Meschede. Empörung, Unverständnis und (Hass-)Kommentaren im Internet folgt nun eine offene Podiumsdiskussion zum Thema Segen für homosexuelle Paare.
Vor knapp drei Wochen, am Osterwochenende, hat die Zeichnung eines Regenbogens mit den Hashtags #segenfüralle und #loveisnosin (Liebe ist keine Sünde) vor der Walburga-Kirche in Meschede für Aufsehen gesorgt. Genauer gesagt, war es das Entfernen der Botschaft, das in den sozialen Medien bis über die Stadtgrenzen hinaus Empörung sowie Unverständnis bei vielen Menschen ausgelöst hat (wir berichteten). Nun wurde eine Podiumsdiskussion terminiert, die zur offenen Meinungsbildung rund um das Thema Segen für homosexuelle Paare sowie zur Annäherung im innerkirchlichen Konflikt in Meschede beitragen soll.
Nur vor der Walburga-Kirche entfernt
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Zur Erinnerung: Vikar Jan Jakob Küchler hatte sich an Ostern im Gegensatz zu anderen geistlichen Kollegen dazu entschlossen, den Regenbogen samt der Hashtags, die auf den aktuellen Diskurs um die Segnung von homosexuellen Paaren durch die katholische Kirche hinweisen sollte, zu entfernen. Die Botschaft passe nun einmal nicht zum Osterfest und hätte eher zum Christopher-Street-Day gepasst (eine jährliche Parade in Berlin, die auf die Rechte von Homosexuellen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen aufmerksam macht).
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Direkt nach den Osterfeiertagen hatte es daraufhin Gespräche zwischen Küchler und den Initiatorinnen der Aktion, dem Dekanat aber auch einem Mescheder Betroffenen gegeben. Allen Beteiligten war es gleich ein dringendes Anliegen, die Meinungsverschiedenheiten offen zu diskutieren und nach der ersten Wut im Bauch wieder aufeinander zuzugehen. So entstand die Idee einer Podiumsdiskussion, die nach kurzer Planungsphase nun am 5. Mai ab 19.30 Uhr als Videokonferenz umgesetzt wird. Mit dabei sind neben Vikar Küchler die Gemeindemitglieder sowie Initiatorinnen der #segenfüralle-Aktion Thea Ewers, Anne Remmel, Helena und Florentina Schulte, Seelsorger, Pfarrer und Autor Bernd Mönkebüscher aus Hamm, der sich für die Segnung homosexueller Paare einsetzt und auch Dennis Kramer, Inhaber von Café&Bar Brazil.
Das persönliche Gespräch
Dennis Kramer lebt mit seinem Partner in Meschede und hatte wie so viele aus den sozialen Medien vom Entfernen der Botschaft gehört und sei drauf und dran gewesen, sich den unzähligen Kommentaren dazu im Internet anzuschließen: „Ich habe die ganzen Hass-Kommentare bei Facebook gesehen und wollte tatsächlich auch erst etwas gehässiges drunter schreiben. Habe mir dann aber gesagt, man soll ja nicht immer alles glauben, was im Internet steht. Außerdem kenne ich Jan Jakob Küchler auch flüchtig aus der Stadt und konnte mir gar nicht vorstellen, dass er so etwas macht. Deshalb habe mich dazu entschlossen, das persönliche Gespräch mit ihm zu suchen.“ Gleich am Tag drauf haben sich die beiden dann unter Einhaltung der Corona-Regeln im Brazil getroffen und erstmals das Geschehene besprochen.
In diesem Zuge kam dann auch die Einladung zur Podiumsdiskussion zustande, die Dennis Kramer gerne angenommen hat. „Ich wollte wirklich nie derjenige sein, der im übertragenen Sinne mit der Regenbogenflagge durch die Stadt rennt, aber nun hatte ich den Stein ja auch ins Rollen gebracht und nehme die Einladung daher selbstverständlich an“, so Kramer, der sich von der Veranstaltung für sich, aber vor allem für die Zuschauer noch mehr Transparenz zur Aktion von Vikar Küchler wünscht. „Es wäre sicher auch spannend herauszufinden, was für Kommentare aus der Kirche von weiter oben kamen, vielleicht war es ja gar nicht die alleinige Entscheidung vom Vikar, kann ja auch sein.“
Ziel: Offene Meinungsbildung
Durch die für anderthalb Stunden angesetzte Videokonferenz wird Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur Domradio, Köln führen. Brüggenjürgen ist als gebürtiger Ost-Westfale durch sein Diplom-Theologie- und Magister-Medien-Studium zur Medienarbeit im Erzbistum Köln gekommen. Als Chefredakteur des Domradios leitet seit über 20 Jahren die “katholische Nr. 1 im Internet”, wie der Pastoralverband Meschede-Bestwig es beschreibt. Während der Podiumsdiskussion wird er derjenige sein, der virtuell das Mikrofon herumreicht. „Wir versuchen die Veranstaltung nach analogen Regeln digital durchzuführen. Bei einer analogen Podiumsdiskussion kann ja auch immer nur derjenige sprechen, der das Mikrofon bekommt und so werden auch hier alle Teilnehmer zunächst stummgeschaltet sein und können sich für Wortbeiträge melden“, erklärt Christopher König, Dekanatsreferent für Jugend und Familie.
Auch König erhofft sich von der Veranstaltung in erster Linie eine offene Meinungsbildung zum Thema #segenfüralle, das innerkirchlich durchaus kritisch betrachtet wird. „Die Weisung aus Rom dazu ist durchaus diskussionswürdig und keinesfalls unumstößlich“, so König, der sich schon jetzt über das bistumsweite Interesse an der Podiumsdiskussion freut. „Kirche ist nicht nur Rom, oder Paderborn oder Köln. Kirche sind die Menschen und das sind auch wir hier in Meschede, die nun über dieses so wichtige Thema öffentlich diskutieren.“
Anmeldung zur Podiumsdiskussion:
- Aufgrund der geltenden Corona-Maßnahmen wird die Podiumsdiskussion am 5. Mai ab 19.30 Uhr ausschließlich virtuell stattfinden.
- Eine Anmeldung unter dekanat-hsm.de/segenfueralle ist bis zum 4. Mai um 12 Uhr möglich. Man kann sich auch telefonisch unter Tel. 0291/9916-60 beim Dekanat anmelden.
- Alle angemeldeten Teilnehmer müssen eine E-Mail-Adresse angeben und erhalten einen Link, mit dem sie sich in die Veranstaltung einwählen können.