Cobbenrode. Die Bürgerinitiative „Gegenwind Oedingen Cobbenrode“ zeigt Flagge mit Bannern in den Orten. Ziel ist nun, den Regionalplanentwurf zu kippen.

Es klingt wie ein verstecktes Lob. Dass sich „eine kleine, aber dafür sehr aktive und laute Bürgerinitiative gegen den Windpark Herrscheid ausspricht“, so Pressesprecher Dr. Daniel Duben. Das sei der der Abo Wind AG im fernen Wiesbaden nicht verborgen geblieben. Kaum liegt der Flyer der BI Gegenwind-Oedingen-Cobbenrode auf dem Tisch, versucht Abowind die Argumente der BI in einem Faktencheck auf seiner Unternehmens-Homepage zu widerlegen.

„Wir bemühen uns um einen transparenten Planungsprozess“, so Duben. Damit sich Interessierte und auch die Anwohner einen besseren Eindruck von dem Windkraftprojekt mit vier in Planung befindlichen Windrädern auf dem Herrscheid machen können, hat das Unternehmen Visualisierungen angefertigt und auf den Projektseiten www.windpark-herrscheid-lennestadt.de und www.windpark-herrscheid-eslohe.de online gestellt. Dort können Interessierte sehen, wie die Windräder in der Landschaft aussehen würden.

So groß sind die Windräder

Die Visualisierungen der BI Gegenwind-Oedingen-Cobbenrode sehen dagegen anders auch. Auf auffälligen, gelben Bannern, die jetzt in den Orten platziert wurden, haben die Windparkgegner das Größenverhältnis der am Herrscheid geplanten Windräder (240 Meter hoch) zum Kölner Dom (157 Meter) in einer Grafik abgebildet - ebenso so anschaulich.

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Grundsätzlich wehren sich die rund 50 BI-Angehörige gegen den Bau von Windrädern in Waldgebieten. Pro Windrad werde ein halber Hektar Boden auf Dauer versiegelt. „Durch den Bau der Windräder wird ein Stück Natur und damit der Lebensraum für viele Tiere zerstört, ohne dass dem ein entsprechender Nutzen gegenübersteht.

„Unserer Ansicht nach geht es bei dem Bau von Windrädern nur um den Profit einiger weniger, nicht aber um ökologische Aspekte“, so Christina Baumhoff aus Cobbenrode, Sprecherin der BI. Statt in ländlichen Waldgebieten Strom mit Windenenergie zu erzeugen und in die Ballungszenten zu transferieren, sollte man dort moderne Solarenergieanlagen bauen. Die BI fordert den Gesetzgeber auf, Windräder in Waldgebieten grundsätzlich zu verbieten. Die Fläche rund um den Herrscheid sei zudem ein wichtiges Naherholungsgebiet.

Die BI stellt auf ihren Bannern ein Windrad maßstabsgetreu neben den Kölner Dom.
Die BI stellt auf ihren Bannern ein Windrad maßstabsgetreu neben den Kölner Dom. © WP | Privat

Der Windpark werde sich negativ auf den Tourismus auswirken. Baumhoff: „Wir Anwohner finden die Vorstellung von einem idyllischen Spaziergang unter Windrädern nicht wirklich gut und sind da sicherlich nicht einer Meinung mit Abowind.“ Gegen die Windradpläne arbeitet die BI an mehreren Fronten.

Einer und vielleicht sogar der wichtigste Hebel ist der neue Regionalplan Arnsberg für die drei südwestfälischen Kreise Märkischer Kreis, Kreis Olpe und Kreis Siegen-Wittgenstein. Der Regionalrat Arnsberg hatte in seiner Sitzung am 10. Dezember 2020 die Neuaufstellung des Regionalplans beschlossen.

Der Plan regelt, was wo entstehen darf, Siedlungsflächen, Gewerbeflächen und eben auch sogenannte Windenergiebereiche (WEB). Für den Kreis Olpe sieht der Planentwurf rund 30 verschiedene Windenergiebereiche vor, unter anderem 22,6 Hektar am Herrscheid bei Oedingen, auf der Grenze zur Gemeinde Eslohe. Im Umweltbericht zur Neuaufstellung des Plans heißt es auf Seite 2544, dass der Bau von drei Windrädern dort keine erheblichen Umweltauswirkungen bedeuten würde. Lediglich das Schutzgut „Kulturlandschaft“ sei durch „unmaßstäbliche, technische Landschaftselemente, die den Charakter der Kulturlandschaft negativ überprägen“, stärker betroffen. Nach Abwägung aller Auswirkungen sei die Fläche aber geeignet.

Einwendungen bis 30. Juni

Wird eine Fläche im Regionalplan als Windenergiebereich dargestellt, hat die Windkraft hier Vorrang vor allen anderen Planungen. Auch die Kommunen müssen bei ihren Planungen dann der Windkraft Platz einräumen.

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Nach der Offenlegung des Planentwurfs müssen die Kommunen nun bis zum 30. Juni erklären, welche Flächen sie für Windkraft geeignet halten oder nicht. „Die heiße Phase hat begonnen“, so Michael Trilling von der Stadtverwaltung in Lennestadt. Im Kreis Olpe ist eine von allen sieben Kommunen abgestimmte Stellungnahme geplant. Was dort drin stehen wird, ist noch unklar. „Die genauere Abstimmung hat noch nicht stattgefunden“, so Kirchhundems Bürgermeister Björn Jarosz.

Die Bürgerinitiative Gegenwind Oedingen-Cobbenrode ist da schon weiter. Sie weiß, was sie will. Sie ruft alle ihre Mitglieder und Gegner der Windräder in den Sauerländer Wäldern auf, bis zum 30. Juni ihre Einwendungen gegen den Regionalplanentwurf nach Arnsberg zu senden. Je mehr, desto besser.

  • ABO Wind möchte auf der Anhöhe Herrscheid vier Windenergieanlagen im Grenzbereich Lennestadt/Eslohe errichten, zwei auf jeder Seite. Für die Lennestädter Windräder wurde am 4. Juni 2020 ein Bauantrag beim Kreis Olpe eingereicht.
  • Der Bauantrag ruht, bis ein von der Stadt Lennestadt beschlossener Vorhaben- und Erschließungsplan umgesetzt wurde.
  • Die Website der BI lautet: www.gegenwind-oedingen-cobbenrode.de.