Fleckenberg/Jagdhaus. Förster Hubertus Greißner beklagt das Verhalten von Touristen und Einheimischen: Motorcross-Rennen, Drifts, Müll und gefährliche Rodel-Versuche.

Hubertus Greißner und Wolf-Christian Delius verbindet viel. Die Freude am Wald, am Wild und am Naturschutz. Und der Ärger über Einheimische und Touristen, die sich im heimischen Forst nicht an die Regeln halten. Wolf-Christian Delius, ehemaliger Leiter des Bundesforstamtes in Senne sowie Besitzer von 76 Hektar Wald in und um Jagdhaus und Hubertus Greißner, Förster im Revier Fleckenberg. „Das Ausmaß der Zerstörung und Umweltverschmutzung hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen“, sagt Greißner: „Der Wald wird zum Abenteuerspielplatz und Erlebnispark – ohne Rücksicht auf Verluste.“

Hubertus Greißner (links) und Wolf-Christian Delius kritisieren das Verhalten einiger Waldbesucher.
Hubertus Greißner (links) und Wolf-Christian Delius kritisieren das Verhalten einiger Waldbesucher. © Alexander Lange

Die Täter seien nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische. Sie hinterlassen Müll auf den Waldwegen, fahren mit Motorcross-Maschinen querfeldein oder driften mit ihren Autos auf verschneiten Flächen: „Das sind Jugendliche und Erwachsene. Früher habe ich nur ermahnt, heute schreibe ich direkt eine Anzeige.“

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Meistens käme als Antwort, man wisse nicht, dass so etwas verboten sei, sagt Greißner: „Aber diese Ausrede kann ich nicht mehr hören. 90 Prozent der Leute halten sich an die Regeln, aber 10 Prozent tun es nicht.“

Frischgepflanzte Baumkulturen werden zerstört

Gerade jetzt im Winter würden viele mit Skiern oder Schlitten durch frischgepflanzte Baumkulturen fahren oder rodeln: „Die knicken die Pflanzen ab. Unserem Wald geht es sowieso nicht gut und das kommt noch obendrauf.“ Verschneite Holzpolter würden von Touristen sogar als Rutsche genutzt: „Das ist brandgefährlich, die liegen lose aufeinander.“ Schnell sei ein Bein eingeklemmt oder gebrochen, Wege für den Rettungsdienst seien dann meistens auch noch zugeparkt. Auch Autoreifen, die als Schlitten genutzt wurden, habe Greißner im Wald gefunden: „Das ist einfach nur frustrierend.“

Holzpolter wurden als Rodelpisten genutzt. „Viel zu gefährlich“, sagt Hubertus Greißner.
Holzpolter wurden als Rodelpisten genutzt. „Viel zu gefährlich“, sagt Hubertus Greißner. © Alexander Lange

Fast täglich könne er einen Müllsack mit Resten füllen, die er im Wald findet: „Der Respekt vor Eigentum und Natur scheint inzwischen verschwunden zu sein.“Jeder sei im Wald willkommen, solange er auf den Wegen bleibe und sich an die Regeln halte: „Und das gilt auch für E-Mountainbiker, die meinen, durch Dickungen und Kulturen zu fahren.“

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Das sei nicht nur gefährlich, sondern schlichtweg auch nicht erlaubt: „Der Umgang mit Wald hat nachgelassen, aber wir sind da bei vielem machtlos, können ja nicht überall Streife fahren. Wir können nur an den gesunden Menschenverstand appellieren.“

Verbotsschilder werden ignoriert

Zustimmung erhält Greißner von Wolf-Christian Delius. Der gebürtige Ostwestfale lebt in Jagdhaus, ist Waldbesitzer und bekennender Jäger: „Mir liegt die Natur wirklich am Herzen.“ Er habe Verständnis, dass die Menschen gerade in Corona-Zeiten raus wollen, wandern und spazieren oder Schnee erleben wollen: „Das ist ja auch in Ordnung, aber inzwischen ist unser Wald zum Tummelplatz der Stadtbevölkerung geworden. Schnee ist die beste Spurensicherung, da sieht man, wo die Leute überall unterwegs sind.“

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Verbotsschilder würden gekonnt ignoriert. Tausende neue Pflanzen habe man im vergangenen Jahr gesät, die von Wanderern oder Schlittenfahrern zertrampelt wurden: „Mit Wildkameras wollen wir eigentlich das Wild beobachten und schauen, wo es unterwegs ist. Wir haben aber immer öfter Menschen auf den Bildern.“ Wald sei fremdes Eigentum, da schütze Unwissenheit vor Strafe nicht: „Denn auf den verursachten Schäden bleibe ich am Ende sitzen.“

Wer sich fernab der Wege aufhalte oder in Dickungen gehe, scheuche das Wild auf. Das sei momentan im Ruhemodus, habe den Organismus heruntergefahren, eine Flucht verbrauche viele Ressourcen: „Das Wild leidet darunter und kann sogar daran verenden.“ Das Wegenetz im Sauerland sei groß genug, da müsse man nicht noch querfeldein spazieren, sagen Delius und Greißner.