Oberhenneborn. Schwaches Internet und kaum Rückmeldungen? Schülerin Marina Stöwer von der Erich-Kästner-Realschule erzählt vom Homeschooling-Alltag.

Der Wecker klingelt um 7.20 Uhr morgens und Marina Stöwer aus Oberhenneborn macht sich für den bevorstehenden Schultag fertig. Doch anders als sonst, steigt sie danach nicht in den Schulbus in Richtung Bad Fredeburg zur Erich Kästner-Realschule, sondern setzt sich an den Schreibtisch zuhause. Seit einigen Wochen ist dies für Schülerinnen und Schüler in ganz Deutschland Lockdown-bedingt die neue Realität. Doch wie läuft das Homeschooling und was bedeutet der Distanzunterricht für den eigenen Abschluss?

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Gegenüber dem ersten Lockdown im März 2020 sieht Stöwer im derzeitigen Homeschooling eine klare Verbesserung. Im Gegensatz zum letzten Jahr rufen die Schülerinnen und Schüler die Aufgaben nicht mehr über die Schul-Homepage ab, sondern arbeiten auf der Lernplattform Logineo. Die Lehrkräfte laden dort die Aufgaben für die Woche zum Wochenbeginn hoch und entscheiden, wie lange die Schülerinnen und Schüler für die Bearbeitung Zeit haben – mal ist es die gesamte Woche, mal müssen die Aufgaben an dem Tag, an dem das Fach regulär stattfinden würde, bearbeitet werden.

Bewertung mit Punkteschema

Die fertigen Aufgaben müssen anschließend bei Logineo eingestellt werden und werden daraufhin von den Lehrkräften beispielsweise nach dem Raster 0 bis 100 Punkte bewertet. „Dies finde ich persönlich allerdings schwierig, da mir die reine Punktzahl nicht meine Fehler aufzeigt, besonders in Fächern wie Deutsch und Englisch“, kritisiert Stöwer. Zudem gefalle ihr zwar, dass man über Logineo die Lehrkräfte kontaktieren kann, allerdings erhielte man oft nicht direkt eine Antwort und könne daher erst nach einigen Stunden nach Erhalt der Antwort an der Aufgabe weiterarbeiten.

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Online-Meetings würden in der Regel nicht stattfinden, da die Plattform dann überlastet sei, der Server abstürze und man ständig aus der Konferenz fliege – „Also echtes Chaos“, beschreibt Stöwer. Doch genau diese Videokonferenzen fehlen ihr: „Für die Hauptfächer würde ich mir gelegentlich Videokonferenzen wünschen, damit man einfach mal mit den Lehrkräften reden kann. Dann könnte man sich auch mit den Mitschülerinnen und Mitschülern austauschen und hätte nicht so stark das Gefühl, dass man auf sich allein gestellt ist.“

Die Frage, ob sie sich überfordert fühlt, verneint Stöwer. „Am Anfang der Woche denke ich mir manchmal: ‚Oh Gott, so viele Aufgaben, wie soll ich das alles schaffen?‘. Aber das hat sich meiner Meinung nach im Gegensatz zum ersten Lockdown auch verbessert. Da hatte man das Gefühl, dass die Lehrkräfte noch nicht richtig einschätzen konnten, wie viele Aufgaben in einer Woche zu schaffen sind und haben daher oft zu viele Aufgaben gestellt.“ sagt sie.

Tägliche Routine entwickelt

Für sich selbst habe sie eine Routine gefunden, mit dem sie den Schulalltag gut meistert: Zur gewohnten Zeit aufstehen, eine To-do-Liste erstellen, Aufgaben bearbeiten, frühstücken, weitere Aufgaben bearbeiten, Mittagessen. Nach diesem System schaffe sie pro Tag meist die Aufgaben von bis zu drei Fächern. Habe sie besonders viele Aufgaben zu bearbeiten, setze sie sich auch am Nachmittag noch einmal an den Schreibtisch.

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Doch Stöwer vermisst den Unterricht in Präsenz: „Mir fehlt der ‚Spaßfaktor‘ an der Schule, also wenn man vor Ort die eigenen Freunde sieht. Zuhause erledigt man nur die Aufgaben und hat derzeit auch keinen anderen Ausgleich. Zusätzlich vermisse ich schulinterne Veranstaltungen wie Karneval und Klassenfahrten.“

Zudem schätze sie es, dass in der Schule stets eine Lehrkraft vor Ort für Nachfragen und Erklärungen zu Verfügung steht, an die man sich wenden kann. „Ich kann zwar über die Lernplattform bei der betreffenden Lehrkraft nachfragen, aber ich möchte auch nicht wegen jeder Kleinigkeit schreiben“, erklärt Stöwer.

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Wie sie dem restlichen Schuljahr entgegenblickt? „Ich weiß auch nicht recht. Man bearbeitet zwar Woche für Woche die Aufgaben, aber wenn wieder Präsenzunterricht stattfinden darf, muss vermutlich viel wiederholt werden, da nicht garantiert werden kann, dass auch wirklich alle Schülerinnen und Schüler mit dem Stoff hinterhergekommen und auf dem gleichen Stand sind.“ Auch was ihre zentralen Abschlussprüfungen betrifft, ist sie sich unsicher: „Ehrlich gesagt fühle ich mich nicht gut vorbereitet. Ich frage mich, ob ich das überhaupt alles schaffe.“ Dennoch blicke sie gespannt den kommenden Wochen und Monaten entgegen, was auch immer da kommen möge.