Meschede/Hochsauerlandkreis. Wird Urlaub im Sauerland wieder so beliebt sein, wie im letzten Jahr? Wir haben mit dem Tourismus-Experten Norbert Arens in die Zukunft geblickt.

Die Sommer-Prognosen klingen verheißungsvoll und lassen die Tourismusbranche weltweit sowie bei uns im Sauerland aufatmen. Gemeinsam mit Norbert Arens, Leiter der Tourist-Informationen „Rund um den Hennesee“, haben wir auf die kommenden Wochen geblickt. Arens sieht durchaus Unterschiede zwischen dem ersten und dem jetzigen Corona-Sommer in Bezug auf Urlaubsbuchungen im Sauerland. Und zieht ein positives Feedback in puncto Heimat-Tourismus.

Auch interessant

Herr Arens, wird das Sauerland, wie im letzten Corona-Sommer, besonders gut gebucht?

Eine Vorhersage, ob der touristische Sommer ähnlich gut wird wie der letzte, ist noch schwer möglich. Im letzten Jahr kamen die wesentlichen Buchungen erst ab Juli rein. Und zu dem Gedanken, dass Deutschland-Urlaub als die sichere Variante empfunden wird: Wenn selbst Kreuzfahrten als Urlaubsalternative wieder akzeptabel sind, dann ist wohl für viele Menschen der Sicherheitsgedanke nicht mehr ein dominierendes Argument für die Urlaubsentscheidung.

Aber im letzten Sommer war das der Fall, oder?

Die Situation stellt sich in diesem Jahr anders dar als im Sommer 2020. Nach dem ersten Lockdown gab es eine große Unsicherheit in der Bevölkerung, ob Urlaub im Ausland sicher ist. Wochenlange harte Lockdowns in traditionellen Urlaubsländern wie Spanien, Italien oder Frankreich, über die in den Medien breit berichtet wurde, ließen den Deutschland-Urlaub mit einem Mal auch in Gästegruppen attraktiv erscheinen, die sich zuvor Sommerurlaub reflexartig nur mit einer Flugreise ans Mittelmeer vorstellen konnten. Jetzt haben wir alle unsere Erfahrungen mit der Corona-Pandemie gemacht, viele sind Genesen oder Geimpft. Überall werden Schnelltestzentren angeboten, an deren Besuch ein- oder zweimal in der Woche man sich fast schon gewöhnt hat.

Norbert Arens von der TAG Meschede-Bestwig. 
Norbert Arens von der TAG Meschede-Bestwig.  © Christian Peus

Entsteht das Gefühl, dass Urlaub in Deutschland erneut die beliebtere (und vermeintlich sicherere) Urlaubsvariante ist?

Die sichtbare Bereitschaft der Menschen, selbst in großen Menschenmengen die städtischen Parks, Fußballstadien etc. aufzusuchen, zeigt, wie schnell wir Menschen vergessen und einfach tun, was möglich ist. Und Urlaub im Ausland ist wieder leicht möglich. Deshalb erwarte ich nicht, dass die Buchungsintensität höher sein wird, so wie dies im letzten Sommer der Fall war. Urlaub in Deutschland und damit auch in Mittelgebirgsregionen wie dem Sauerland hat durch Corona einen positiven Schub bekommen, der auch in diesem Sommer sichtbar sein wird. Wer im letzten Sommer Lust auf Deutschland-Urlaub bekommen hat und festgestellt hat, wie schön zum Beispiel das Sauerland ist, der kommt möglicherweise auch in diesem Jahr wieder. Ein Hotelier äußerte die Vermutung, dass der Sommer besser gebucht werden könnte, als in normalen Sommern vor Corona, aber möglicherweise nicht ganz so gut wie im letzten Sommer.

Können Sie schon einschätzen, ob Individualtourismus in den Ferien Übernachtungen in Hotels vorgezogen wird?

Grundsätzlich hat die Corona-Pandemie den Individualtourismus befeuert. Wenn unter Individualtourismus Campingurlaub oder auch Ferienwohnungsurlaub im Gegensatz zum Hotelurlaub verstanden wird, dann waren dies Urlaubsformen, die bereits im Sommer 2020 sehr gut gelaufen sind. Das wird sich auch in diesem Jahr fortsetzen. Der boomende Wohnmobilmarkt ist hier ja nur ein sichtbares Merkmal. Nachfragen auf einigen hiesigen Campingplätzen haben ergeben, dass die aktuellen Anfragen vergleichbar mit dem guten Vorjahr sind. Viele Anfragen dabei kommen sehr spontan rein. Zu beachten ist zudem, dass sich die Plätze Belegungsobergrenzen setzen, um den Kunden Platz genug rund um ihren Wohnwagen zu bieten. Schließlich sind die Badehäuser Corona-bedingt bis dato immer noch nur eingeschränkt nutzbar. Aber auch die Camper werden wieder mutiger und fahren im Sommer auch wieder Auslands-Campingplätze (insbesondere Kroatien und Niederlande) an. Zahlreiche Dauercamper nutzen für den Sommerurlaub ihren Zweit-Wohnwagen.

Was meinen Sie, steht Meschede und Umgebung ein verheißungsvoller Tourismus-Sommer bevor?

Verheißungsvoller Sommer? Eine wichtige touristische Zielgruppe, die einheimischen Bürger, nutzen die hiesigen Angebote bestimmt stärker als vor Corona: Wandern, Radfahren etc. verheißen nach vielen positiven Erfahrungen der letzten Monate auch weiterhin starke Erlebnisse in der Heimat. Die Leute wissen jetzt besser, was sie an Deutschland bzw. was sie speziell am Sauerland haben. Die Schönheit des Hennesees lockt oder auch das Fort Fun Abenteuerland. Das ist sicherlich auch ein positives Ergebnis aus den diversen Lockdown-Zeiten.

Reisen ins Ausland werden wieder unkomplizierter:

Pünktlich vor den Sommerferien werden die Einreisebestimmungen für viele europäische Urlaubsländer gelockert, was voraussichtlich Einfluss auf das Buchungsverhalten der Deutschen innerhalb Deutschlands nimmt.

Zum Beispiel ist für die Einreise nach Spanien die Schnelltest-Pflicht inzwischen für alle deutschen Bundesländer weggefallen - außer für das Saarland und Baden-Württemberg. Bis vor Kurzem wurde sogar noch ein PCR-Test verlangt, dann ein Schnelltest von Nicht-Geimpften. Aktuell sind Ein- und Ausreise uneingeschränkt möglich.

Und auch in Griechenland sind die Bestimmungen gelockert: Statt eines PCR-Tests wird dort ab sofort nur noch ein Antigen-Schnelltest verlangt, der nicht älter als 48 Stunden bei Einreise sein darf.