Gleidorf. Das Lager ist rappelvoll, Ware kann kaum noch angenommen werden. Wie die Krise das Fundhaus trifft und warum es zuletzt eigentlich so gut lief.
Das Fundhaus im Gleidorfer Gewerbegebiet ist voll. Rappelvoll. Das spricht für eine große Auswahl und Vielfalt. „Aber wir können im Grunde nichts verkaufen, unser Lager quillt inzwischen über“, sagt Silke Vollenberg, Sozialarbeiterin und Geschäftsführerin von Team Impuls als Träger des Fundhauses: „Und deshalb können wir auch keine Ware mehr annehmen. So langsam wird es frustrierend.“
Eine eigentlich positive Begleiterscheinung der Corona-Pandemie sei, dass viele Schmallenberger renovieren und ausmisten. Das war vor allem im ersten Lockdown der Fall: „Davon haben wir natürlich profitiert. Viele kamen auf uns zu, spendeten Möbel oder Textilien, machten uns sozusagen Geschenke.“ Inzwischen müsse man vieles aber ablehnen: „Es erreichen uns nahezu täglich Anrufe von Menschen, die Möbel, Bücher oder Hausrat abzugeben haben. Es ist schade, dass wir sie dann quasi vor den Kopf stoßen müssen.“
Abwarten kommt nicht infrage
Nichtstun und abwarten komme aber auch nicht infrage, weshalb die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun einen kleinen Online-Shop eingerichtet haben - mit der Hilfe eines gebürtigen Eslohers. Vollberg: „Er ist gelernter Informatiker und wollte jetzt in der Corona-Zeit Händlern beim Online-Auftritt helfen. Den Shop hat er uns quasi geschenkt.“ Von Null auf Hundert gehe es aber nicht. „Mit dem Shop üben wir momentan. Und wir können natürlich nicht das komplette Sortiment hochladen, sondern müssen eine Auswahl treffen. Aber bis so ein Shop anläuft dauert es natürlich.“ Ein paar Kunden hätten schon online bestellt, Telefonanfragen und ein Anprobieren oder Anschauen vor dem Fundhaus seien mit Maske und Abständen auch möglich: „Auch wenn das natürlich die Verluste nicht kompensiert. Die Umsätze fehlen, uns geht es da nicht anders als allen anderen Händlern.“
Dabei ging es dem Fundhaus seit der Gründung 2010 gut, „denn Second-Hand liegt voll im Trend“, sagt Vollenberg: „Da hat es in den letzten Jahren wirklich ein deutliches Umdenken gegeben. Das ist nicht mehr zweite Wahl oder einfach gebraucht. Viele Leute denken nachhaltig, suchen besondere und ausgefallene Stücke. Die Kundschaft hat sich dahingehend wirklich verändert.“ Viele kämen, weil sie auf der gezielten Suche sind, andere wollen „einfach mal schauen“. Fundhaus-Mitarbeiterin Sarah Fresen: „Und ein bisschen ist es auch zum Eventshopping geworden. Wir haben in der oberen Etage ja dann auch unser Café, im Keller noch das große Möbellager.“ Weil man dort überall aber keine Kunden begrüßen kann, wird im Schaufenster wenigstens mit einer Bücher-Verschenk-Aktion geworben: „Wir haben solche Massen an Büchern, da müssen wir irgendwann auch aussortieren.“
Viel Ware muss abgelehnt werden
Vieles mussten die Fundhaus-Mitarbeiter um Tischlermeister Matthias Vollberg aber auch in der Vergangenheit vor der Pandemie schon ablehnen: „Wir machen ja auch Haushaltsauflösungen, aber es ist bei weitem nicht alles zu gebrauchen, vieles ist auch veraltet oder Müll.“ Manche Möbel seien aber auch versteckte Schätze, die dann in der Werkstatt aufbereitet, geschliffen, nachbearbeitet und lackiert werden: „Hier stehen einige restaurierte Liebhaber-Stücke, die quasi nur auf die Kunden warten.“
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Mitarbeiter mussten bislang zum Glück noch nicht gekündigt werden: „Wir hoffen, dass wir das mit ein paar mehr Urlaubstagen hinbekommen.“ Ideell und finanziell wird das Fundhaus von Team Impuls als Bildungsträger unterstützt, Ziel sei auch nicht die reine Betriebswirtschaftlichkeit, sondern auch, Menschen mit der Arbeit im Fundhaus eine neue Chance zu geben: „Ziel ist nicht der Gewinn, sondern die Integration.“ Neben Matthias Vollberg sind im Fundhaus aktuell noch drei weitere Mitarbeiterinnen beschäftigt, es gibt weitere Trainings- und Beschäftigungsangebote.
Das Fundhaus
Nach der Corona-Pandemie soll im Fundhaus auch wieder ein Repair-Café angeboten werden, wo Artikel wie defekte Rasenmäher, Kaffeemaschinen oder Radios gemeinschaftlich repariert werden können: „Das geht aber auch erst, wenn die Kontaktbeschränkung gelockert wird.“
Im vergangenen Jahr hätte das Fundhaus eigentlich zehnjähriges Jubiläum feiern wollen, das wird bei Zeiten aber nachgeholt.
Weitere Informationen unter fundhaus@team-impuls-schmallenberg.de, www.fundhaus-schmallenberg.de und www.facebook.com/fundhaus