Wasserfall. Das Fort Fun bietet sich als Testobjekt für Freizeitparks in der Corona-Krise an. Für eine schnelle Öffnung ist in Wasserfall alles vorbereitet.
Nur ein paar Tage an Vorbereitung würde es dauern, um den Freizeitpark Fort Fun zu öffnen. Geschäftsführer Andreas Sievering ist in seinen Saisonvorbereitungen nie vom 27./28. März als Starttermin abgewichen. Diesmal wird sich der Termin nicht halten lassen. Der Saisonstart ist auf ein Datum nach dem 18. April verlegt. Der Park muss zunächst die nächste Bund-Länder-Konferenz am 12. April abwarten.
Dabei könnten alle Fahrgeschäfte im Abenteuerland öffnen, der TÜV hat in dieser Woche gerade die letzten Details überprüft. Am Dienstag war ein Probekochen mit den neuen Gastronomie-Mitarbeitern, damit Rezepturen genau aufeinander abgestimmt werden. Es ist niemand in Kurzarbeit, das Saisonpersonal sollte eigentlich gerade seine Verträge bekommen – wenn denn Klarheit darüber herrschte, wie es weitergehen soll.
Parkchef Sievering verweist auf das Beispiel Großbritannien: Dort dürfen auch die Freizeitparks, die – wie das Fort Fun – zur französischen Looping-Gruppe gehören, am 16. April wiedereröffnen: „Dort gibt es eine Planungssicherheit.“ Und der Öffnungstermin ist bereits seit einem Monat bekannt: „Die Briten können darauf zuarbeiten, die müssen nicht alle zwei Wochen wieder schauen, was neu entschieden wird“, sagt er mit Seitenhieb auf deutsche Verhältnisse.
Solch eine Planungssicherheit fordert der Geschäftsführer von der NRW-Landesregierung ein. Sievering hat deshalb einen entsprechenden offenen Brief an Ministerpräsident Armin Laschet geschickt (wir berichteten). Denn die Freizeitparks drohen, von der Politik vergessen zu werden. In den letzten Coronaregelungen tauchen sie gar nicht mehr eigenständig auf, vorher wurden sie immerhin noch im gleichen Atemzug mit den Zoos genannt: „Wir stehen in keiner Verordnung drin, mir wurde nicht gesagt, wann ich aufmachen darf. Planungssicherheit habe ich überhaupt nicht.“ Zoos durften zuletzt in NRW wieder öffnen, Freizeitparks nicht. Sievering zieht aber den Vergleich mit Zoos: „Ich traue uns zu, alles genau so sicher zu gestalten, wie ein Zoo es auch kann. Mein Hygienekonzept würde auch funktionieren.“ Mit seinem offenen Brief betont er das noch einmal.
Sievering kann dabei auf die Erfahrungen im letzten Jahr aufbauen: „Ich habe ein Konzept, das einen sicheren Betrieb eines Freizeitparkes garantiert.“ Seit 2020 gibt es ein „Crowd-Management“ – also ein Verfahren, wie Menschenmengen zu lenken sind. Karten gibt es online, Kontakte sind so nachzuverfolgen, die Besucherzahlen können gesteuert werden: „Ich weiß, wer wann wie zu uns in den Park kommt.“ Flächenmäßig ist Fort Fun mit über 43 Hektar einer der größten Freizeitparks in Deutschland.
Das Konzept sieht vor, 8000 Besucher gleichzeitig einzulassen. Tatsächlich seien aber nur 4600 eingelassen worden. „Wir sind auch an dieser Stelle diskussionsbereit: Ich kann auch nur 2000 oder 1000 Besucher einlassen“, so Sievering. Er kennt selbst die mögliche Schwachstelle: Das sind die Wartezeiten an den Fahrgeschäften, wo es sich drängen könnte. Sievering sagt deshalb: „Ich würde zum Anfang der Saison mit kleinen Kapazitäten starten, um der Sicherheit gerecht zu werden und die Abstände zu gewährleisten – auch, um ganz wenig Wartezeit an den Fahrgeschäften zu haben.“
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Auch über Schnelltests hat der Geschäftsführer nachgedacht. „Aber auf dem Papier ist das alles so schön einfach mit Tests“, sagt er: Organisatorisch aber sei das ein Riesenaufwand, wenn am Eingang Tests durchgeführt würden, Wartezeiten entstünden und viele Mitarbeiter dafür abgestellt werden müssten. Selbst wenn nur Tests kontrolliert werden müssten, die anderswo gemacht werden, müssten Mitarbeiter ja dennoch die Ausweise der Gäste überprüfen: „Das wird unheimlich schwierig.“
„Geld verdienen sollte hinten anstehen“
Gibt es nicht auch eine Untergrenze, bei der ein Betrieb unwirtschaftlich würde? Sievering sieht es anders: „Das ist gerade nicht unser Anliegen. Ich sehe meine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, der Region und der Gesellschaft. Familien sollten eine Möglichkeit haben, ihre Freizeit verbringen zu können.“ Finanziell bedeute das für Fort Fun: „Wenn es am Tag plus minus null ausgeht, dann bin ich völlig zufrieden. Geld verdienen sollte hinten anstehen: Das ist nicht das Wichtigste im Moment.“
Sinnvoll findet Sievering die Idee aus Winterberg, Testregion beim Tourismus unter Coronabedingungen zu werden: „Ich bin für jede Lösung offen, die uns mit dem Virus leben lässt. Irgendwann müssen wir das. Wir können doch nicht von Lockdown zu Lockdown denken! Wir müssen pragmatische Lösungen durchdenken.“ Er könnte sich Fort Fun als Testobjekt für Freizeitparks vorstellen: „Wir machen dann Untersuchungen, wie viele stecken sich wirklich an.“ Man könnte langsam anfangen: Erst die Kinderspielplätze aufmachen, dann die Gastronomie, dann dazu die Kinderfahrgeschäfte eröffnen, danach die Achterbahn, alles mit kleinen Kapazitäten. Der Parkchef sagt: „Ich bin zu allem bereit. Dezentrale Lösungen müssen durchdacht werden.“