Eslohe. Der beste Kumpel hatte ihn mit der eigenen Freundin hintergangen. Lange ertrug das ein 20-Jähriger still. Dann rastete er aus.

Von jetzt auf gleich war es mit der guten Stimmung auf der Geburtstagsparty vorbei: Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, da stand der 19-jährige Azubi mit einer blutigen Nase da. Sein ehemaliger Kumpel hatte unvermittelt ausgeholt und ihm mitten ins Gesicht geschlagen. Dabei, so stand es in der Anklageschrift, soll der 20-jährige Täter sogar eine Bierflasche genutzt haben. Offenbar hatte er seine Wut lange still ihn sich getragen, bis es Mitte August des vergangenen Jahres aus ihm herausbrach. Denn ganz grundlos scheint er bei der Party offenbar nicht explodiert zu sein.

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Die beiden jungen Männer, die sich als Angeklagter und Opfer vor Gericht begegneten, waren einst die besten Freunde. Bis zu jenem Tag, an dem sich herausstellte, dass der 19-Jährige den 20-Jährigen mit dessen Freundin hintergangen hat. „Das habe ich lange auf mir sitzen lassen“, erklärt der 20-Jähriger vor dem Jugendgericht. Bis zu jener Geburtstagsparty Mitte August 2020.

Da stürmt der Betrogene unvermittelt auf seinen ehemaligen Kumpel los und schlägt ihm mit der Faust ins Gesicht. „Er hat vor Kindern synthetische Drogen konsumiert, so etwas geht in meinen Augen gar nicht“, erklärt er der Jugendrichtern und der Staatsanwaltschaft den Hintergrund für seinen Gewaltausbruch. „Ich war betrunken und habe vielleicht ein bisschen überreagiert“, schiebt er noch hinterher.

Eine Flasche sei bei dem Schlag ins Gesicht aber definitiv nicht im Spiel gewesen, beteuert er. Viel geredet haben die beiden an jenem Abend nicht - und auch danach nicht mehr. Nach der Attacke sei der 19-Jährige direkt weggelaufen, erinnerte sich der 20-Jährige. Seitdem habe man keinen Kontakt mehr gehabt. „Und damit auch keinen Streit!“ Später sollte es noch einmal Stress geben, da sei er aber nicht hingegangen, so der Angeklagte

Zwei Tage lang, so schilderte das Opfer, habe es ein Kribbeln in der Nase gehabt. Er sei zur Kontrolle beim Arzt gewesen - eine Behandlung sei jedoch nicht erforderlich gewesen, so der junge Mann. Die Wucht des Schlages habe lediglich eine Platzwunde in der Nase zur Folge gehabt. Ob beim Schlag tatsächlich eine Flasche im Spiel war? „Ich habe im Augenwinkel zwar eine Flasche gesehen, bin mir aber nicht sicher, ob er wirklich damit zugeschlagen“, so der 19-Jährige.

Versöhnung im Gerichtssaal

So zerstritten die beiden zuletzt auch waren: Gegen Ende des Gerichtsprozesses zeigten sich beide äußerst versöhnlich: „Es tut mir leid, dass es soweit gekommen ist“, entschuldigte sich der 20-Jährige bei seinem Opfer. Und der 19-Jährige räumte mit Blick auf die Tatsache, dass er seinen Kumpel mit desen Freundin hintergangen hatte, ein: „Ich habe sicherlich auch meinen Teil dazu beigetragen“.

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Strafrechtlich in Erscheinung getreten ist der 20-Jährige bislang noch nicht. Es war das erste Mal, dass er sich vor Gericht verantworten musste. Und Jugendrichterin Mareike Vogt hofft, dass es das letzte Mal war: „Wenn Alkohol dazu führt, dass Sie anderen Leuten auf die Nase hauen, sollte man vielleicht besser mal das ein oder andere Bierchen weglassen“, gab sie ihm mit auf den Weg. Sie stellte das Verfahren am Ende ein - allerdings gegen eine spürbare Geldauflage in Höhe von 500 Euro, denn immerhin sei die Aggression an jenem Abend einzig und allein von ihm ausgegangen, ohne, dass er angegriffen worden sei.