Meschede. Adrian Pluta ist Friseur-Azubi. Sein drittes Lehrjahr ist geprägt durch Corona. Der 20-jährige Mescheder berichtet, was das für ihn bedeutet.

Zuletzt fehlte der Rhythmus. Wenn Corona vorbei ist, dann freut sich Adrian Pluta wieder auf die Abwechslung aus Arbeit auf Freizeit, darauf, durch Meschede zu laufen „und wieder Leute zu sehen“, einen Kaffee mit Freunden zu trinken und abends ins Neheimer R-Café zu fahren. Adrian Pluta ist gerade 20 geworden. Wenn Corona vorbei ist, dann - so hofft er - hat er auch seine Gesellenprüfung zum Friseur geschafft - unter erschwerten Bedingungen, denn im letzten Jahr seiner Ausbildung musste sein Chef Yasin Kosdik für viereinhalb Monate schießen.

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Zwischenprüfung im ersten Lockdown

„Meine Zwischenprüfung wäre eigentlich im ersten Lockdown, im April 2020, gewesen“, erzählt der Mescheder. „Das ging natürlich nicht.“ Lange war nicht klar, wann sie nachgeholt wird. Letztlich fand sie im November statt. „Bis dahin waren mir dann einige meiner Modelle abgesprungen.“ Ärgerlich für den jungen Mann, aber er kann sie auch verstehen. „Wenn du einem Freund sagst, lass dir für meine Prüfung die Haar wachsen, dann geht das nicht unendlich.“

Adrian Pluta ist Friseurgeselle im dritten Lehrjahr
Adrian Pluta ist Friseurgeselle im dritten Lehrjahr © Ute Tolksdorf

Er hat die Zwischenprüfung trotzdem bestanden, auch weil sein Chef ihn unterstützt. „Das ist wirklich toll“, lobt Adrian Pluta. „Yasin macht mit mir und der Auszubildenden im ersten Lehrjahr regelmäßig Übungsabende.“ Praktisch fühlt er sich also gut vorbereitet. „Die Theorie macht mir mehr Sorgen!" Im ersten Lockdown fiel der Unterricht komplett aus. Jetzt funktioniere der Online-Unterricht einmal in der Woche am Berufskolleg in Olsberg recht gut, berichtet der Auszubildende. Zu seinen Fächern gehören Wirtschaftslehre, Betriebsorganisation, kaufmännisches Rechnen, Haare- und Kopfhautpflege, Kosmetik Materialkunde.

Acht Stunden im Distanz-Lernen auf den Handy-Bildschirm geblickt

„Aber das ist schon anstrengend, acht Stunden auf den kleinen Bildschirm zu schauen. Adrian Pluta verfolgte den Unterricht zuletzt ausschließlich am Handy.“ Klar hätte er sich für den Distanzunterricht auch einen am Laptop kaufen können. „Doch das lohnt sich nicht. Ich brauche für mich privat keinen Computer“, sagt Pluta, der noch zu Hause wohnt, „ich zocke nicht gern. In meiner Freizeit kümmere ich mich lieber um mein Auto.“ Also versucht er dem Unterricht am Smartphone zu folgen. Die Video-Funktion darf er ausstellen und das tut er meistens auch. „Aber dann passiert es natürlich noch eher mal, dass meine Gedanken abschweifen. Präsenzunterricht ist für mich eindeutig besser.“

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Dabei war Schule in den letzten zehn Wochen der einzige feste Termin für den 20-Jährigen, nachdem am 16. November die Friseure in den zweiten Lockdown gingen. „Man verliert jedes Zeitgefühl, geht spät ins Bett und schläft morgens lang. Es ist schon schwer sich zu motivieren.“ Am Anfang freute er sich noch über die freien Tage. „Aber das geht schnell vorbei, denn die Freunde müssen ja alle arbeiten."

Das Trinkgeld fehlt

Und natürlich fehlt das Geld. Zwischen 400 und 600 Euro verdient ein Friseur-Azubi vom ersten bis zum dritten Lehrjahr. Dazu kommen Trinkgelder - normalerweise. „Ohne kommt ein Friseur gar nicht zurecht.“ Wenigstens darf der Azubi nicht in Kurzarbeit, die Ausbildungsvergütung fließt also weiter.

„Aber mir fehlen die Kontakte. Ich rede gern beim Schneiden oder Lockenwickeln und kann mich gut auf die unterschiedlichsten Menschen einstellen.“ Bei der Arbeit gebe er immer sein Bestes“, betont er. Auch als Azubi durfte er daher im Salon schon an manchen Kopf oder Bart: „Wir haben so coole Kunden“, schwärmt er. Deshalb freut er sich auf den 1. März, wenn er wieder arbeiten darf, wenn für ihn als Azubi im letzten Lehrjahr auch der Präsenzunterricht wieder stattfindet und wenn das Leben wieder einen festen Rhythmus hat.

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HINTERGRUND

Adrian Pluta ist 20 Jahre alt und hat seinen Hauptschulabschluss an der Walburga-Hauptschule gemacht, bevor er mit der Ausbildung begann.

Zu seinem Berufswunsch kam er über den Girls/Boys-Day.

Ein erstes Praktikum in Kindergarten gefiel ihm dagegen nicht.

Im Salon Hairkiller, er gehört dem Bruder seines jetzigen Chefs, absolvierte er mehrere Praktika, bis er dann bei Yasin Kosdik einen Ausbildungsplatz erhielt.