Ostwig. In Ostwig entstehen fünf ganz besondere Wohnungen. Der Heimat- und Förderverein des Ortes geht nun in die Vermarktung.

Es geht voran mit der Alten Post in Ostwig: Für die Wohnungen, die in der denkmalgeschützten Immobilie im Herzen des Ortes entstehen sollen, liegen inzwischen die Grundrisse vor. Jetzt geht der Heimat- und Förderverein Ostwig, der vor fünf Jahren durch eine Spende zum Eigentümer des Hauses geworden ist, in die Vermarktung. Wenn es nach den Wünschen des Vereins geht, sollen die insgesamt fünf Wohnung an heimatliebende Sauerländer veräußert werden.

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„Besser kann man doch eigentlich nicht wohnen“, sagt Klaus Schmücker als Vorsitzender des Heimat- und Fördervereins. Kirche, Kneipe, Bäcker und Sparkasse all das liege im Umkreis von gerade einmal 100 Metern. „Und dann noch bei uns im schönen Ostwig“, ergänzt er und lacht. Seit Ende des Jahres gibt es die prinzipiell genehmigungsfähige Planung, die mit dem Denkmalamt abgestimmt worden ist. Dabei sind vor allem zwei wesentliche Wünsche des Vereins berücksichtigt worden: Die beiden Wohnungen im Obergeschoss haben einen Balkon bekommen.

Und das Treppenhaus ist von innen nach außen verlagert worden. So habe sich im Inneren besser planen lassen, weil mehr Platz zur Verfügung steht. Entstanden sind so fünf Wohnungen, die nicht nur wegen ihrer Lage für Käufer interessant sein dürften. „Das Wohnen in einem sanierten Denkmal hat schon Charme“, sagt Schmücker. Gebaut werde nach Vorgaben des Denkmalamtes weitgehend mit natürlichen Materialien- wie etwa mit Lehmputz. Und im Inneren werden später die uralten freigelegten Eichenbalken zu sehen sein. So erfülle der Umbau alle Anforderungen an modernes Wohnen in ökologischer Umgebung und genau das liege aktuell ja sehr im Trend, so Schmücker.

Die beiden rund 40 Quadratmeter großen Wohnungen im Dachgeschoss seien mit einem Schlafzimmer, Wohn-Esszimmer samt Küchenzeile, Bad und Dachgaube klassische Single-Wohnungen, sagt er. Die knapp 70 Quadratmeter große Wohnung im Erdgeschoss verfügt über drei Zimmer, Küche, Bad, Gäste-WC und eine Terrasse. Die beiden Wohnungen im Obergeschoss haben eine Größe von 67 bzw. 40 Quadratmetern. Für sie sind die beiden Balkone angebaut worden.

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Bei voraussichtlichen Kaufpreisen zwischen rund 136.000 und rund 248.000 Euro werde der ein oder andere sicherlich erstmal schlucken, weiß Schmücker. Das ganze relativiere sich am Ende aber dadurch, dass denkmalrelevante Sanierungskosten im Rahmen einer Sonderabschreibung steuerlich geltend gemacht werden können. In seinen Kaufpreis-Berechnungen habe der Verein nach Rücksprache mit einem Steuerberater einen beispielhaften Spitzensteuersatz von 38 Prozent zu Grund gelegt - mit dem Verweis darauf, dass der Steuersatz je nach persönlichen Voraussetzungen variiere.

Unterm Strich bedeutet das in der Beispielrechnung des Vereins: Die teuerste Wohnung hat nach dem Ende der Abschreibung nur noch rund 154.000 Euro gekostet und die günstigste statt 136.000 Euro nur noch 87.000. Damit liege man beim Quadratmeter-Preis sogar unter dem üblichen Schnitt. Und das mache das Ganze dann durchaus attraktiv - auch, wenn es sicherlich nichts daran ändere, dass der Kaufpreis zunächst komplett gezahlt werde müsse und die Abschreibung über mehrere Jahre laufe. „Es ist in jedem Fall sinnvoll, beim Kaufinteresse den eigenen Steuerberater zu bemühen“, rät Klaus Schmücker.

Blick auf die Steinbergruine

Eine der fünf Wohnungen ist bereits reserviert. Für eine weitere gibt es zwei Voranfragen. „Das Interesse ist also durchaus schon vorhanden“, freut sich der Vorsitzende. Und das ist auch gut so: Denn letztlich unterstützen Käufer auch das enorme ehrenamtliche Engagement, das hinter diesem gewaltigen Projekt steckt. Denn: Ziel des Heimat- und Fördervereins war und ist es, den Dorfmittelpunkt im Schatten der Kirche ansehnlicher zu gestalten. Damit ist man auf einem gutem Weg. Im ersten Schritt war das leerstehende Gebäude am Marktplatz 4a mit großem ehrenamtlichen Einsatz zurückgebaut worden. So wurde der Marktplatz geöffnet, ein Blick auf die Steinbergruine geschaffen und das dahinterliegende alte Fachwerkhaus freigelegt. Und genau das wird nun denkmalgerecht wieder aufgebaut.

Kreative Prozesse

Nach etlichen kreativen Prozessen hatte die Mitgliederversammlung im Jahr 2019 beschlossen, den Vorstand zu beauftragen, eine Inwertsetzung des Gebäudes Marktplatz 4b vorzunehmen, es in Eigentumswohnungen aufzuteilen und sie am Markt anzubieten. Die separate Vermarktung von einzelnen Wohneinheiten ist vor allem der voraussichtlichen Investition von satten 1,2 Millionen Euro geschuldet, die der Verein allein nicht tragen kann. Im Erdgeschoss des Hauses wird künftig auch das Dorfarchiv untergebracht sein, das der Heimat- und Förderverein selbst finanziert. Damit bleibt ein Teil des schmucken Fachwerkhauses weiterhin in der Hand des Vereins.

  • Für Nachfragen und Anmeldungen steht der Heimat- und Förderverein unter alte-post@hfv-ostwig.de zur Verfügung.
  • 1800 Stunden lang hatten die freiwilligen Helfer des Heimat- und Fördervereins Ostwig geschuftet. In dieser Zeit hatten sie den ehemaligen Gasthof Zur Post nach und nach von Hand geschossweise abgetragen und damit den Blick freigemacht auf das dahinter liegende Bauernhaus aus dem Jahr 1798.
  • 64 Helfer hatten sich an dem Rückbau mit Eigenleistung eingebracht.
  • 25.000 Euro hat der Heimat- und Förderverein für den Rückbau des Gasthofes zusätzlich zur Eigenleistung aufbringen müssen: Der Verein verwendet dafür Überschüsse aus drei Jahren, die seine Ehrenamtskneipe „Kumm rin“ eingebracht hatten, außerdem Rücklagen.
  • Die Idee, Wohnungen in dem Bauernhaus einzurichten, wurde bei einer Versammlung des Vereins einstimmig gebilligt.