Meschede. Als Betreuungskraft alte oder behinderte Menschen betreuen - ein Job eher für Frauen? Das sieht Dieter Becker aus Meschede ganz anders.

Eine Betreuungskraft für Senioren, Menschen mit Behinderung und/oder Demenzerkrankung nach § 53c (SGB XI) wird auch als Seniorenbetreuer, Alltagsbetreuer, Betreuungsassistent oder zusätzliche Betreuungskraft bezeichnet. Zu den Aufgaben einer Betreuungskraft zählen: Alltagsbegleitung und Unterstützung, Förderung und Aktivierung durch Gespräche, Freizeitbeschäftigung, Motivation zu neuen Aktivitäten und die Stärkung kognitiver Fähigkeiten.

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Rein pflegerische Tätigkeiten zählen nicht zum Aufgabenbereich eines Demenzbetreuers. Dieter Becker, Jahrgang 1959, gelernter Betriebsschlosser, anschließend als Autohändler tätig, hat noch einmal zur Betreuungskraft umgeschult. „Das waren 240 Stunden Ausbildung, 160 in der Theorie und 80 in der Praxis, die sich für mich sehr gelohnt haben“, berichtet uns der in Meschede lebende Dieter Becker, der seit vier Jahren im Verein Herbstlicht arbeitet.

  Pflegekraft Dieter Becker - liebt seinen Beruf.
  Pflegekraft Dieter Becker - liebt seinen Beruf. © Privat

Der Alltag

Seinen beruflichen Alltag schildert er so: „Eine ganz wichtige Konstante ist die Fortbildung in meinem Beruf: 16 Stunden werden jährlich mindestens gefordert, und das ist gut so.“ Ansonsten gebe der Kunde vor, wie er die gemeinsame Zeit gern gestalten möchte. „Je nach körperlicher Verfassung verbringen wir zwischen ein bis drei Stunden pro Woche gern außerhalb der Wohnung. Ist das nicht möglich, versuche ich möglichst viele Sinne anzusprechen, dabei kommt das Lachen nie zu kurz.“

Bei dementiell veränderten Kunden sei es wichtig, eine Struktur der Sicherheit zu schaffen. Das erfordere Zeit, Geduld und Empathie. „Unsere Kunden belohnen uns reichlich, wenn sie zufrieden sind oder man bemerkt, dass sie sich mit uns wohl fühlen.“

Im ersten Lockdown keine Besuchsmöglichkeit

Corona hat auch seinen Alltag verändert. „Während des ersten Lockdowns konnten wir unsere Kunden nicht besuchen. Das hat alle sehr belastet, und ich habe bemerkt, wie sehr auch mir meine Arbeit fehlte“ Inzwischen verfüge Herbstlicht aber über ein gut organisiertes Hygienekonzept, das Kunden und Betreuer schütze. „Wir versuchen, uns so viel wie möglich an der frischen Luft aufzuhalten.“

Immer wieder neue Menschen und neue Herausforderungen kennenzulernen, empfindet Dieter Becker als sehr bereichernd. „An den Rückmeldungen der Familienangehörigen merke ich, wie sehr unsere Arbeit sie entlastet und wie dankbar sie dafür sind.“

Knappe Gelder der Pflegekassen

Schade sei es, dass die Gelder der Pflegekassen für die Betreuung so knapp bemessen sind. „Da könnte man zur Entlastung der Angehörigen noch so viel mehr bewegen.“ In Meschede stoße er überwiegend auf Akzeptanz und Rücksichtnahme gegenüber Menschen mit Handicaps. „Einige wenige möchte ich allerdings manchmal schon gern daran erinnern, dass auch sie sehr schnell in eine Situation kommen können, in der sie auf Hilfe angewiesen sind.“

Insgesamt bereichere sein Beruf sein Leben. „Ich kann besonders auch Männern empfehlen, einmal in diese Arbeit reinzuschnuppern. Das Gefühl, wenn ein Kunde durch meine Hilfe nach und nach wieder auf die Beine kommt, ist wunderschön. Das empfinden Männer wie Frauen gleich.“

>>>HINTERGRUND

Eine Betreuungskraft benötigt eine Qualifizierung, die in § 53c (Sozialgesetzbuch XI) festgelegt ist. Die Ausbildung kostet circa 1200 Euro, die häufig vom künftigen Arbeitgeber oder durch Fördermittel der Arbeitsagentur übernommen werden.

Der Verein Herbstlicht in Meschede wurde im Jahr 2010 von Birgit Koch und Iris Ackermann gegründet. Insgesamt arbeiten dort 33 weibliche Mitarbeiterinnen und 2 männliche Mitarbeiter. Der Beruf gilt als „zukunftssicher“.