Meschede. Eine Frau aus dem Hochsauerland erleidet Verbrennungen und Narben durch Kontakt mit dem Riesenbärenklau. Die Krankenkasse lehnt Hilfe ab.

Aufmerksame Spaziergänger haben am Ufer der offenen Henne in der Innenstadt von Meschede mehrere Pflanzen des Riesenbärenklau entdeckt. Diese eigentlich sehr schöne Pflanze, ist ein Doldenblütler und gehört zu den Neophyten, also eingewanderten Pflanzenarten, und sorgt in mehrerlei Beziehung für Probleme.

Narbenbildung und Überpigmentierung

Auf Nachfrage bei der Stadt Meschede teilte Pressesprecher Jörg Fröhling mit, dass man sich beeilen werde, die Pflanzen schnellstmöglich zu entfernen - was auch kurz danach geschah. Dies ist gar nicht so einfach, denn die Pflanze sondert Furocumarine ab, die auf der Haut in Verbindung mit Sonnenlicht Verbrennungen, Blasen- und Narbenbildung und Überpigmentierung verursachen können.

Der Riesenbärenklau an der  offene Henne in Meschede.
Der Riesenbärenklau an der offene Henne in Meschede. © Brigitta Bongard

Davon kann auch Sabine Kelch aus Sundern berichten. Im Sommer 2019 war sie mit ihrem Mann wandern und bemerkte danach einen roten, juckenden Fleck. Später bildeten sich an Arm und Gesicht Blasen. Hinzukamen Herzrasen und Atemnot. Im Krankenhaus wurde zuerst eine Allergie vermutet, leichte Schmerzmittel halfen jedoch nicht, worauf ihr Opioide verabreicht wurden. Nach zwei Tagen kamen zu den Symptomen auf der Haut verstärkte Atemnot hinzu, und sie hustete Blut, da sie die Giftstoffe auch eingeatmet hatte.

Aufenthalt in der Nähe reicht

Als Notfall wieder im Krankenhaus hielt sie sich dort im Außenbereich auf, wodurch sich der Zustand noch verschlechterte. Das fiel den Ärzten auf, und endlich konnte eine Diagnose gestellt werden. Beim Spaziergang war sie an einem Riesenbärenklau vorbeigegangen. Bei entsprechender Witterung muss man die Pflanzen gar nicht berühren, es reicht der Aufenthalt in der Nähe, um mit den abgesonderten phototoxischen Stoffen in Kontakt zu kommen.

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Sabine Kelch musste anderthalb Wochen im Krankenhaus bleiben. Der Abteilungsprozess dauerte ein halbes Jahr und hinterließ starke Vernarbungen am gesamten rechten Arm. „Ich leide stark unter diesen Narben, da ich immer wieder darauf angesprochen werde. Kurzärmelige Kleidung vermeide ich, aber auf dem Handrücken sieht man es trotzdem“, erzählt Kelch. Auf Anfrage bei ihrer Krankenkasse, ob diese eine Entfernung der Narben oder ein Übertätowieren übernehmen würde, erhielt sie eine Absage. „Der Mitarbeiter bei der Servicehotline hat mich am Telefon ausgelacht“, sagt sie empört. Die Kosten für die Tätowierung, die sie bei Marc Hermanns in Meschede durchführen lassen möchte, belaufen sich auf 800 bis 1000 Euro.

In Schutzkleidung

Das Entfernen der Herkulesstaude, wie der Reisenbärenklau auch genannt wird, ist auch für die Städte und Gemeinden ein Problem. Die Pflanzen tauchen inzwischen überall auf. „Wir kommen kaum hinterher“, so Fröhling. „Zum einen müssen die Arbeiter Schutzkleidung tragen, zum anderen können wir an Gewässern wie der Henne natürlich nicht mit Giften arbeiten. Da müssen die Stauden ausgegraben werden.“

Narben durch den Riesenbärenklau: Sabine Kelch aus Sundern.
Narben durch den Riesenbärenklau: Sabine Kelch aus Sundern. © Privat

Ein weiteres Problem, welches sich bei der Ausbreitung der Herkulesstaude darstellt, ist die schiere Größe der Pflanze. Mit ihren riesigen Blättern verhindert sie, dass heimische Gewächse Sonnenlicht bekommen und verdrängt sie damit. Städte und Gemeinden sind daher angehalten, die Bestände des Eindringlings zu entfernen, was aber eine reine Sisyphusarbeit ist bei der starken Vermehrung. An der Henne in Meschede standen die Pflanzen zum Glück außer Reichweite auf der Seite des Flüsschens, die nicht am Weg liegt. Spaziergänger sollten sich aber auf Feldern, Wiesen und Wäldern möglichst weit von den Pflanzen entfernt halten und diese keinesfalls berühren.

>>> Erste Hilfe

Nach einer Berührung mit dem Riesenbärenklau sollte man die betroffenen Stellen gründlich mit Wasser und Seife, besser mit Spiritus abwaschen und danach das Sonnenlicht meiden.

Sollten Symptome wie Rötungen oder Blasen auftreten, sollte man auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen, da es zu verbrennungsähnlichen Verläufen bis zum zweiten Grad kommen kann, die extrem schmerzhaft sind.