Meschede. Janine Frazão Sobral wollte keinen typischen Frauenberuf. Sie berichtet, was ihr in der Ausbildung zur Elektronikerin bei Elektro Kramer gefiel.

Wenn wir irgendwelche Probleme mit dem Strom haben, rufen wir den Elektriker. Der heißt allerdings schon seit 2003 Elektroniker. Außerdem kann es uns passieren, dass uns eine Elektronikerin aus der Patsche hilft. Das ist für viele heute noch etwas gewöhnungsbedürftig: Neue Berufsbezeichnung und dann auch noch eine Frau.

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Janine Frazão Sobral, Jahrgang 2000, hat im Januar 2021 ihre Ausbildung zur Elektronikerin mit Erfolg abgeschlossen. Nach ihrem Schulabschluss absolvierte sie ihre Ausbildung zur Elektonikerin mit der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik bei der Firma Elektro Kramer in Meschede. Selbstbewusst und fröhlich steht die junge Frau im Interviewtermin, bei dem auch Peter Schnettler, Techniker und Ausbildungsbetreuer in der Firma Elektro Kramer, anwesend ist, zu ihrem Beruf.

Wie kommt man als Frau zu dem Berufswunsch Elektronikerin?

Janine Frazão Sobral: In der neunten Klasse habe ich ein Berufspraktikum bei Elektro Kramer absolviert. Anschließend hat man mir dort eine Lehrstelle angeboten, und ich habe direkt zugesagt. Bis heute habe ich diese Entscheidung noch keine Minute bereut. Ich wollte keinen dieser typischen Frauenberufe erlernen, das Praktikum hat mir sehr viel Spaß gemacht, so einfach war das. Ich weiß, dass ich die erste weibliche Auszubildende hier bin, ich habe 24 Kollegen (Monteure), und die Zusammenarbeit klappt ausgezeichnet.

Wie ist das Verhältnis zu Ihren männlichen Kollegen?

Janine Frazão Sobral: Absolut problemlos, ich werde als gleichwertig akzeptiert. In der Berufsschule war ich ja ebenfalls die weibliche Ausnahme. Auch da gab es keine Komplikationen. Meine beiden Brüder, einer älter, einer jünger, haben mich vorbereitet: Jungen sind irgendwie immer etwas lauter als Mädchen, aber damit komme ich gut klar, denn ich kann auch lautstark meine Ansichten vertreten. Ich fühle mich als Kumpel unter Kumpeln.

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Wie reagieren die Kunden?

Janine Frazão Sobral: Eigentlich immer sehr positiv. Negative Reaktionen habe ich überhaupt noch nicht erlebt, eher im Gegenteil: Das finden viele Kunden richtig gut.

Peter Schnettler: Wir bekommen viel positives Feedback zu unserer Elektronikerin. Die Kunden reagieren äußerst positiv, was natürlich auch an der fröhlichen, fachlich kompetenten und immer freundlich zugewandten Janine liegt. Jedenfalls wollen wir demnächst wieder eine weibliche Auszubildende einstellen. Das hat sich bewährt.

Gibt es denn gar nichts, was Ihnen nicht so an Ihrem Beruf gefällt?

Janine Frazão Sobral: Also, was mir besonders gefällt, ist der Kundenkontakt, das liegt mir einfach und die Vielseitigkeit ist schon eine Herausforderung. Nur, wenn wir über Tage immer nur ein und dasselbe tun müssen, zum Beispiel Kabelverlegen, dann kommt natürlich schon mal etwas Langeweile auf. Dafür gibt es dann aber auch spannende Momente. Beim Kontrollieren alter Leitungen kann man schon mal abgeknickte Leitungen vor dem Zähler finden… Wer auch immer hier Strom „gespart“ hat: Das ist illegal!

Bleibt Ihnen noch Zeit für Familie und Hobby?

Janine Frazão Sobral: Mein Hobby ist die Malerei, Acrylfarben auf Leinwand. Das kam während der Lehrzeit etwas zu kurz. Ich weiß, dass sowohl mein Hobby als auch meine Berufswahl nicht unbedingt als konventionell oder angepasst gelten. Für mich ist es ganz normal und ich freue mich, dass die meisten Menschen hier das genau so sehen.

>>>HINTERGRUND

In handwerklichen Berufen liegt der Frauenanteil bei neugeschlossenen Ausbildungsverträgen bei ca. 20 Prozent.

In den gewerblich-technischen Berufen sind Frauen unterrepräsentiert. Insgesamt sind ca. 12 Prozent der Elektroniker weiblich.

Die Ausbildung wird in acht Schwerpunkten angeboten und dauert insgesamt dreieinhalb Jahre.