule Velmede zwölf Räume sowie in den Grundschulen Nuttlar und Ramsbeck jeweils acht Räume.