Meschede. Mittlerweile sind fast alle Bewohner der Mescheder Seniorenheime geimpft. Warum und welche Schutzmaßnahmen trotzdem bleiben.

Fas alle Seniorenheim-Bewohner in Meschede sind mittlerweile zum zweiten Mal geimpft. Auch wenn damit die großen Ausbrüche in Seniorenheimen Geschichte sein müssten - die Vorsichtsmaßnahmen bleiben.

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Die Gründe dafür erläutert Silvia Koch, Leiterin des Seniorenzentrums Blickpunkt: „Zum einen wissen wir ja nicht, ob geimpfte Personen wirklich nicht mehr ansteckend sind. Außerdem greift der Impfschutz ja auch erst etwa 10 bis 14 Tage nach der zweiten Impfung.“ Hinzu kommt, dass in jedem Haus regelmäßig neue und damit ungeimpfte Bewohner und Mitarbeiter hinzukommen. Und letztlich habe die allgemeine Verfügung der Coronaschutzverordnung des Landes die entsprechenden Vorschriften auch noch nicht aufgehoben. „Also halten wir uns daran.“

Schutzmaßnahmen in den Mescheder Heimen

Zu den Schutzmaßnahmen für Besucher gehören das Messen der Temperatur, verpflichtende FFP2-Masken - in manchen Häusern gilt das nur bis zum Zimmer - und das Ausfüllen des Screening-Bogens, auf dem man unter anderem erklärt, dass man keinen Kontakt zu Erkrankten hatte. Allen Besucherinnen und Besuchern ist laut Coronaschutzverordnung vom 5. Februar ein Coronaschnelltest anzubieten. Sie dürfen die Einrichtung nur betreten, wenn ein negatives Testergebnis, das nicht älter als 48 Stunden sein darf, vorliegt. Aber auch die Bewohner und Mitarbeiter werden weiterhin regelmäßig getestet.

„Wir bleiben vorsichtig“, sagt Norbert Vowinkel, Geschäftsführer der DRK soziale Dienste Meschede und damit zuständig für das Bernhard-Salzmann-Haus, die DRK-Tagespflege in Meschede und Bestwig und den ambulanten Pflegedienst. „Wir wissen ja nicht, was mit Blick auf die Mutationen noch kommt.“ Grundsätzlich sei er aber sehr froh über diesen ersten Schritt, der allen mehr Sicherheit gebe. „Das beruhigt mich sehr.“

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90 bis 95 Prozent der Bewohner geimpft

Eine Anfrage dieser Zeitung bei den Heimen ergab: 90 bis 95 Prozent aller Mescheder Seniorenheimbewohner sind geimpft und zwischen 55 (Haus Velay) und 84 Prozent (St. Elisabeth) der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Andrea van der Lugt, Einrichtungsleiterin im Lindenhof, antwortete auf die Anfrage unserer Redaktion nicht. Sie hatte die Impfbereitschaft von Mitarbeitern und Bewohnern in einer früheren Pressemitteilung nur vage als „sehr hoch“ bezeichnet. „Ich habe den Eindruck, dass sich Mitarbeiter trotz aller Aufklärungsarbeit umso mehr impfen ließen, je weiter sie von der Pflege entfernt sind“, bedauert Norbert Vowinkel. In seinen Einrichtungen seien es rund 60 Prozent gewesen. Dirk Simmat, Einrichtungsleiter im Haus Velay, nennt Gründe, die Mitarbeiter in seinem Haus gegen eine Impfung vorgebracht hatten: „Sie wüssten zu wenig über Langzeitnebenwirkungen und hätten Bedenken wegen eines Kinderwunsches.“

Susanne Hirsch besucht ihre Mutter Edeltraud Hirsch im Elisabeth-Heim Meschede. Die Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, ist  für sie selbstverständlich.
Susanne Hirsch besucht ihre Mutter Edeltraud Hirsch im Elisabeth-Heim Meschede. Die Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, ist für sie selbstverständlich. © Brigitta Bongard

Meinungsführer geben den Ton an

Wer sich warum impfen ließ, war oft schwer nachzuvollziehen, einzelne starke Meinungsführer konnten eine ganze Abteilung mitziehen, beobachteten die Leitungen. „Wir hatten in der Mescheder Tagespflege unter den Mitarbeitern eine Impfbereitschaft von 100 Prozent“, berichtet Norbert Vowinkel, „im ambulanten Dienst 90 Prozent und in der Bestwiger Tagespflege null Prozent. Das muss ich akzeptieren.“

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Und wer sollte jetzt als nächstes geimpft werden? In die aufgeheizte Debatte dieser Diskussion wollen sich die meisten Einrichtungsleiter nicht einmischen. „Eigentlich müssten alle Angehörigen, die Ehrenamtler, Seelsorger, Ärzte sowie Therapeuten, die hier täglich ein- und ausgehen geimpft werden“, sagt Silvia Koch, „doch die Gruppe wäre dann ja schon wieder viel zu groß.“ Andrea van der Lugt formulierte in ihrer Pressemitteilung nach der ersten Impfung die Hoffnung vieler, „dass mit diesem Schritt bald wieder Alltag einkehren wird und soziale Kontakte mit Berührungen und Umarmungen verbunden sein können!“

Hintergrund

Während die Senioren aller Häuser nach Auskunft der Leiter und Leiterinnen beide Impfungen gut vertragen haben, klagten mehrere Mitarbeiter nach der zweiten Dosis mit dem Biontech-Wirkstoff über Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Fieber, ein Anschwellen des Arms oder Schmerzen an der Einstichstelle.

Für Norbert Vowinkel (DRK-Bernhard-Salzmann-Haus) waren das „erwartbare Impfreaktionen“, die zeigten dass der Impfstoff wirke. „Hier hat es jedenfalls keiner bereut.“

Auch für Silvia Koch, Einrichtungsleiterin des Seniorenzentrums Blickpunkt kam dieses Ergebnis nicht unerwartet. „Auch die Ärzte, Dr. Jonas und Dr. Jürgen Kramer, die bei uns im Haus geimpft haben, hatten vorher angekündigt, dass Jüngere eher Impfreaktionen zeigen werden.“