Schmallenberg. Seit dem 16. Dezember sind Friseurgeschäfte dicht. Kristin Schulte spricht über Schwarzarbeit-Anfragen und fehlende Corona-Hilfen.

Mutige legen selber Hand an, andere versuchen es mit einer Mütze zu kaschieren, wieder andere lassen einfach wachsen. Dass die Friseure nun schon seit Mitte Dezember geschlossen haben, ist nicht zu übersehen. Die Menschen wollen wieder zum Friseur, die Friseure wollen wieder arbeiten. Doch die Corona-Pandemie lässt das aktuell nicht zu.

„Die Frage ist, wie lange es noch so weitergeht, so weitergehen kann“, sagt Kristin Schulte von Kristins Haarkunst in der Schmallenberger Elisabethstraße: „Wir haben den zweiten Lockdown zwar für Renovierungsarbeiten, für den Einbau neuer Fenster und neuer Heizungen genutzt. Aber jetzt warten wir quasi, dass wir wieder arbeiten dürfen, haben keine Einnahmen und müssen an das Ersparte.“ Das sei frustrierend: „Vor allem wenn man die vollen Busse sieht, wo die Leute dich gedrängt sitzen. Und wir müssen schließen?“

Extra Hygienekonzept für Salon überlegt

Im Salon habe man sich extra ein Hygienekonzept überlegt. Keine Warteecke, immer nur ein Friseurin und ein Kunde im Geschäft, verlängerte tägliche Öffnungszeiten von 7 bis 21 Uhr und arbeiten im Schichtdienst: „Und das hat auch gut geklappt - bis zum 16. Dezember.“ Seitdem hängt wieder das Geschlossen-Schild in der Tür, die Waschbecken sind trocken und die Scheren liegen unberührt im Schrank: „Wir würden ja gerne und die Kunden wünschen sich das auch.“

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Deshalb wird Kristin Schulte auch immer öfter gefragt, ob sie nicht „unter der Hand“, Haare schneiden könne. Das müsse ja keiner mitkriegen, sagen viele Kunden: „Aber das mache ich natürlich nicht. Wir alle müssen uns an die Corona-Spielregeln halten, da gibt es auch keine Ausnahmen.“ Zudem habe der Lockdown ja die Absicht, Kontakte zu minimieren. Ein Friseur-Hausbesuch wäre dann fahrlässig, sagt Schulte: „Die Leute legen viel Wert auf ihr Äußeres, gerade von Älteren bekomme ich momentan viele solcher Anfragen. Es tut mir dann auch Leid, wenn ich das alles ablehnen muss.“

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Stylingtipps, wenn möglich, gibt Kristin Schulte dann am Telefon: „Ich würde auf jeden Fall davon abraten, selber Hand anzulegen.“ Bei einem Maschinen-Kurzhaarschnitt sei die Fallhöhe nicht so groß, aber zum Beispiel einen Pony selber zu schneiden kann Schulte nicht empfehlen: „Ich kenne genug Fälle, wo das schiefgegangen ist. Die Leute denken, dass es so schwer nicht sein kann, die Ergebnisse sprechen dann aber häufig Bände.“

Das beste Mittel ist Humor

Und solche Missgeschicke brauchen ihre Zeit, um wieder „herauszuwachsen“. Deshalb: „Lieber nicht selber schneiden, sondern probieren, das Beste aus den langen Haaren zu machen.“ Vielleicht den Scheitel zur anderen Seite kämmen, mit Zopfgummis und Klammern arbeiten oder die Haare hinter die Ohren kämmen: „Und auch bei den Pflegeprodukten sollte man sich eventuell umstellen. Längere Haare bei Männern brauchen ein anderes weicheres Gel als kurze Haare zum Beispiel.“

Das beste Mittel, so Schulte, sei aber Humor: „Es betrifft doch alle momentan. Also einfach aushalten.“ Mit den Kunden versuchen Becker und Mitarbeiterin Ninja Wulff möglichst regelmäßig in Kontakt zu stehen - was Beratung, aber auch Termine angehe: „Wobei wir momentan keine Termine aufnehmen. Wir wissen ja nicht, wann wir wieder öffnen.“ Die, die schon im vergangenen Jahr Termine vereinbart haben, haben Glück: „Der Ansturm nach dem ersten Lockdown war schon enorm, das wird in diesem Fall noch heftiger. Das wird dauern, bis wir das alles abgearbeitet haben.“

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Ärgerlich sei aber, dass die versprochenen Corona-Hilfe nicht kämen, sagt Schulte: „Bislang ist hier nichts eingegangen, obwohl es uns versprochen wurde.“ Kredit-Angebot seien schön und gut, würden aber nicht helfen: „Die müssen wir ja auch wieder zurückzahlen. Wir sind jetzt schon am Limit. Wir fühlen uns im Stich gelassen, irgendwie muss ich ja auch die laufenden Kosten bezahlen. Es muss sich etwas ändern.“

Kristins Haarkunst

Während des Lockdowns nutzen Schulte und Wulff auch die Zeit, um sich bei Videokonferenzen fortzubilden und neue Produkte kennenzulernen.

In der Elisabethstraße gibt es den Salon seit fast sechs Jahren.

Über ihre Facebookseite füttern Schulte und Wulff Interessierte mit Neuigkeiten und Informationen.

Laut einer Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks beklagen 60 Prozent der Betriebe Existenzängste, im Schnitt erwarten sie einen Umsatzverlust von 30 Prozent. Klar sei, dass nicht jeder Salon wieder öffnen werde.