Bestwig. In der Gemeinde Bestwig ist die Sehnsucht nach Kultur größer als in allen anderen Orten. Herausgekommen ist eine Zahl, die kaum verwundert.
In keinem Ort vermissen die Menschen die Kultur in der Corona-Krise mehr als in Bestwig. 47,9 Prozent der Befragten haben angegeben, dass ihnen die kulturellen Angebote fehlen. Vor allem in Eslohe und in Schmallenberg sieht das deutlich anders aus. Hier liegt der Wert rund zehn Prozent niedriger.
Verwundern muss das allerdings nicht: Denn für ihre Größe hat die Gemeinde Bestwig in „normalen Zeiten“ ein durchaus üppiges Kulturangebot. Hauptverantwortlich dafür ist der ehrenamtliche Verein „Kultur pur“. Dessen Vorsitzender freut sich über das Ergebnis unserer Corona-Umfrage - zeigt sie doch, dass das Interesse am Angebot des Vereins offensichtlich ungebrochen ist. „Es ist schön, eine solche Zahl zu lesen“, sagt Frigger. Allerdings, auch das müsse er zugeben, stimme sie ihn auch ein wenig traurig, weil sein Verein gern wieder durchstarten würde. Bis zu 20 Veranstaltungen organisiert der Verein pro Jahr, der 2019 seinen 30. Geburtstag gefeiert hat.
Aus diesem Anlass hatten sich die Ehrenamtlichen die Mühe gemacht, die Anzahl der Besucher zu ermitteln, die in all den Jahren zu den Veranstaltungen gekommen sind. Ergebnis: 115.000. Im vergangenen Jahr war es mit dem Auftritt der Gustav-Peter-Wöhler-Band allerdings nur eine einzige Veranstaltung, die stattgefunden hat. Dann kam Corona. Im Sommer, als wieder mehr erlaubt war, hätte es zwar wenigstens noch ein Kindertheater geben sollen. Das aber war im wahrsten Sinne des Wortes 15 Minute vor Beginn ins Wasser gefallen. Wegen eines Platzregens musste die Freiluft-Veranstaltung kurz vor knapp abgesagt werden.
„Es sollte einfach nicht sein im vergangenen Jahr“, sagt Frigger und lächelt müde. Und leider wird es in diesem Jahr vermutlich nicht anders sein. Ob die im Herbst und Winter geplanten Indoor-Veranstaltungen stattfinden können, ist nach wie vor fraglich. Aber immerhin stimme ihn die Zahl von 47,9 Prozent positiv, sagt Frigger. Denn sie bedeute im Grunde ja nichts anderes, als dass die Leute kommen werden, wenn endlich wieder mehr stattfinden darf.
Unterstützung des Einzelhandels
79,66 Prozent der Befragten haben in unserem Corona-Check für Bestwig angeben, den stationären Einzelhandel und die Gastronomie in Zeiten der Krise bewusst zu unterstützen. Ein Wert zwar, der in den Kommunen Meschede, Eslohe und Schmallenberg höher liegt. Aber dennoch ein Wert, mit dem Olaf Badelt als Vorsitzender der Werbegemeinschaft Bestwig immer noch leben kann. Jeder wisse, wie schwer die Krise vor allem auch für den Einzelhandel sei. „Und wir sind damit noch lange nicht fertig“, sagt Badelt.
Viele, die zuvor mit Online-Shopping nichts am Hut gehabt hätten, hätten sich aus der Not heraus von ihren Kindern oder Enkelkindern zeigen lassen, wie man mit einem einfachen Mausklick im Internet bestellt. „Und das kann natürlich fatal sein“, sagt Badelt. Dennoch gelte es gerade jetzt optimistisch nach vorn zu blicken und die Menschen wieder als Kunden in die Ladenlokale zu holen. „Nicht wenige unserer Mitgliedsbetriebe haben das Internet schließlich auch für sich genutzt“, weiß Badelt. Und das nicht nur, um auf digitalem Weg ihre Produkte an den Kunden zu bringen, sonder auch, um den Kontakt zu halten und im Gespräch zu bleiben.
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Nicht zuletzt auch aus diesem Grund hatte die Werbegemeinschaft in der Weihnachtszeit einen digitalen Weihnachtsmarkt veranstaltet - mit vielen Rabatten und Weihnachtsgeschenken. „Ich kann immer wieder nur jedem empfehlen, sich vor der Bestellung im Internet in der Gemeinde zu informieren“, ruft Badelt auf. Es sei ein Irrglaube, dass das Internet stets den besten Preis zu bieten habe. Nicht selten gebe es das gleiche Produkt zum gleichen Preis oder gar günstiger im stationären Einzelhandel.
Große Herausforderungen für die Kindergärten
Die Eltern der Bestwiger Kindergartenkinder scheinen weitgehend zufrieden zu sein, mit der Krisenbewältigung in den Kindertagesstätten. So zumindest lässt sich der Wert von 3,15 deuten, der bei unserem Corona-Check herausgekommen ist. Er liegt im Mittelfeld und damit kann nicht allzu viel falsch gelaufen sein im Umgang mit der Corona-Pandemie. Heidi Schmitten ist nicht nur Ansprechpartnerin des Katholischen Familienzentrums Bestwig, sondern auch Leiterin der St.-Joseph-Kindertageseinrichtung in Ostwig.
Dort ist alles daran gesetzt worden, auch während der angeordneten Schließungsphasen den Kontakt zu Eltern und Kindern nicht zu verlieren. Mit Zoom-Konferenzen und Telefonaten ist die Zeit überbrückt worden. Und an Tagen, an denen die Kinder nicht in die Einrichtung durften, gab es auch mal die klassische Post per Mail nach Hause. Sie habe von vielen der Eltern die Rückmeldung erhalten, sich gut betreut zu fühlen, freut sich Schmitten. Per Mail hatte die Einrichtung sogar Beschäftigungsangebote und Ideen an die Eltern versendet - ähnlich wie beim Homeschooling. Allerdings ohne Zwang, diese Aufgaben auch umsetzen zu müssen.
Notbetreuung hat gut funktioniert
„Es sollten Anregungen sein und die sind auch gut angekommen“, sagt Heidi Schmitten. Weitgehend unproblematisch, auch das spiegelt sich in dem Mittelwert wieder, sei in Ostwig auch die Notbetreuung gelaufen. Die Eltern seien einsichtig und zuverlässig gewesen. Großartiges Konfliktpotenzial zwischen Eltern und Kindertageseinrichtung habe die Krise nicht mit sich gebracht, sagt die Einrichtungsleiterin. Auch ohne Corona gebe es gelegentlich Konflikte mit Eltern. Sie seien durch die Krise aber nicht mehr geworden, nur die Thematik habe sich eben geändert. Klärende Gespräche hätten aber in allen Fällen für Verständnis und Einsicht gesorgt.
Viel größer sei vielmehr die Herausforderung gewesen, mit dem vorhandenen Personal die strikte Gruppentrennung, die verlangt wurde, zu gewährleisten: Zwei Eingangsbereiche, getrennte Turnhallen-Zeiten, getrennte Mahlzeiten und Ruhezeiten und ein zweigeteilter Außenbereich seien mit einem großen logistischen Aufwand verbunden gewesen. Aber unterm Strich habe man auch das gut gemeistert. Nun freuen sich alle Beteiligten wieder auf die Normalität, die hoffentlich in naher Zukunft einsetzen werde.