Meschede. Tödliche Kriegsfolge bei Niederberndorf, Sorge vor Typhus in Meschede, eine Wildschweinplage mangels Munition - die Woche vor 73 Jahren.

Über diese Themen berichteten wir vor 73 Jahren im Lokalteil.

SA-Schule wird zur VHS

In Fredeburg wird die ehemalige SA-Schule, die vor den Nazis als Oberschule diente, künftig zu einer Ausbildungsstätte für die Volkshochschulen im Sauerland. Zuletzt ist das Gebäude als Polizeischule genutzt worden. Jetzt überlässt die Militärregierung das Heim dem NRW-Kultusministerium.

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Tödliche Kriegsfolge

Bei einem Spaziergang findet am Schwimmberg in Schmallenberg-Niederberndorf ein elf Jahre alter Junge einen Blindgänger und spielt damit. Der Blindgänger explodiert, das Kind stirbt.

Rad ab: Gefängnis

Neun Monate muss ein Mescheder ins Gefängnis, entscheidet das Militärgericht: Er schraubt von einem Pkw der britischen Militärregierung, der vor einer Kneipe steht, ein Rad ab – und wird dabei erwischt. Den Reifen wollte er gegen Lebensmittel eintauschen.

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Kadaver im Wasser

Die Stadtverwaltung in Meschede droht den Bürgern mit Zwangsmaßnahmen: Denn in Ruhr, Henne und Gebke würden immer mehr Abfälle geworfen, darunter Küchenabfälle, Schlachtabfälle und Tierkadaver. Es werden Typhuserkrankungen befürchtet.

Viele Nahrungsdiebstähle

Angesichts der Nahrungsnot nehmen die Diebstähle weiter zu. Einem Metzger in Meschede wird Fleisch gestohlen, am Ruhrweg gelangen Diebe mit einem Nachschlüssel in ein Haus und stehlen Gläser mit Eingemachtem. Sechs Monate Haft auf Bewährung erhalten vom Militärgericht zwei Küchengehilfinnen, die in der belgischen Küche in Bestwig arbeiten. Bei Hausdurchsuchungen wird bei ihnen etwas Kaffee gefunden, den sie mitgehen ließen.

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Sängerbund neu gegründet

Im Gasthof Seemer in Wenholthausen gründet sich nach dem Krieg der Sängerbund Meschede wieder. Vertreter von 20 Männergesangsvereinen nehmen an der Tagung teil. Willy Hasenkex wird Vorsitzender, Chorleiter ist Heinz Bieberis, beide aus Meschede. Zum Ende singen alle gemeinsam das „Westfalenlied“.

Die Sorgen der Landwirte

Bei einer Tagung in Eslohe klagen die heimischen Landwirte über ihre Arbeitsbedingungen: Es fehlt ihnen an Arbeitskräften es werden ihnen keine Maschinen oder Betriebsmittel zugewiesen – und ihre Erzeugnisse müssen sie zu Preisen abgeben, die unter dem Stand von 1914 liegen.

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Jäger ohne Munition

Hohen Schaden richten Wildscheine in den Wäldern und auf landwirtschaftlichen Flächen an. Sie vermehren sich extrem. Denn nur 150 Wildschweine dürfen im Jahr im Kreis Meschede geschossen werden. Es gibt nur wenige Jäger, die ein Gewehr haben dürfen – und kaum Munition. Denn in den westlichen Besatzungszonen gibt es keine Fabrik, die Jagdmunition herstellt. Und für Einfuhren fehlen den Deutschen die Devisen.

Diebischer Nachtwächter

Der ehemalige Nachtwächter der Färberei von Korff in Meschede muss sechs Monate ins Gefängnis: Er hat regelmäßig Kleidungsstücke gestohlen, die zum Färben oder zum Reinigen gebracht wurden.

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Aus Spaß Barrikade gebaut

Vor dem Fredeburger Amtsgericht stehen sechs junge Männer aus Kirchrarbach: Sie hatten in der Neujahrsnacht aus Spaß Pflüge und Eggen auf die Straßen gezogen und Baumstämme quer gelegt. Die Barrikaden verhindern, dass am Neujahrsmorgen keine Milch ausgefahren und verteilt werden kann. Sie müssen Geldstrafen zahlen.

So viele Vermisste

Bestwig zählt aktuell 14.628 Einwohner – davon sind 3995 Flüchtlinge und Evakuierte. 295 Bestwiger sind noch in Kriegsgefangenschaft. Über das Schicksal von 452 Menschen aus Bestwig ist nichts bekannt – sie gelten als vermisst.