Binär, nicht-binär, trans - im Wirrwarr der Begriffe klärt Druckreif Meschede auf und gibt Tipps, wie man sich am besten verhält.

Es gibt nur zwei Geschlechter! Dessen sind sich viele Menschen sicher. Dass dies aber tatsächlich nicht so ist und, dass es einen Unterschied zwischen Geschlechtsidentität und biologischem Geschlecht gibt, ist ein mittlerweile durch viele Studien belegter Fakt, der trotzdem für die meisten noch Neuland ist. Ich persönlich identifiziere mich als nicht-binär und gebe im Folgenden einen Einblick in alle wichtigen Begriffe.

Nicht-binär

Nicht-binär, oder auch non-binär oder nonbinary, bezeichnet alle Geschlechtsidentitäten, die nicht dem biologischen (binären) Geschlecht einer Person entsprechen. So sind zum Beispiel auch transsexuelle Menschen nicht-binär, aber nicht alle nonbinary Personen gleich trans*. Nicht-binär umfasst verschiedene Geschlechtsidentitäten, mit denen man sich labeln kann, aber nicht muss.

Transsexuell/Transgender

Transsexuell/Transgender ist die Bezeichnung für Menschen, die im falschen Körper geboren sind. So zum Beispiel Transmänner, denen bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde. Die meisten Trans*menschen lassen ihren Körper im Laufe ihres Lebens ihrem Geschlecht anpassen, zum Beispiel durch Hormone und OPs.

Agender

Agender bezeichnet Personen, die sich weder als männlich, noch als weiblich identifizieren, alsogeschlechtslos” sind. Menschen, die sich komplett gegen das binäre System von Männlichkeit und Weiblichkeit stellen und deren Genderidentität nichts mit männlich und weiblich zu tun hat, bezeichnen sich als Genderqueer.

Bigender

Personen, die sich als Bigender bezeichnen, identifizieren sich mit beiden Geschlechtern gleichzeitig. Dies ist leicht zu verwechseln mit dem Begriff Genderfluid, was bedeutet, dass sich jemand auf der Skala zwischen männlich und weiblich hin und her bewegt und deren Geschlechtsidentität sich oft ändert.

Genderpräsentation

Genderpräsentation, also wie sich jemand kleidet, oder welchen Namen jemand trägt, hat nichts mit der Geschlechtsidentität der Person zu tun. Nicht jede oder jeder der oder die sich feminin kleidet, identifiziert sich auch als Frau. Und nicht jede*r identifiziert sich mit dem Namen, den er bekommen hat. Manche ändern ihren Namen, doch auch Menschen, die den Namen nicht ändern, identifizieren sich auch mit dieser Maskulinität oder Femininität.

Intersexuelle Menschen

Bildzeile: Wie jemand aussieht, verrät nicht, wie sich jemand identifiziert. Das zeigt die Zeichnung: von Aicha Shafiei
Bildzeile: Wie jemand aussieht, verrät nicht, wie sich jemand identifiziert. Das zeigt die Zeichnung: von Aicha Shafiei © Unbekannt | Hanna Schnier

Intersexuelle Menschen haben biologische Aspekte beider Geschlechter. Dies wird bereits bei der Geburt auffällig. Bisher durften die Eltern sich für ein „Geschlecht” entscheiden und durch operative Eingriffe anpassen lassen. Dies ist momentan jedoch stark in der Diskussion und soll bis zum 14. Lebensjahr verboten werden. Seit 2018 können intersexuelle Menschen mit ärztlichem Attest „divers” als Geschlecht im Personalausweis eintragen lassen.

Cis

Cis bezeichnet alle Menschen, die sich mit ihrem biologischen Geschlecht wohl fühlen und identifizieren. Bezeichnet euch also jemand als zum Beispiel Cis-Mann, dann ist das keine Beleidigung, sondern nur die Feststellung, dass du als Mann geboren bist und auch ein Mann bist!

Pronomen

Pronomen sind für alle Menschen wichtig, Cis oder Nicht-Binär. Gerade in der deutschen Sprache ist es sehr schwierig gender-neutral zu sein. Das Gendersternchen in allgemeinen Texten macht da schon einen großen Schritt, damit sich wirklich alle angesprochen fühlen können.

10 Tipps

1. Benutzt die richtigen Pronomen. Wenn ihr euch nicht sicher seid, welche Pronomen die Person benutzt, dann fragt einfach höflich nach. z.B. Dey hat gestern was erzählt. Das ist deren Auto.

2. Benutzt den richtigen Namen! Viele nicht-binäre Personen ändern ihren Namen. Der alte Namen, auch genannt Deadname (dt: toter Name), bereitet vielen Menschen Unbehagen und sollte nicht benutzt werden.

3. Korrigiere deine Freunde, wenn sie den falschen Namen oder die falschen Pronomen einer Person benutzen.

4. Bedenke, dass jede und jeder andere Erfahrungen hat. Nicht alles was auf Person A zutrifft, passt auch bei Person B. Frage also im Notfall individuell nach.

5. Lösche alle stereotypen Sätze aus deinem Wortschatz. Das gilt für alles von „Ladies first!” und „Männer sind...” bis hin zu „Make Up ist für Frauen”.

6. Genderidentitäten sind kein Trend, sondern valide Geschlechter!

7. Frag nicht zu intime Sachen. Das würdest du deinen Cis-Freund schließlich auch nicht fragen.

8. Stelle deine eigenen Pronomen z.B. in deine Bio auf Instagram, um den Gebrauch von Pronomen zu normalisieren.

9. Gendere deine Texte, wenn es angebracht ist. Dies geht z.B. mit dem Gendersternchen oder genderneutralen Begriffen, wie z.B. Studierende, Personal, Fachkraft

10. Kläre andere Menschen auf, wenn Sie nichts über das Thema wissen.