Meschede. Seit eine knappen Woche ist das Schröjahrs wieder geöffnet. Wir haben zum Auftakt mit dem Inhaber über dunkle Zeiten und Zuversicht gesprochen.

Mittwoch, 2. Juni. Noch zwei Stunden bis zur Wiedereröffnung. Sieben Monate lang hat Freddy Schröjahr keinen Gast bewirtet, es gab kein Lieferangebot, die Tür zum Schröjahrs blieb verschlossen. Dass Freddy Schröjahr nervös, freudig-nervös, ist, merkt man ihm an, bevor er es ausspricht.

Wie bei der Neueröffnung

„Es fühlt sich grad an wie bei der Neueröffnung, ich bin richtig aufgeregt“, sagt der 42-jährige Gastronom. Eine ältere Dame erspäht ihn im Biergarten, eine weitere bemerkt, dass sich im Innenbereich etwas tut und fragt ebenfalls nach, wann er denn wieder öffnet. „Heute. Vorerst öffnen wir ab 12 Uhr, da wir noch kein Frühstück anbieten aufgrund der verderblichen Lebensmittel und der Unbeständigkeit der Inzidenz“, erklärt Schröjahr. Gerade am Tag der Wiedereröffnung kletterte die Inzidenz von 40 kurzfristig wieder auf über 50, eine Sorge, die er bei aller Freude über die Wiedereröffnung sowieso immer hatte.

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Fahrer bei der Post

Die sieben Monate ohne richtige Perspektive haben Spuren hinterlassen. Wenn es für Wirte sonst schwierig ist, überhaupt ein paar Tage am Stück freizumachen, kommen einem sieben Monate ohne Arbeit verdammt lang vor und stellen Psyche und Körper vor unbekannte Herausforderungen: „Wenn ich im November gewusst hätte, dass ich so lange geschlossen habe, hätte ich mich einfach bei der Post als Fahrer beworben. Aber es hieß ja immer wieder noch ein Monat, noch einmal zwei Wochen länger und so weiter. Man hatte nie Planungssicherheit und so kann man sich ja nirgends bewerben“, erklärt Freddy Schröjahr, dass ihm in all der Zeit neben den Einnahmen in erster Linie Beschäftigung gefehlt hat. „Über die staatlichen Hilfen möchte ich mich aber ausdrücklich nicht beschweren, das hat schon funktioniert. Aber es fehlte ja zum Beispiel trotzdem mein Gehalt.“

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So glücklich er heute über die Wiedereröffnung ist, so schwermütig blickt er auf die Herausforderungen der letzten Monate. „Die Zeit hat sich unglaublich gezogen. Ich habe in unserer ehemaligen Bäckerei-Filiale aufgeräumt und Dinge erledigt, die ich vor mir hergeschoben habe, aber irgendwann war man einfach mit allem fertig“, berichtet er, dass es durchaus Phasen gab, in denen er in einem tiefen Loch hing, aus dem er ohne die Unterstützung von Familie, Partnerin und Freunden nicht herausgekommen wäre. „Irgendwann war es schließlich Zeit, sich am Riemen zu reißen und weiterzumachen.“

Personallage in der Gastro kompliziert

Nach über einem halben Jahr wieder alles hochzufahren, sei natürlich noch einmal eine ganze andere Nummer, als nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 nach wenigen Wochen. Jetzt könne man tatsächlich von „0 auf 100 sprechen“. Wie so viele Gastronomen ist auch Freddy Schröjahr der ein oder andere Mitarbeiter während des Lockdowns von der Fahne gegangen, jetzt ein Team für die Wiedereröffnung zusammenzustellen, ist ihm aber dennoch gelungen. „Ein paar Mitarbeiter sind an Bord geblieben, aber im Großen und Ganzen sind viele Kellnerinnen und Kellner natürlich verunsichert“, beschreibt er die aktuelle Personallage in der Branche.

„Jetzt sind wir bereit“

Die letzten Tage vor der Eröffnung haben Freddy Schröjahr und seine Familie dann die Ärmel hochgekrempelt und das Lokal wieder auf Vordermann gebracht. „Wir sind alle Abläufe noch einmal durchgegangen, haben die Technik überprüft, da konnte man sich ja nach Monaten auch nicht mehr sicher sein, ob alles einwandfrei funktioniert und haben Bestellungen aufgegeben. Aber jetzt sind wir bereit“, so der Gastronom.

Und während auf dem Fußboden im Innenbereich langsam die feuchten Schlieren vom finalen Reinemachen trocknen und Freddy Schröjahr noch einmal Personenanzahl und Tischabstände durchgeht, sieht man ihm zwischen den Sorgenfalten der letzten Monate vor allem eines an: Die Vorfreude auf seine Gäste und das Stückchen Normalität, das nun wieder einkehrt. Und auch ein wenig Zuversicht.