Meschede. Die Zukunft des Automobils weist klar in Richtung Elektromobilität. Doch was ist mit Bio-CNG? Das sagt der Mescheder Fahrlehrer Thomas Schnier.

Das Auto der Zukunft fährt mit Strom. Das Auto der Gegenwart mit Biogas - zumindest in der Mescheder und Bad Fredeburger Fahrschule Schnier und Voss. „Es gibt einige Fahrschüler, die an die Umwelt denken, die interessieren sich natürlich auch für neue Techniken“, sagt Thomas Schnier. Vor drei Jahren begann er seinen Fuhrpark umzurüsten. Mittlerweile bietet er seinen Fahrschülern sieben Erdgas-Pkw, ein Elektroauto, sieben Dieselfahrzeuge und einen Benziner.

Die Gegenwart: Das Erdgasauto

Thomas Schnier hat in den Fuhrpark seiner Fahrschule sieben Erdgas und ein Elektro-Auto aufgenommen.
Thomas Schnier hat in den Fuhrpark seiner Fahrschule sieben Erdgas und ein Elektro-Auto aufgenommen. © WP | Ute Tolksdorf

„In der Anschaffung sind Erd- oder Biogas-Autos nicht teurer als normale Verbrenner“, rechnet Thomas Schnier vor. „Und im Verbrauch und vor allem bei den Steuern sogar deutlich günstiger.“ Schnier kommt auf rund sechs Euro pro 100 Kilometer. Gleichzeitig wird beim Fahren mit Bio-CNG, das tankt man in Meschede, praktisch kein CO2, Stickstoff, Feinstaub oder Stickoxid freigesetzt.

„Es ist damit doch relativ leicht, was für die Umwelt zu tun“, findet Schnier. Denn an der Orange-Gas-Tankstelle auf dem Raiffeisen-Gelände an der Warsteiner Straße tankt man Bio-CNG, Biogas, das aus Stroh gewonnen wird. Niemand müsse dafür in der Dritten Welt hungern, heißt es auf der Website. Auch sei die Ressource nicht endlich: „Stroh gibt es immer.“ Die Einspeisung erfolge direkt ins Gasnetz. „Das hat den Vorteil, dass keine Tankwagentransporte zu den Tankstellen mehr erforderlich sind. Das ist sicherer und umweltfreundlicher.“

Die Nachteile

Erdgas-Autos haben eine geringere Reichweite als normale Verbrenner. Der Seat Leon, den Schnier fährt, schafft im Schnitt 350 Kilometer. Hinzu kommen rund 150 Kilometer Reichweite durch den Benzintank, falls es bis zur nächsten CNG-Tankstelle mal eng werden sollte. „Doch normalerweise fahren wir ja hier nur im Umkreis. Da reicht das Gas.“

Spielereien auf dem E-Auto-Display.
Spielereien auf dem E-Auto-Display. © WP | Ute Tolksdorf

Eng wird es allerdings, wenn die Tankstelle defekt ist. „Zuletzt war sie fast eine Woche außer Betrieb, weil jemand losgefahren war, obwohl der Tankstutzen noch am Ventil hing.“ Das Ventil saugt sich, anders als beim normalen Tanken, nämlich fest. Fährt man los, reißt der Schlauch ab. Das ist nicht explosiv, muss aber repariert werden. Ärgerlich dabei: Die nächsten CNG-Tankstellen stehen - quasi unerreichbar - in Iserlohn, Olpe und Korbach. „Wir mussten also mit den Benzintanks fahren, und die fassen statt früher 30 nur noch 8 Liter.“ Tanken im Vier-Stunden-Takt war angesagt.

Ein Grund für den verkleinerten Tank: Seit Anfang 2020 gelten die strengen EU-Vorgaben zum CO2-Grenzwert von 95 g/km. Verfehlt die Branche die Flottenziele, treffen die Strafzahlungen an die EU sie finanziell hart. Das bedeutet aber auch: Elektro- und die umstrittenen Plug-in-Hybriden werden gepusht.

Zu Unrecht trifft das das Bio-CNG-Auto, findet Schnier: „In normalen Zeiten fahren wir ausschließlich Gas“, erklärt Schnier, „und damit fast komplett CO2-frei.“

Die Zukunft: das E-Auto

Doch das Elektro-Auto hat Thomas Schnier natürlich auch im Blick. „Das muss man Fahrschülern heute auch zeigen können.“ Viele nutzten das Angebot und seien begeistert. Für die Fahrschule hat er einen Honda E mit 159 PS angeschafft. „Der ist aber bei 150 km/h Höchstgeschwindigkeit abgeregelt“, erklärt er. Denn wie alle Stromer braucht er richtig viel Energie, wenn man schnell fährt. „Deshalb sieht man die Tesla- Fahrzeuge auch schon mal rechts auf der Autobahn mit 130 km/h schleichen“, verrät Schnier mit einem Schmunzeln. „Die brauchen darüber leicht 30 bis 40 kWh auf 100 km, statt ansonsten 20.“

Das Elektro-Auto kann an einer normalen Steckdose geladen werden. Dann dauert das aber lange. Schneller geht es mit einer Wall-Box
Das Elektro-Auto kann an einer normalen Steckdose geladen werden. Dann dauert das aber lange. Schneller geht es mit einer Wall-Box © WP | Ute Tolksdorf

Bei sparsamer Fahrweise schaffe sein Auto 200 Kilometer mit einer Stromladung. Schnier lädt das Auto an seiner normalen Haus-Steckdose mit gekauftem Öko-Strom, was immer noch günstig ist. Er fährt so - wie beim Erdgas - für 6 Euro pro 100 km. Doch das Laden dauert: 20 Stunden, wenn der Akku leer ist. Mit einer Wallbox könnte er das zehnmal so schnell erledigen. „Ich lade immer wieder zwischendurch“, erzählt er. Mehr Ladesäulen in der Stadt, auch vor Geschäften, wären dafür hilfreich.

Denn in der Stadt spielt der Honda seine Stärken aus. „Er ist klein und wendig, bremst direkt, wenn man vom Gas geht und spart dadurch Energie. Er wird sofort warm und selbst Klimaanlage und Heizung kann man per App fernsteuern“, schwärmt Schnier. Das Cockpit bietet viel Service - wie automatisch immer richtig eingestellte Außenspiegel - und auch Spielereien: Auf dem Display, das sonst der Navigation dient, kann man zum Beispiel Fische füttern. „Wofür das auch immer gut ist“, sagt der Fahrschullehrer und lacht.

Park-Wünsche

In Arnsberg parkt Thomas Schnier schon umsonst, wie alle Fahrzeuge, die unter 100g/km CO2 ausstoßen - in Meschede wird das für E-Autos und Plug-in-Hybride gerade diskutiert. „Das wäre schön, wenn das klappt und die Biogas-Autos auch aufgenommen würden. Denn das ist sicher für viele noch mal ein Kriterium, um sich so ein umweltschonendes Auto anzuschaffen“, sagt er. „Nicht nur wegen des Geldes, sondern weil es so schön praktisch ist - der ideale Stadt-Zweitwagen.“

Hintergrund

Immer wieder diskutiert wird die Umweltbelastung der E-Autos durch ihre Batterien. Mittlerweile gibt es aber schon Recycling-Möglichkeiten, die bis zu 95 Prozent der Batterie verwerten. Knackpunkt sind die Wertstoffe Kobalt und Lithium. Diese Stoffe führen immer wieder zu starker Kritik - vor allem wegen fragwürdigen Praktiken beim Abbau.

An alternativen Wertstoffen und besserem Recycling wird geforscht. Man müsse dem E-Auto ein bisschen Zeit geben, sagt Thomas Schnier, „der Verbrenner ist 120 Jahre am Markt, das E-Auto gerade erst zehn.“