Heiminghausen. Ein Landwirt für viele Privatpersonen. Was hinter dem Projekt steckt, wie es bislang läuft und wie es um die Nachhaltigkeit steht.
Wenn sich ein Bauer ohne Hof und ein Hofbesitzer ohne Bauer zusammentun, dann entsteht daraus ein neues Konzept für die Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi), von der viele profitieren können. „Ich brenne für das Projekt“, sagt Jens Greve, der 48-jährige Bauingenieur stellt der „Gemüsegruppe Leissetal“den elterlichen Hof. „Ich rede seit Jahren davon, den Hof so zukunftsfähig zu machen“, erzählt der Heiminghauser, der bei der Bahn arbeitet und den es beruflich schon vor vielen Jahren nach Köln verschlug. Er beteiligt sich dort selbst an einer Solidarischen Landwirtschaft. Seit einem Jahr hat er seine Arbeitszeit um die Hälfte reduziert, um das Projekt voranzutreiben. „Es ist ein Herzblut-Thema. Meine Leute haben gesagt, nun mach doch endlich!“
Erst aber fehlte ihm der Bauer. „Denn ich habe selbst auch nicht viel Ahnung vom Gemüseanbau“, gesteht er. Den Landwirt fand Greve mit Sebastian Wolf über eine SoLaWi-Plattform. Der 42-jährige studierte Agraringenieur stammt aus Düren in der Eifel und hatte unter anderem im Märkischen Kreis einen Hof bewirtschaftet. Auch er ist überzeugt vom Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft. „Jeder sucht sich doch heute seinen Arzt und seinen Therapeuten aus, warum nicht auch seinen Landwirt?“
Mehr Nachhaltigkeit, keine Pestizide
Mehr Nachhaltigkeit, die Verwendung regionale Produkte, keine Pestizide, kein künstlicher Dünger und die genaue Kenntnis, woher mein Gemüse kommt - vielen Menschen ist das wichtig, doch sie wissen nicht, wie sie es umsetzen sollen. Sie haben zu wenig Zeit, keinen Platz für einen eigenen Garten oder zu wenig Wissen vom naturnahen Gärtnern. Da setzen Jens Greve und Sebastian Wolf an. Sie sprechen von einer Trendumkehr. „Früher hatte doch hier jeder einen eigenen Bauerngarten“, erinnert sich Greve. Diese Vielfalt und auch das Wissen ums Gärtnern und ums Haltbarmachen der Früchte für den Winter drohe verloren zu gehen. Hier könne man es auffrischen und ansonsten in professionelle Hände geben.
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Das Projekt läuft bereits an. 62 Menschen haben sich auf die Liste der Interessenten setzen lassen, rund 120 haben den Newsletter abonniert. „Unsere Unterstützer sind zwischen 18 und Mitte 70. Menschen, die früher selbst einen Gemüsegarten hatten, Familien, die ihren Kindern zeigen wollen, dass Kohlrabi nicht im Supermarkt wächst und junge Leute, denen Nachhaltigkeit wichtig ist“, zählt Greve auf. Dabei sind auch ein Gärtner, der seine Treibhäuser zur Verfügung stellt und ein Landwirt, auf dessen 1 Hektar Fläche die ersten Pflanzen bereits angebaut werden. Die Gemüsegruppe Leissetal hat das Land gepachtet. „Unsere eigenen Flächen sind zu steil und daher für den Anfang nicht gut geeignet“, erklärt Greve.
Wer sich beteiligen will, kann -, muss aber nicht - mitarbeiten. „Wir setzen keine verpflichteten Arbeitseinsätze an“, erklärt Wolf. „Keiner muss rauskommen.“ Es gibt aber schon Interessenten, die klar signalisiert haben, dass sie auch mitanpacken oder Trecker fahren wollen. Jeder ist willkommen. Auch Kinder-Aktionen sind geplant.
80 Euro im Monat
Die Gründer steuern Pacht, Geräte, Saatgut, Trecker und Sprit bei. Die Mitglieder zahlen 80 Euro im Monat. Dafür entscheiden sie mit, was angebaut wird, erhalten im Schnitt wöchentlich drei bis vier Kilo Gemüse - quer durch den Sauerländer Gemüsegarten - und finanzieren den Landwirt. „Der Wirtschaftsplan ist kostendeckend für 75 Gemüseanteile“, sagt Greve: „Das Projekt entsteht zwar aus viel Idealismus, muss sich aber natürlich auch wirtschaftlich tragen. Sonst hätte es schlechten Modellcharakter.“ Die Planung wird komplett offengelegt, so dass die Mitglieder jederzeit wissen, was mit ihrem Geld passiert.
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Landwirt Sebastian Wolf ist mittlerweile auf den Hof gezogen. „Ich hoffe ich kann hier auch ein bisschen netzwerken, Leute kennenlernen, die sich auch für naturnahes Gärtnern und Permakultur begeistern“, sagt er. Das sollte kein Problem sein, wer sich einen eigenen Landwirt leistet, will auch wissen, was das eigentlich für ein Typ ist.
Weitere Informationen
Wer mehr über das Projekt erfahren möchte, findet weiterführende Informationen unter www.gemuesegruppe-leissetal.de.
Jeder, der informiert sein oder teilnehmen möchte, kann sich dort eintragen. Am 28. März findet eine Informationsrunde statt und schon im Mai soll das erste Gemüse verteilt werden.
Infos finden sich auch auf Instagram unter: gemuesegruppe.leissetal